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Adventssymposium in Köln

Fortbildung mit Falldiskussion
Zum nunmehr 17. Mal luden Dr. Omid Kermani und Dr. Georg Gerten, Augenklinik am Neumarkt, zum Adventssymposium nach Köln ein und boten den rund 150 teilnehmenden Augenärzten ein vielfältiges Themenspektrum. Der Schwerpunkt der Veranstaltung, die unter dem Thema „Paradigmenwechsel in der Augenheilkunde“ stand, galt den Patientenfällen, die in Form von „Live-Visite“ vorgestellt wurden. Weitere Höhepunkte waren die erstmalig stattfindende berufspolitische Diskussion sowie die Spendenübergabe an die Augenklinik in Nepal. Von Katica Djakovic.

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Nach Begrüßungsworten von Dr. Georg Gerten und Kölns Bürgermeister Hans-Werner Bartsch eröffnete Prof. Dr. Gernot Duncker, Halle, das wissenschaftliche Programm. Duncker referierte zum Thema Kornea und zeigte unter anderem Indikationen für Keratoprothesen auf sowie Möglichkeiten der Hornhautstabilisation mittels UV-Vernetzung, Kornearingen oder ICL-Implantationen. Ein Update zur Refraktiven Chirurgie gab Dr. Jørn Jørgensen, Hamburg, der kurz die Marktlage in 2009 skizzierte, die aufgrund der Finanzkrise einen Rückgang der LASIK in Deutschland um 20 bis 30 Prozent zeige, während es bei Linsen hingegen stabil geblieben sei, und anschließend die Bandbreite der verschiedenen Behandlungsmethoden betonte: Ein Laserzentrum sei mehr als nur LASIK. Einen Ausflug in die Vergangenheit der Kataraktchirurgie, über Starstechen, Kyroextraction und Phakoemulsifikation, machte Prof. Dr. Detlef „Tony“ Uthoff, Kiel, und stellte einen gegenwärtigen Paradigmenwechsel fest: Es reiche heute nicht aus, eine IOL auszutauschen, sondern die Patientenselektion und -aufklärung sei ein wichtiger Parameter für die postoperative Patientenzufriedenheit. Das Thema Netzhaut wurde getrennt vorgetragen unter „medical retina“ (Prof. Dr. Peter Esser, Köln: „Gibt es neben AMD andere Einsatzmöglichleiten von Anti-VEGF?“) und „surgical retina“ (Dr. Birgit Böhm, Köln: „Neue Therapien für feuchte AMD“, wie etwa die Strahlentherapie ab interno mit Strontion 90).

So interessant, spannend und abwechslungsreich die Vorträge der hochkarätigen Referenten durchweg waren: Es waren die Patientenfälle, die – „live“ in Form einer „Visite“ vorgestellt und diskutiert – für das „gewisse Etwas“ sorgten. Insgesamt 15 Patienten fanden sich, trotz zweitem Adventswochenende und einen Tag vor Nikolaus, im Belgischen Haus ein und forderten das fachliche Wissen sowohl der Experten als auch des Auditoriums heraus und standen Rede und Antwort, wie etwa der 36-jährige Taxifahrer nach PRK und Vernetzung; der 27-jährige Dachdecker mit torisch gefertigter Sulcuslinse oder der 76-Jährige mit diffraktiver IOL.

Berufspolitische Diskussion

Über die Gesundheitspolitik der neuen Bundesregierung sollten Wilfried Jacobs (Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland) und Prof. Dr. Jürgen Fritze (Bundesverband der privaten Krankenversicherung) diskutieren, aber anstelle Auseinandersetzung hörten Moderatorin Dr. Ruth Kölb-Keerl (Beiratsvorsitzende des BDOC) und das Auditorium friedliche Eintracht. So kritisierten Jacobs und Fritze, dass schlechte Medizin zu gut bezahlt würde und es keine sinnvollen Qualitätsindikatoren gebe. Und, auch hier waren sich beide einig, es müsse ein Gremium geben, das überprüft, ob eine Innovation auch wirklich was Neues ist. Derlei Aussagen sorgten im Auditorium für hitzige Wortmeldungen: Der EBM passe nicht mehr, war zu hören, so seien Leistungen wie Glaukom- und Makuladiagnostik noch nicht in der GKV abgebildet. Und: Augenärztliche Leistungen ließen sich nicht pauschal, wie etwas bei den Hausärzten, abbilden.

Spendenaktion „Augen für Augen“

Last but not least, sondern das „I-Tüpfelchen“ einer ausgesprochen gelungenen und kurzweiligen Fortbildung in Köln war die Schecküberreichung an Dr. Albrecht Hennig. Das Hilfsprojekt „Augen für Augen“ wurde von Dr. Omid Kermani ins Leben gerufen, um Hennig bei seinem Engagement in Nepal zu unterstützen: Die Ärzte der Augenklinik am Neumarkt spendeten pro Operation zehn Euro ihres Honorars und konnten Hennig einen Scheck über 10.000 Euro überreichen. Hennig, der den Scheck gemeinsam mit seiner Frau dankend entgegen nahm, hatte vorab eindrucksvoll über seine mittlerweile 25 Jahre Engagement in Nepal berichtet. Sowohl das Auditorium als auch die Experten zeigten sich beeindruckt über den persönlichen Einsatz des Kollegen, der mit wenig Mitteln und unter einfachsten Bedingungen den Menschen in Lahan hilft.

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