150 Jahre Augenklinik Tübingen
Am 17. und 18. Oktober beging die Augenheilkunde des Universitätsklinikums Tübingen ein besonderes Jubiläum: Die Universitäts-Augenklinik wurde 150 Jahre alt. Gleichzeitig feierte das Forschungsinstitut für Augenheilkunde sein 35-jähriges Bestehen und der international renommierte Augenmediziner Prof. Eberhart Zrenner seinen 80. Geburtstag. Mit einem wissenschaftlichen Symposium wurden diese drei Meilensteine der Tübinger Augenheilkunde gewürdigt. Seit 1875 werden in Tübingen Menschen mit Augenerkrankungen behandelt – das macht die Universitäts-Augenklinik zu einer der ältesten ihrer Art in Deutschland. Heute zählt sie zu den modernsten und forschungsstärksten Zentren der Augenmedizin in Europa. Die Geschichte der Klinik ist geprägt von medizinischen Innovationen, internationaler Zusammenarbeit und dem Anspruch, Patientinnen und Patienten bestmöglich zu behandeln und zu begleiten. „Wir blicken mit Stolz auf 150 Jahre universitäre Augenheilkunde in Tübingen – und mit Neugier auf das, was kommt“, so Prof. Karl Ulrich Bartz-Schmidt, Ärztlicher Direktor der Augenklinik. „Unser Ziel war und ist es, Sehvermögen zu erhalten oder wiederherzustellen – durch exzellente Medizin, intensive Forschung und engagierte Aus- und Weiterbildung. Die gemeinsamen Fortschritte von Institut und Klinik der letzten Jahrzehnte – von der Netzhautimplantation bis zur Gen- und Zelltherapie – waren dabei Meilensteine für viele Betroffene.“
„Die Augenheilkunde ist ein Paradebeispiel dafür, wie Forschung und klinische Anwendung Hand in Hand gehen können“, sagt Prof. Dr. Marius Ueffing, Direktor des Forschungsinstituts für Augenheilkunde. „Unsere Arbeit in Tübingen zeigt, dass Grundlagenforschung unmittelbar zur Entwicklung neuer Therapien führt – Therapien, die weltweit Patientinnen und Patienten zugutekommen. Dieses Jubiläum ist für uns deshalb nicht nur Rückblick, sondern auch Ansporn für die Zukunft.“ Das Jubiläumssymposium richtete sich an Fachpublikum aus Klinik und Forschung und fand am 17. Oktober statt. Diskutiert werden aktuelle Entwicklungen in der Augenheilkunde – von KI-gestützter Diagnostik über innovative Netzhautimplantate bis zu Gentherapien für erbliche Netzhautdegenerationen.
Einen besonderen Platz nahm die Würdigung des Lebenswerks von Professor Zrenner ein: Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Eberhart Zrenner prägte als Gründungsdirektor des Forschungsinstituts für Augenheilkunde an der Universität Tübingen über Jahrzehnte hinweg die Forschung und klinische Entwicklung im Bereich der Netzhauterkrankungen. Besonders bahnbrechend war seine Arbeit an retinalen Prothesen, insbesondere der Entwicklung eines subretinalen Netzhautchips mit 1.600 Pixeln, der blinden Menschen mit Retinitis pigmentosa wieder eine gewisse Sehkraft ermöglichte. Darüber hinaus war er federführend an der weltweit ersten Gentherapie-Studie bei Achromatopsie (CNGA3) beteiligt. Zrenner studierte Elektrotechnik und Medizin an der TU München und forschte unter anderem am Max-Planck-Institut in Bad Nauheim sowie am National Eye Institute (NIH) in den USA. 1989 übernahm er den Lehrstuhl für Augenheilkunde in Tübingen, wo er nicht nur das Institut für Augenforschung gründete, sondern auch eine Spezialklinik für erbliche Netzhauterkrankungen etablierte. Mit über 625 wissenschaftlichen Publikationen, 66 Patenten und einem h-Index von 86 zählt er zu den weltweit meistzitierten Forschern seines Fachgebiets. Für seine Verdienste wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter die Albrecht-von-Graefe-Medaille der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (die höchste Auszeichnung der Fachgesellschaft). Auf dem DOC-Kongress 2025 wurde Zrenner für sein herausragendes Lebenswerk und seine Verdienste um die Augenheilkunde in die Hall of Fame aufgenommen.
Quelle: Universitäts-Augenklinik Tübingen

