Zum 7. Kongress der Augenärztlichen Akademie in Düsseldorf

AAD solidarisiert sich mit streikenden Kollegen
Vom 21. bis 25. März tagte im Düsseldorfer Congress Center die Augenärztliche Akademie Deutschland (AAD) zum siebten Mal als gemeinsame Veranstaltung von BVA und DOG. 5.000 Teilnehmer besuchten den größten deutschsprachigen Fort- und Weiterbildungskongress, der dieses Jahr unter dem Thema „Operative Behandlung von Augenkrankheiten – Indikationen, Techniken, Nachsorge“ stand. Ein anderes aktuelles Thema stand nicht weniger im Mittelpunkt: Der Streik der niedergelassenen Kollegen, die zur gleichen Zeit in Berlin zu Tausenden demonstrierten. Ein Bericht von Katica Djakovic und Ulrike Lüdtke.

Das Thema war allgegenwärtig: Bereits auf der Eröffnungsveranstaltung rief DOG-Generalsekretär Prof. Dr. Anselm Kampik zur Solidarität mit den streikenden Kollegen auf. Auf der Pressekonferenz nutzte der BVA-Pressereferent Dr. Georg Eckert die Gelegenheit, vor zahlreichen anwesenden Journalisten auch der überregionalen Tagespresse, im Namen von BVA und DOG Solidarität zu bekunden und die Öffentlichkeit mit einer schriftlichen Solidaritätserklärung vom BVA-Vorsitzenden Dr. Uwe Kraffel über die „Nutzen und Risiken der gesundheitspolitischen Pläne“ insbesondere aus Patientensicht zu informieren. Teilnehmer des Kongresses fanden sich in den Sitzungspausen der folgenden Tage nicht nur zum Fachsimpeln zusammen, sondern auch um Meinungen zu den aktuellen Ereignissen und den möglichen Entwicklungen auszutauschen, gelegentlich zierte auch ein Solidaritäts-Button ein Revers. Und schließlich wurden zu Beginn der berufspolitischen Sitzung am Freitagabend unter großem Applaus auf einer großen Leinwand Bilder aus Berlin übertragen: Hier hatten sich an diesem Tag rund 30.000 niedergelassene Ärzte zur größten Ärztedemonstration in der Geschichte der Bundesrepublik zusammengefunden, um gegen die Sparpolitik im Gesundheitswesen, insbesondere gegen die im AVWG verankerte Bonus-Malus-Regelung, zu protestieren. „Diese Bilder sind Ausdruck der momentanen Stimmung“, so Kraffel zu Beginn der berufspolitischen Sitzung, zu der sich etwa 230 Teilnehmer einfanden.

Berufspolitische Sitzung

„Zwischen EBM2000plus und Bundestagswahl – was nun?“ war das Leitthema für die drei BVA-Vertreter Dr. Kraffel, Prof. Bertram, Dr. Schneider und den Juristen Prof. Dr. Schneider auf dem Podium. Ein erster wichtiger Gesprächspunkt dabei natürlich das Arzneimittelverordnungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz (AVWG), das zum 1. April in Kraft treten sollte, aber nach Einspruch der Bundesländer zunächst verschoben worden war. Laut Prof. Dr. Schneider, ehemaligem Richter und CDU-Landtagsabgeordneten in Sachsen, werde das Gesetz, von dem ein wesentlicher Bestandteil die umstrittene Bonus-Malus-Regelung ist, umgesetzt, dennoch sollten aber alle rechtlichen Schritte genutzt werden, um gegen das von ihm als „sozialistisches Machwerk“ bezeichnete Gesetz berufspolitisch zu intervenieren.

Auch über das Thema GOÄ konnte Dr. Stephan Schneider, Augenarzt und Gebührenordnungsexperte im BVA, nur mutmaßen und warnte, dass eine zu erwartende Änderung, die auf einen mit festen Punktwerten versehenen EBM hinausläuft, eine dramatische Verschlechterung bedeuten würde. So bereite der BVA derzeit eine betriebswirtschaftlich kalkulierte GOÄ als Vorschlag vor, deren Einzelheiten aber vorläufig noch unter Verschluss blieben.

Geplant sei laut Kraffel ebenfalls eine Umfrage unter den KV-Mitgliedern zum Ausstieg aus der GKV, deren System an der Überreglementierung kranke. Dennoch sei ein grundsätzlicher Ausstieg nicht für jeden Kollegen und jede Region empfehlenswert. Zu den EBM-Änderungen erläuterte Kraffel, dass die Kleinchirurgie Änderungen erfahren werde, diese Ziffer werde häufiger abgerechnet werden dürfen. Neubewertungen hingegen stünden nur in geringem Maße bevor. Die morbiditätsbezogenen Regelleis-tungsvolumina (RLV) hingegen würden zum 1. Januar 2007 geändert. Ziele seien eine Verlagerung des Morbiditätsrisikos auf die Kassen sowie ein fester und möglichst hoher Punktwert.

Insgesamt also eher ein Treffen nach dem Motto: Viel Genaues weiß man nicht. Es bleibt abzuwarten, auf welche Marschrichtung sich die Bundesregierung in der Gesundheitsreform verständigt. Für Kraffel bleibt die Lage spannend: „Wir gehen interessanten Zeiten entgegen“, so der BVA-Vorsitzende abschließend, der die Streiks als Auftakt zu einschneidenden Veränderungen wertete.

Programmübersicht

Unter dem diesjährigen Hauptthema „Operative Behandlung von Augenkrankheiten“ wurden unter anderem neue Operationsmethoden bei Netzhautkrankheiten vorgestellt, in deren Endstadium bisher Erblindung unvermeidbar war: Mit der Transplantation von Netzhautzellen besteht erstmals die Möglichkeit, Patienten vor dem Verlust der zentralen Sehschärfe zu bewahren, die unter einer bestimmten Verlaufsform der trockenen AMD leiden. Das Projekt Retina-Implant, das an Netzhautdegeneration erblindeten Patienten wieder Seheindrücke vermitteln soll, steht nach mehr als zehnjähriger interdisziplinärer Forschungsarbeit kurz vor der klinischen Erprobung. Venenverschlüsse in der Netzhaut, der gefürchtete Infarkt im Auge, können jetzt operativ behandelt werden, so dass sich der Blutabfluss normalisiert und die Netzhautzellen wieder versorgt werden.

Anlässlich der AAD wurden auch wieder zwei Patientenveranstaltung angeboten, die der BVA gemeinsam mit den jeweiligen Selbsthilfeorganisationen veranstaltete. Zum Thema Glaukom, durchgeführt vom BVA und des Initiativkreises zur Glaukomfrüherkennung e.V. fanden sich rund 60 Teilnehmer ein, die unter der Leitung von Prof. Dr. Pillunat über die Bedeutung der Früherkennung und des Sehnerv-Checks informiert wurden.

Die Patientenveranstaltung AMD, die vom BVA und der Pro Retina inzwischen zum vierten Mal veranstaltet wurde, besuchten etwa 180 Patienten, die sich insbesondere für qualifizierte Informationen zu medikamentösen Therapien interessierten.

Den Medienpreis 2006 für hervorragende Informationen der Öffentlichkeit zu Themen der Augenheilkunde erhielten in diesem Jahr Dr. Johannes Pichler stellvertretend für die Redaktion des online-Portals net.doktor.de sowie Siegrid Zettel für die NDR-Redaktion „Visite“ als Auszeichnung.

Fazit

Das Weiterbildungs-Programm der AAD wurde in diesem Jahr zeitlich verdichtet und die Kurse waren gut besucht. Dennoch fielen die Besucherzahlen geringer aus als im Vorjahr und es bleibt Spekulation, ob es an dem in der selben Woche stattgefundenen Ärztestreik gelegen hat. Eines ist aber gewiss: Wenn sich im nächsten Jahr zur AAD 2007 um das CCD in Düsseldorf Tausende von Menschen auf der Straße versammeln, dann nicht, um ihrem -Unmut Luft zu machen, sondern um gut gelaunt zu feiern! Denn: Die kommende Tagung wird zeitgleich mit den jecken Karnevalstagen stattfinden – Alaaf AAD 2007!

Sicca-Forschungspreis 2006
Beim Sicca-Forschungspreis des Ressorts Trockenes Auge im BVA, gestiftet von der Bausch & Lomb · Dr. Mann Pharma, wurden sieben aktuelle Forschungsergebnisse vorgestellt und der Sicca-Forschungspreis 2006 in einer Gesamthöhe von 19.000 Euro vergeben:
1. Preis
(10.000 Euro): Prof. Dr. F. Paulsen (Haale/Saale): Trefoil-Factor-Family Peptide 3 (TFF3) – ein vielversprechendes Therapeutikum zur Behandlung der Trockenen Auges.
2. Preis
(5.000 Euro): Prof. Dr. G. Geerling (Würzburg): Blutpräparate zur
Therapie schwerer Augenoberflächenerkrankungen.
3. Preis
(je 2.000 Euro): Dr. R. Rath (Greifswald): Zur In-vivo-Darstellung des Bindehautepithels – eine vergleichende morphologische Untersuchung mittels konfokaler Laser-Scanning-Mikroskopie (RLSM) und Impressionszytologie. Dr. F. Schirra (Homburg/Saar): Idendifikation der mRNA steroidogener Enzyme in der menschlichen Tränendrüse, Meibomdrüse, Kornea und Konkjunktiva.

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