|

Zum 24. DGII-Kongress in Köln

Zum ersten Mal in der Geschichte der DGII lud die Dom-Stadt Köln 2010 mit dem Tagungspräsident Prof. Dr. Norbert Körber zum 24. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen Implantation, interventionelle und refraktive Chirurgie (DGII) ein. Ein Bericht von Dipl.-Ing. (FH) Angela Ehmer.

Bild

Mehr als 700 Teilnehmer konnten der DGII-Tagungspräsident Prof. Dr. Norbert Körber sowie DGII-Präsident Prof. Dr. Thomas Kohnen Ende Februar in Köln zum 24. Kongress der Gesellschaft begrüßen. Im Rahmen der DGII-Eröffnung erhielt Prof. Dr. Dr. Theo Seiler (Zürich) den DGII-Wissenschaftspreis für seine wissenschaftlichen Verdienste auf den Gebieten der Hornhautchirurgie, der refraktiven Hornhautchirurgie, der Chirurgie des vorderen Augenabschnitts sowie der physiologischen Optik verliehen.

Bild
Prof. Dr. Theo Seiler erhält den DGII-Wissenschaftspreis, überreicht durch Tagungspräsidenten Prof. Dr. Norbert Körber (re.) sowie DGII-Präsident Prof. Dr. Thomas Kohnen (li.).

Das Kongressprogramm bot eine große Vielfalt sowohl für die Vorder- als auch Hinterabschnittschirurgie. In insgesamt 14 wissenschaftlichen Sitzungen konnten 113 Vorträge und Referate gehört werden.

Keratoplastik

In der ersten wissenschaftlichen Sitzung zu Tagungsbeginn wurde umfassend zur Keratoplastik diskutiert. Zum aktuellen Stand der Keratoplastik referierte Prof. Dr. Berthold Seitz aus Homburg. Ebenso waren lamelläre Techniken oder der Einsatz von Anti-VEGF-Applikationen im Rahmen von Transplantationen von großem Interesse. Prof. Dr. Vytautas Jasinskas aus Litauen sprach über die Boston Keratoprothesis.

IOL

Mit Keratoplastik einher gehen in der Regel postoperative irreguläre Astigmatismen. In der Sitzung zu additiven IOL wurden die Produkte zweier Hersteller, die torischen Add-On IOL von Dr. Schmidt und der torischen Sulcoflex (Rayner) diskutiert. Mit beiden IOL ist für Patienten unabhängig von der primären Hinterkammerlinse eine individuelle Korrektur ihrer Fehlsichtigkeit möglich. Diese IOL sind ebenfalls als monofokale oder multifokale Version erhältlich und somit auch für Patienten mit Restrefraktionen oder dem Wunsch nach Brillenunabhängigkeit geeignet. Neben der Standard-Versorgung mit sphärischen IOL sind Premium IOL nicht mehr vom Markt wegzudenken. Die Patientenselektion spielt ebenso eine Rolle wie die Auswahl der passenden IOL. Dabei bleiben immer weniger Wünsche offen. Neben den verschiedenen Multifokallinsen-Konzepten spielt auch die Wahl der richtigen Nahaddition eine individuell große Rolle. Dr. Katrin Petermeier aus Tübingen zeigte sehr deutlich, welche Verbesserungen die Patienten im Nahbereich erfahren durch einen reduzierten Additionswert in der ReStor IOL von Alcon. Dr. Stefanie Schmickler stellte das Acryl-Modell der diffraktiven Tecnis von AMO vor und erläuterte die Berechnung beider IOL. Zum Thema Aberrationen und Abbildungsqualität in IOL wurden viele interessante Vorträge gehalten, doch weiterhin stellt sich auch für Prof. Dr. Ulrich Mester die Frage: „Fortschritt oder Marketing?“

Ein wichtiger Faktor für die Patientenzufriedenheit nach Katarakt- beziehungsweise refraktiver Linsenchirurgie, ist die genaue Berechnung der IOL. Hierfür ist die Biometrie mittels verschiedener Geräte und Methoden grundlegend. Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Haigis stellte hierzu zum einen Möglichkeiten zur Bestimmung des hinteren Hornhautradius vor, versuchte aber auch zu ergründen, auf welchen Grundlagen einst Gullstrand zu seinem „Gullstrand-Auge“ fand. Dr. Kristian Gerstmeyer widmete sich der Fragestellung, welchen Einfluss die Mondphasen auf das Gelingen oder Misslingen einer Kataraktoperation haben und kam zu dem Ergebnis, dass keinerlei Zusammenhang feststellbar sei. Somit konnte die aktuelle Mondphase also auch für die Live-OP-Kurs-Sitzung außer Acht gelassen werden… Die Operateure konnten hier die Anwendung verschiedener Hinterkammer- und Vorderkammerlinsen zeigen. Ein Highlight stellte dabei sicher die Explantation einer NewColorIris durch Prof. Dr. Burkhard Dick dar.

Weitere Themenbereiche

Weitere Themenbereiche stellten das Qualitätsmanagement, die Glaukom- und interventionelle Chirurgie ebenso wie das Update der Retinologischen Gesellschaft dar. Diskussionen zur Versorgung von kombinierten Verletzungen durch den Vorder- oder Hinterabschnittsschirurgen wurden ebenso geführt wie zu AMD und Diabetes bei Kataraktpatienten.

Prof. Dr. Thomas Neuhann gab den Zuhörern in der Sitzung zur Refraktiven Chirurgie einen aktuellen Überblick über bestehende und neue Behandlungen. Weiterhin stellte Prof. Dr. Marcus Blum seine Ergebnisse zur Small-Incision-Femtosekunden-Lentikel-Extraktion vor und Dr. Tobias Koller zeigte Erfolgs- und Komplikationsraten des Hornhaut-Crosslinkings.

Die DGII bot ebenfalls Kurse als Drylab und auch im Wetlab an. Neu wurden in diesem Jahr ein Kurs zur Interventionellen Chirurgie an Vorder- und Hinterabschnitt und zur Behandlung von Keratokonus und Ektasien durch ICRS INTACS durchgeführt. Insgesamt wurden 13 Kurse angeboten, davon waren zwei Kurse, Sterilgutkurs und Phakoemulsifikation für OP-Schwestern, im Teil des Pflegepersonalprogramms.

Insgesamt 42 Firmen stellten in der Lobby des Maritim Hotels neue und bekannte Produkte aus. Auch auf der 24. DGII hatten die Industrieteilnehmer Gelegenheit zu einem „Industriewettstreit“ der Produkte und ihrer Präsentation. Interessierte und Jury lauschten den auf drei Minuten begrenzten Vorträgen, wobei die Jury anschließend den ersten Platz der Firma Carl Zeiss Meditec mit der Vorstellung des neuen IOL Masters verlieh. Platz zwei teilten sich die Firmen Oculentis GmbH mit einem neuen Multifokallinsen-Konzept und Heidelberg Engineering mit dem „Spectralis Gesundheitscheck“.

Fazit

Neben den wissenschaftlichen Kursen gab es auch die Möglichkeit, sich den zahlreichen Kölner Sehenswürdigkeiten und Attraktionen im Rahmen einer zweiteiligen Stadtführung am Freitag und Samstag hinzugeben. Der DGII-Gesellschaftsabend fand im 28. Stockwerk des Köln Triangle und einem Ausblick auf die Kölner Altstadt statt. Der Kölner Historiker Günter Leitner blickte im Verlauf des Abends in amüsanter Weise auf die vielfältige Kultur dieser Stadt herab. Musikalisch abgerundet wurde der Abend durch die Band „POP-Machine“.

Im nächsten Jahr wird die DGII vom 17. bis 19. Februar in Frankfurt/M. stattfinden.

Best paper of session:
Dr. Kook, Daniel (Bochum): Ergebnisse der astigmatischen Keratotomie mit dem Femtosekundenlaser (femto-AK) nach perforierender Keratoplastik
Dr. Petermeier, Katrin (Tübingen): Effekt der reduzierten Nahaddition der ReSTOR SN6AD1
Dipl.-Ing. (FH) Ehmer, Angela (Heidelberg): Streulichtanalyse bei unterschiedlichen multifokalen Prinzipien in Intraokularlinsen
Dr. Argyropoulos, Triantafilos (Thessaloniki, GR): Vordere, bimanuale, 25-Gauge-Vitrektomie mit Triamcinolon oder Depo-Medrol Anfärbung des Glaskörpers
Dr. Muhtaseb, Mohammed (Swansea, GB): The Use of sulcoflex Multifocal IOLs
Prof.. Blum, Marcus (Erfurt): Small-Incision-Femtosekunden-Lentikel-Extraktion (SMILE): Technik und Ergebnisse
Giers, Jana Catherina (Frankfurt/M.): Evaluation eines Fragebogens zur Erfassung subjektiver optischer Qualität
Dr. Yoeruek, Efdal (Tübingen): Langzeitergebnisse nach Kataraktchirurgie bei Patienten mit Uveitis
Dr. Argyropoulos, Triantafilos (Thessaloniki, GR): Erste Ergebnisse der Kanaloplastik in Griechenland
Dr. Hengerer, Fritz (Bochum): LAL: State of the Art

Ähnliche Beiträge