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Zum 23. DGII-Kongress in München

Ergebnisse und Trends in der Chirurgie
Der 23. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII) fand in diesem Jahr im M,O,C, München statt und bot den Tagungsteilnehmern in den wissenschaftlichen Sitzungen einen Überblick über aktuelle Entwicklungen und Diskussionen zu einem breit gefächerten Themenspektrum. Ein Bericht von Angela Ehmer und Annett Mannsfeld.

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Der diesjährige DGII-Tagungspräsident Prof. Dr. Ekkehard W. Fabian konnte Ende Februar zum Kongress der DGII in München rund 600 Teilnehmer und etwa 200 Industrievertreter von insgesamt 55 Firmen begrüßen. Trotz eines Streikes der regionalen Verkehrsbetriebe hatten die Tagungsteilnehmer den Weg zum M.O.C. und in die verschiedenen wissenschaftlichen Sitzungen, die das DGII-Programm zu bieten hatte, gefunden. Nach der Begrüßung durch den Tagungspräsidenten Prof. Dr. Ekkehard W. Fabian und den DGII-Präsidenten Prof. Dr. Thomas Kohnen übermittelte auch der bayrische Staatsminister für Umwelt und Gesundheit Dr. Markus Söder den Gästen in der Eröffnungssitzung einen Gruß aus der Politik.

Vorderabschnitts- und Netzhautchirurgie

Das vielfältige Programm umfasste zahlreiche neue Entwicklungen in der Ophthalmologie, sowohl in der Vorderabschnitts- als auch in der Netzhautchirurgie. Die Retinologische Gesellschaft gestaltete eine eigene Sitzung. Interessante Vorträge waren unter anderem zum Amotiorisiko bei hohen Myopien und zum Verlauf des zys­toiden Makulaödems nach Kataraktoperationen zu hören. Prof. Dr. Anselm Kampik zeigte in seinem Referat zur Endophthalmitis, dass in Deutschland 0,01 bis 0,23 Prozent der Patienten nach Katarakt­operation eine Endophthalmitis entwickeln. Er stellte dabei verschiedene Maßnahmen zur Prophylaxe sowie zur Therapie vor.

In der Sitzung zum Vorderabschnitt gab es sowohl im Bereich der Intra­okularlinsen- als auch der Laserchirurgie viel zu diskutieren. In der Sitzung „Innovative Intraokularlinsen (IOLs)“ stellten Dr. Christoph Winkler von Mohrenfels und Dr. Sylvia Paulig erste Ergebnisse und Erfahrungen zur lichtadjustierbaren IOL „Calhoun LAL“ vor. Die Berechnung von Intraokularlinsen ist in den letzten Jahren wesentlich präziser geworden, trotzdem ist das Erreichen des gewünschten postoperativen Refraktionsergebnisses nicht in jeden Fall gegeben. Diese neue IOL bietet die Möglichkeit geringe Refraktionsfehler (± 2,0 dpt in der Sphäre und 1,5 dpt im Zylinder) in mehreren Sitzungen postoperativ zu verändern. Einige Tage nach erfolgter Operation wird im Rahmen einer ambulanten Nachkontrolle mit Hilfe einer digitalen UV-Lichtquelle die Brechkraft der Linse individuell auf das Auge abgestimmt. Bis zur jeweiligen Beendigung der Behandlung und Stabilisierung des Endergebnisses sind die Patienten angehalten, eine UV-Schutzbrille zu tragen, um das gewünschte Ergebnis nicht zu beeinflussen.

Biometrie

In der Biometrie-Sitzung stellte Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Haigis in seinem Vortrag einen Vergleich der Hornhautradienmessungen zwischen Pentacam und subjektiver Messung der Radien vor und nach LASIK vor. Er konnte zeigen, dass nach erfolgter LASIK keine Unterschiede in den gemessen Radien festgestellt wurden. Auch ging er auf eine veränderte IOL-Berechnung bei Patienten mit hoher Myopie ein.

Dr. Tanja M. Rabsilber stellte die Ergebnisse zu einem neuen Biometriegerät (Allegro BioGraph/Wavelight; Lenstar LS 900/Haag-Streit) vor, das neben Achslängenmessung, Keratometrie und Vorderkammertiefenmessung auch Hornhautdickenbestimmung mittels OCLR- Technologie ausführen kann. Beim Vergleich der Messdaten mit dem IOL-Master zeigte sich eine vergleichbare Berechnung der Intraokularlinsenstärke.

IntraCOR

Die Laserchirurgie zeigte im vergangenen Jahr große Fortschritte vor allem in der Presbyopiebehandlung. Das neue Laserverfahren intraCOR verspricht nahezu emmetropen presbyopen Patienten die Wiedererlangung der Lesefähigkeit ohne Lesebrille. Im Rahmen einer Zulassungsstudie wurden in fünf Studienzentren unter Leitung der Universitäts-Augenklinik Heidelberg über 60 Patienten intrastromal mit dem Femtec Femtosekundenlaser (Technolas, Perfect Vision GmbH) behandelt. Nun wurden auf der DGII die Dreimonatsergebnisse präsentiert. In nahezu allen Augen konnte eine Verbesserung des Nahvisus erreicht werden, ohne den Fernvisus zu beeinflussen. Bei Patienten mit leichter Hyperopie präoperativ konnte auch diese reduziert und der Fernvisus damit verbessert werden. Diese neue Behandlungsmethode der Hornhaut ist ein wichtiger Schritt für viele Presbyopiepatienten.

Optische Qualität

Insgesamt wird der Parameter „Optische Qualität“ im Rahmen der Hornhautlaserbehandlung immer wichtiger. Dr. Jens Bühren zeigte für verschiedene Augenabschnitte, von welchen Faktoren eine gute optische Qualität abhängig ist und wie diese im Einzelnen evaluiert werden kann. So ist neben der Anatomie eines individuellen Auges auch die Optik und Funktion sowie die Wahrnehmung eines jeden Patienten individuell zu betrachten.

Weitere wissenschaftliche Sitzungen

Weitere wissenschaftliche Sitzungen beschäftigten sich beispielsweise mit diagnostischen Verfahren in der Augenheilkunde, Phakotechniken, multifokalen Intraokularlinsen, der Behandlung des Glaukoms oder dem Qualitätsmanagement in der Kataraktchirurgie. In insgesamt elf Sitzungen konnten so 125 Vorträge gehört werden.

Auch im Live-OP-Kurs spielte die Behandlung der Presbyopie eine entscheidende Rolle. So wurden von Dr. Lackenbauer und Prof. Dr. Thomas Neuhann aus München eine Femto-LASIK vorgestellt während Dr. Tobias Neuhann die IntraCOR-Methode präsentierte. Weiter zu sehen waren die Implantation der UV-adjustierbaren Intraokularlinse oder der Sulcoflex-IOL, die als zusätzliche Linse in den Sulcus ciliaris eingesetzt wird.

Weiterhin wurden wieder zahlreiche Kurse angeboten. So konnten Kurse zu Implantationsverfahren beziehungsweise zu chirurgischen Nahttechniken besucht werden, um praktisch die Grundtechniken des Operierens zu trainieren. Es gab Kurse zur Refraktiven Chirurgie, in denen die Grundlagen, aber auch die Operation von LASIK, PRK, phaken Linsen oder refraktivem Linsenaustausch vorgestellt wurden. Die Teilnehmer können sich mit diesen Kursen anhand der KRC-Richtlinien zertifizieren. Sehr interessant war auch der Biometrie-Kurs von Priv. Doz. Dr. Wolfgang Haigis, der die biometrischen und optischen Grundlagen der Kunstlinsenberechnung den interessierten Teilnehmern näher brachte. Insgesamt wurden elf Kurse angeboten, davon waren zwei Kurse Teil des Pflegepersonalprogramms: Sterilgutkurs und Phakoemulsifikation für OP-Personal.

Für die Industrieteilnehmer wurde auch auf der 23. DGII der „Industriewettstreit“ angeboten. Interessierte und Jury verfolgten die auf jeweils drei Minuten begrenzten Vorträge. Im Bereich der Gerätetechnik gewann die Firma Haag-Streit den ersten Platz. Hoya Surgical Deutschland platzierte sich vor Peschke Medizintechnik in der Kategorie „Implantate und pharmazeutischen Produkte“.

Best Paper of Session
Dr. Katrin Petermeier, Univ.-Augenklinik Tübingen: Pupillenabhängigkeit der optischen und visuellen Ergebnisse der Tecnis ZCB00

Dr. Burkhard von Jagow, Univ.-Augenklinik Frankfurt/Main: Intrakorneale Ringsegmente (INTACS) zur Behandlung bei Keratokonus: Langzeitergebnisse

Dr. Andreas F. M. Borkenstein, David J. Apple Laboratories for Ophthalmic Devices Research, Sullivan’s Island, USA: New concepts on „no space – no cells“. New information derived from almost 57 years of observation of implanted Ridley lens

Elena Margolina, Univ.-Klinikum Schleswig-Holstein, Lübeck: Vitrektomie bei Endophthalmitis ohne systemische Antibiose?

Yvonne Heggemann, Univ.-Augenklinik Heidelberg: Dynamische Stimulationsaberrometrie zur objektiven Evaluierung der Akkommodationsfähigkeit bei Patienten mit phaken IOL

Priv.-Doz. Dr. Mike P. Holzer, Univ.-Augenklinik Heidelberg: Erste klinische Ergebnisse nach intraCOR zur Presbyopiekorrektur

Dipl.-Ing. Annett Mannsfeld, Univ.-Augenklinik Heidelberg: Power-Vektor-Analyse bei phaken und pseudophaken Patienten

Dr. Nadja Müller, Vivantes Klinikum Neukölln, Berlin: Implantation von asphärischen Intraokularlinsen bei koaxialer Mikroinzisionaler-Kataraktchirurgie (C-MICS)

Dr. Cornelia Stützle, Augenärzte an der Oper, München: Erste Ergebnisse mit der torischen Multifokallinse Acrilisa Toric

Prof. Dr. Vytautas Jasinskas, Kaunas University of Medicine, Kaunas, Litauen: First Experience with Canaloplasty in Lithiuana

Dr. Andreas C. Schröder, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar: Einfluss einer Kohlenstoff-Beschichtung auf die Eigenschaften einer IOL

Im nächsten Jahr wird die DGII vom 25. bis 27. Februar in Köln stattfinden.

 

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