Zum 20. Kongress der DGII in Heidelberg

Wisschenschaftliche Aspekte von IOL- und Refraktiver Chirurgie
Die Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation und refraktive Chirurgie, (DGII), lädt am 3. und 4. März 2006 nach Heidelberg zu ihren 20. Kongress ein. DER AUGENSPIEGEL sprach mit dem diesjährigen Tagungspräsidenten Prof. Dr. Thomas Kohnen, Ltd. Oberarzt an der Augenklinik der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt, über die Ausrichtung ders Kongreses und das aktuelle Programm.

Prof. Dr. Thomas Kohnen DER AUGENSPIEGEL:
Unter Ihrer Präsidentschaft findet im März in Heidelberg der 20. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation und Refraktive Chirurgie statt. Darf man die DGII als Konkurrenz zur DOC sehen? Schließlich führen beide Gesellschaften das Ephiteton „Chirurgie“ in ihrem Namen

Prof. Dr. Thomas Kohnen:
Die DGII ist sicherlich keine Konkurrenz zur DOC. Die DGII ist vielmehr eine eigene Fachgesellschaft mit dem Ziel, die Intraokularlinsenchirurgie und die Refraktive Chirurgie unter wissenschaftlichen Aspekten zu bearbeiten. Uns geht es also um die wissenschaftlichen Aspekte der Chirurgie, während die DOC mehr die Umsetzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse im Operationssaal zum Thema hat. Die DOC als Verband der operierenden Augenärzte befasst sich in erster Linie mit der chirurgischen Tätigkeit.

DER AUGENSPIEGEL:
Was verstehen Sie im Zusammenhang mit der DGII unter Deutschsprachig?

Prof. Dr. Thomas Kohnen:
Die DGII ist eine Gesellschaft, die all die Länder einbezieht, die Deutsch als Muttersprache haben. Neben Deutschland, Österreich und der Schweiz gehören dazu im weiteren Sinne auch
Tschechien und Polen.

DER AUGENSPIEGEL:
Deutsch ist also die Kongresssprache?

Prof. Dr. Thomas Kohnen:
Ja, aber ich habe bewusst eine internationale Kataraktsitzung und eine internationale Refraktive Sitzung in das Programm aufgenommen. Wir haben Referenten aus dem Ausland eingeladen, um als deutschsprachige Gesellschaft über den Tellerrand hinaus zu schauen. Denen aber müssen wir dann die Möglichkeit geben, ihre Ergebnisse in ihrer Sprache mitteilen zu können. Englisch ist
und bleibt die Weltsprache. Und die darf man auch in einer deutschsprachigen Gesellschaft nicht außer Acht lassen. Ich werde den meisten Rednern aus einem weit entfernten Kontinent die Möglichkeit für einen weiteren Vortrag geben. Den allerdings kann er dann, auch in der deutschsprachigen Sitzung, in englisch halten. Wir haben bei der DGII eine freie Anmeldung von Wissenschaftlern und natürlich auch geladene Referenten. Dieses Jahr aus Asien, Europa und den USA.

DER AUGENSPIEGEL:
Früher stand DGII für Deutsche Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation. Das wurde jetzt um Refraktive Chirurgie erweitert. Haben diese beiden Fachgebiete gleiche Wertigkeit?

Prof. Dr. Thomas Kohnen:
Zunächst war es sicherlich eine Vereinigung mit dem Schwerpunkt Linsenimplantation. Viele Operateure haben sich im Laufe der Zeit zur Refraktiven Chirurgie gewandt und die Schwerpunkt anders gesetzt. So gibt es Linsenoperateure, die besonderes Interesse auf den Glaukomsektor gelegt haben. Andere haben vermehrtes Interesse auf dem Keratoplastik- oder Netzhautsektor. Entsprechend ist auch die Palette der Themen auf dem Kongress sehr weit gefächert. Wir haben sehr viele Referate über die verschiedenen Operationstechniken, aber auch über neue Intraokularlinien wie asphärische und multifokale, akkommodative Linsen und Blaufilter. Andere Sitzungen befassen sich mit der Hornhaut, wobei Hornhaut dann als kurative Hornhautchirurgie verstanden wird wie Keratoplastik, Amnionmembranen usw. Eine Sitzung befasst sich mit dem Glaukom und Intraokularlinse. Wir haben natürlich auch mehrere Sitzungen auf dem Gebiet der Refraktiven Chirurgie. Das teilt sich auf in die Hornhautverfahren, meistens mit dem Excimerlaser oder Schnitttechniken. Weiterhin wird auch über die intraokularen Verfahren mit phaken Intraokularlinsen und dem refraktiven Linsenausgleich berichtet. Beim refraktiven Linsenausgleich schlägt sich ganz schnell die Brücke zur Kataraktchirurgie, weil der refraktive Linsenaustausch als ein refraktives Verfahren nichts anderes ist als eine
vorgezogenen Phakoemulsifikation.

DER AUGENSPIEGEL:
Ist die Zielgruppe der Gesellschaft nur der Deutschsprechende in den Industrieländern? Von den Problemen der Chirurgie in den Entwicklungsländern ist im Programm nichts zu lesen. Immerhin ist in diesen Ländern der Bedarf am größten, d. h. dort leben die meisten Patienten.

Prof. Dr. Thomas Kohnen:
Diese Problematik wird meistens auf der DOG-Tagung abgehandelt. Wir haben immer wieder mal einen Vortrag über diese Thematik. Aber es sind nie soviel, als dass man damit eine ganze Sitzung füllen kann. Es wäre allerdings ein schönes Thema für einen unserer nächsten Kongresse. Hinzu kommt, dass diese Dritte-Welt-Problematik weniger auf dem wissenschaftlichen Parkett stattfindet.

DER AUGENSPIEGEL:
Gibt es noch andere Schwerpunkte?

Prof. Dr. Thomas Kohnen:
Wir haben wieder eine große Sitzung über die Akkommodation, denn im wissenschaftlichem Bereich müssen wir darüber noch sehr viel lernen. Weiterhin gibt es als Neuigkeit die asphärischen Linsen. Bei den Brillen benutzt man diese Schleifart schon seit langem. Wir bekommen seit vielen Jahren aussschließlich die sphärischen Linsen als Kunstlinsen zur Implantation. Die asphärischen Linsen bringen besonders in der Peripherie ein besseres Sehen. Eine weitere Sitzung befasst sich mit Filterlinsen. Sie bringen zwar keine direkte Sehverbesserung. Die natürliche Linse ist ja eigentlich dazu da, das Licht zu filtern, damit die Netzhaut geschützt ist. Wenn die Linse entfernt werden musste, dann fehlt dieser Filter. Ob aber Filtergläser langzeitlich die Makula besser schützt, wissen wir noch nicht. Dazu fehlen uns noch Langzeitergebnisse.

DER AUGENSPIEGEL:
Sie bieten Wet-Lab-Kurse an. Sind die auch für Anfänger geeignet? Oder müssen Kenntnisse vorhanden sein?

Prof. Dr. Thomas Kohnen:
Der Basiskurs ist für Anfänger geeignet und die Fortgeschrittenenkurse sowohl im Kataraktbereich und auch im Refraktiven Bereich sind für denjenigen, der schon etwas operative Erfahrung hat. Wir bieten auch Ultraschallkurse an. Diese Kurse sind auch für junge Assistenten wichtig, auch wenn sie später im niedergelassenen Bereich tätig sein wollen.

DER AUGENSPIEGEL:
Ein letztes Wort noch?

Prof. Dr. Thomas Kohnen:
Mein letztes Wort: Kommen Sie zur DGII und nehmen Sie an der bestimmt sehr interessanten Tagung in Heidelberg teil!

DER AUGENSPIEGEL:
Herr Prof. Kohnen, Vielen Dank für das Gespräch!

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