VISICORT erhält EU-Förderung in Höhe von 5,8 Millionen Euro

VISICORT ist ein internationales, multi- und interdisziplinäres Forschungsprojekt mit Expertise in Augenheilkunde, Immunologie, „Bio-Sampling“, Bio-Informatik sowie klinischer Transplantation und das erste umfassende, systematische Programm, um Biomarker nach humaner Hornhauttransplantation zu identifizieren. Im Rahmen des im April gestarteten Projektes werden die klinischen Daten und das Probenmaterial von rund 700 Hornhauttransplantationen von fünf führenden Transplantationszentren aus Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Irland zusammengeführt und ausgewertet. Das VISICORT-Projekt wird von der EU im Rahmen des so genannten 7. Förderprogramms für die nächsten fünf Jahr mit rund 5,8 Millionen Euro unterstützt, teilt der deutsche Projektpartner, die Augenklinik der Charité Universitätsmedizin Berlin (Ansprechpartner: Prof. Dr. Uwe Pleyer), mit.

Trotz aller Erfolge in der perforierenden Keratoplastik ist die immunologische Transplantatabstoßung die Hauptkomplikation geblieben. Inwiefern auch bei lamellärer Keratoplastik Reaktionen gegen das Spendergewebe einsetzen, ist gegenwärtig nicht sicher bekannt. Klinisch treten „klassische“ Immunreaktionen nach DMEK sehr selten in Erscheinung. Möglicherweise sind jedoch die Zeichen einer endothelialen Immunreaktion subtiler und verlaufen eher subklinisch.

Bisher sind Diagnose und Behandlung der Immunreaktion nahezu ausschließlich von subjektiven Beschwerden des Patienten abhängig. Bei Routinekontrollen können zusätzlich klinische Hinweise auf eine Transplantatabstoßung im Rahmen aktiver Reaktionen beobachtet werden. Klinisch anwendbare Biomarker liegen bislang nicht vor. Sie könnten gegebenenfalls frühzeitig einen Hinweis auf eine beginnende Immunreaktion bieten und eine gezielte präventive Intervention ermöglichen. Mit dem Projekt VISICORT werde erstmals eine umfassende und aufwendige Untersuchung dieses wichtigen Aspektes vorgenommen, so die Projektverantwortlichen.

In die Multizenterstudie werden sowohl bereits transplantierte Patienten („cross section“-Studie) als auch prospektiv neue Patienten eingeschlossen und klinisch untersucht sowie Bioproben (Leukozyten, Plasma, Tränen) analysiert. Für den klinischen Verlauf werden Patienten mit akuter Abstoßung, stabilem Transplantat (Nachbeobachtung bis drei Jahre), Langzeitakzeptanz (>3 Jahre abstoßungsfrei) sowie chronischem Transplantatversagen (Transplantatdekompensation) unterschieden. Es werden sowohl Patienten mit perforierender als auch lamellärer (DMEK) Transplantation eingeschlossen.

Die Untersuchungsintervalle werden in die ohnehin notwendigen Nachkontrollen integriert. Im Rahmen der prospektiven Studie werden zum Zeitpunkt 0 (OP-Tag) einen, sechs und 12 Monate nach OP beziehungsweise am Tag einer Transplantatabstoßung oder Komplikation (Infektion) Vollblut und Tränen der Patienten gewonnen. Zusätzlich wird zum OP-Zeitpunkt eine Probe der Spenderhornhaut und Kammerwasser während des Eingriffes entnommen. Die nach klinischen Kriterien differenzierten Teilgruppen werden untereinander bezüglich ihrer Biomarker (wie Immunphänotypisierung von Zellsubpopulationen, T-Zell-Rezeptorrepertoire, Proteomics) verglichen. Alle Biomaterialien werden anonymisiert und mit einer Projektidentifikations-Zuordnung versehen. Jegliches klinisches Vorgehen einschließlich immunsuppressiver Therapie wird nach „Standard of care“ durchgeführt.

Neben der Augenklinik der Charité Universitätsmedizin Berlin sind weitere beteiligte klinische Einrichtungen und Labore: National University of Ireland, Galway (NUIG); University of Bristol, UK; Aarhus University Hospital, DK; Royal College of Surgeons of Ireland (RCSI); Institut de Transplantation Urologie, Néphrologie, Nantes, FR; Biostór Ireland Ltd. (BIOS); Fios Genomics Ltd., UK; SynthSys, University of Edinburgh, UK.

Weitere Informationen:
http://visicort.eu

Quelle:
Augenklinik der Charité Universitätsmedizin Berlin

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