Verbesserte Wundheilung nach Glaukom-OP durch radioaktive Betastrahler

Schon seit Jahrzehnten sei bekannt, dass Radioaktivität die Bildung von Narben verringere. Doch bislang hätte diese Möglichkeit einen entscheidenden Nachteil gehabt: Gesundes Gewebe werde durch radioaktive Bestrahlung geschädigt und eine exakte Konzentration ausschließlich auf entzündetes Gewebe sei nicht möglich gewesen. „Genau dieses Problem hatten wir bei Operationen des Grünen Star“, erläutert Augenärztin Lanzl. „Wir modulieren dabei einen kleinen Kanal im Auge, der nach der Operation leider häufig verklebt. Das Auftragen einer chemotherapeutischen Flüssigkeit bei der Operation wirkt dem zwar entgegen, lässt sich aber nicht genau dosieren.“ Daher untersuchte Prof. Lanzl in den vergangenen drei Jahren, wie die Narbenbildung durch winzige Implantate, die mit dem Betastrahler Phosphor 32 beschichtet sind, auf kontrollierte Weise verhindert werden kann. Möglich wurde dieses Vorgehen durch die technische Ausstattung und das Knowhow der Abteilung für Physik der LMU: Deren Garchinger Beschleunigerlabor verfügt über einen so genannten „Ionenimplanter“, der das Implantat mit einer genau berechenbaren Anzahl von Phosphor-Atomen bestückt. „Die guten Ergebnisse unserer vorklinischen Untersuchung haben uns veranlasst, die dort gewonnenen Erkenntnisse auch auf andere medizinische Bereiche zu übertragen“, so Lanzl. Damit sei der Startschuss für das jetzt geförderte Projekt „BetaMod“ gefallen, an dem die Projektleiterin Lanzl drei Jahre lang gemeinsam mit Kollegen aus verschiedenen Fachdisziplinen arbeiten wird.

Denn nicht nur im Auge, sondern auch in anderen Bereichen der Medizin treten Probleme mit der Narbenbildung in „Röhren“ auf. Betroffen sind insbesondere die Harn- und die Gallenwege. Daher läge es nahe, Spezialisten aus der Urologie und der Gastroenterologie als Projektpartner zu gewinnen. Prof. Lanzl freut sich über die Kooperation: „Die Zusammenarbeit über die Fachgrenzen hinweg nützt uns allen. Denn jede Disziplin hat ihre eigenen Lösungswege und jeder kann vom anderen etwas Neues lernen.“ Ziel des Projektes ist es, den routinemäßigen Einsatz von Kathetern, die mit Betastrahlern bestückt sind, zu ermöglichen. Dann könne bereits bei der Operation gezielt der späteren Narbenbildung vorgebeugt werden.

Ansprechpartnerin: Prof. Dr. Ines Lanzl
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