Unbehandelte Sehstörungen in Seniorenheimen führen zu Depressionen
Die Unterversorgung mit geeigneten Brillengläsern kann bei Altersheimbewohnern nach kurzer Zeit die Lebensqualität mindern und zu depressiven Symptomen führen, so das Ergebniss einer Studie, die US-Ophthalmologen in den Archives of Ophthalmology veröffentlichten.
Sehstörungen nehmen im Alter zu. Doch bei Bewohnern von Altersheimen treten sie um das 3- bis 15-fache häufiger als bei gleichaltrigen Senioren, die in der eigenen Wohnung leben, so die Angaben der amerikanischen Ophthalmologin Cynthia Owsley, (Universität Birmingham, Alabama) an. Bei einem Drittel handele es sich um Refraktionsstörungen wie Myopie, Hyperopie oder Presbyopie, die durch Brillen korrigiert werden können. Geschieht dies nicht, kann dies zu schweren mentalen Belastungen der Altersheimbewohner führen, wie Owsley in einer randomisierten Studie nachweist.
Von 142 Heimbewohnern im Alter über 55 Jahren, bei denen eine augenärztliche Untersuchung einen nicht ausreichend korrigierten Refraktionsfehler gefunden hatte, erhielten 78 innerhalb einer Woche eine neue Brille, bei den anderen geschah dies erst zwei Monate später. Zu beiden Zeitpunkten wurde die Lebensqualität (mit dem Nursing Home Vision-Targeted Health-Related Quality-of-Life Fragebogen) und die Depressivität (mit der Geriatric Depression Scale) untersucht.
Bestanden bei der ersten Untersuchung noch keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen (die Teilnehmer waren ja randomisiert), so konnte Owsley nach zwei Monaten doch feststellen, dass die Bewohner mit unkorrigierten Refraktionsstörungen eine signifikant schlechtere Lebensqualität hatten als die Bewohner, die bereits mit einer (neuen) Brille versorgt worden waren. Senioren mit Sehstörungen lasen weniger, konnten sich schlechter ihren Hobbys widmen und sie nahmen seltener an gemeinschaftlichen Veranstaltungen teil.
Die Befragung ergab auch eine signifikant höhere Rate von depressiven Symptomen. Bewohner von Seniorenheimen sollten deshalb regelmäßig augenärztlich untersucht werden, fordern die US-Ophthalmologen.
Pressemitteilung der Archives
http://pubs.ama-assn.org/media/2007a/1112.dtl#4