Trachom: Ist SAFE wirklich safe?

Status quo der SAFE-Strategie zur Bekämpfung des Trachoms
Die so genannte SAFE-Strategie der WHO ist als Maßnahmenpaket eine weltweite Kampagne zur Bekämpfung des Trachoms, einer von Auge zu Auge übertragenen, vor allem in den Tropen endemischen Infektionskrankheit. Der WHO zufolge leben weltweit 1,2 Milliarden Menschen in trachomendemischen Ländern und 1,3 Millionen Menschen sind am Trachom erblindet. Dr. Hannsjürgen Trojan (Marburg) geht der Frage nach, ob sich die in SAFE gesetzten Erwartungen erfüllen und sich über die verschiedenen Maßnahmen und Projekte das Trachom ausrotten lässt oder wo mögliche Schwachstellen in der Umsetzung liegen.

Erreger ist ein gramnegatives, ausschließlich humanpathogenes Bakterium: Chlamydia trachomatis. Einige seiner Serotypen (A, B, Ba und C) führen zu einer folgenschweren Keratokonjunktivitis, dem Trachom. Chlamydia trachomatis dringt in die Epithelzellen ein und vermehrt sich innerhalb einer Vakuole durch Zellteilung. Die Zelle geht zugrunde, es werden Chlamydien frei-gesetzt, die Lidbindehaut entzündet sich und schrumpft durch Vernarbung. Die Zilien drehen sich nach innen und reiben auf der Hornhaut. Diese trübt sich als Folgeerscheinung. Offensichtlich sind es nicht Superinfektionen mit anderen Keimen, sondern immer wiederkehrende Reinfektionen mit Chlamydia trachomatis, die zu den degenerativen Bindehautveränderungen führen.

Regelmäßige Reinfektionen erforderlich

Bis 1987 war die Einteilung nach McCallan gebräuchlich, die dann durch eine Stadieneinteilung der WHO, das Trachoma Simplified Grading System, abgelöst wurde, das allgemeine Akzeptanz gefunden hat. Grundsätzlich unterscheidet man beim Trachom zwischen den -akuten Formen TF und TI und den chronischen Formen TT, TS und CO. Unbehandelt führt die Infektion durch Vernarbung der Lidbinde-haut zum Entropium mit Trichiasis sowie Hornhautalterationen. In hygienisch unzureichender Umgebung bei hoher Bevölkerungsdichte sind täglich mehrmalige Infektionen die Regel.

Das Trachom ist seit mehr als 5.000 Jahren bekannt und exakt beschrieben (China, Ägypten). Die Infektion war bis ins späte Mittelalter weltweit verbreitet. Berühmte Krankenhäuser verdanken ihre Entstehung der großen Anzahl an Trachom-Infizierten, so das Centre Hospitalier National d‘Ophtalmologie des Quinze-Vingts in Paris und das Moorfields Eye Hospital in London.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 12/2012.

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