Testplattform für das Sicca-Syndrom

Entwicklung eines neuartigen In-Vitro-Modells der Keratoconjunctivitis sicca
Die Bedeutung von In-Vitro-Modellen für mechanistische und therapeutische Untersuchungen der Keratoconjunctivitis sicca ist derzeit aufgrund zahlreicher Einschränkungen der existierenden Verfahren sehr begrenzt. Die Weiterentwicklung des Ex-Vivo-Eye-Irritation-Tests (EVEIT) zu einem Modell für das Sicca-Syndrom erlaubt erstmals die Einbeziehung der Heilung epithelialer Schäden als wesentliches Bewertungskriterium innerhalb eines solchen Systems. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten für eine realistische Simulation von Therapieverläufen dieser Erkrankung. Dr. Felix Spöler, Markus Frentz und Prof. Dr. Norbert F. Schrage skizzieren den Weg hin zu einer In-vitro-Testplattform, die die Vorteile der tierversuchsfreien Forschung mit denen der Untersuchung am lebenden Organ verbindet. Dieses Forschungsprojekt wurde mit dem Sicca-Förderpreis 2009 des Ressorts Trockenes Auge im BVA ausgezeichnet.

Die Keratoconjunctivitis sicca wird auf eine Störung des komplexen Schutzmechanismus der Augenoberfläche zurückgeführt, die zu einem instabilen Tränenfilm zwischen den Lidschlüssen führt. Die Erforschung der auslösenden Faktoren sowie die Untersuchung von Möglichkeiten zu deren Therapie ist nach wie vor ein Feld intensiver Forschung. Dies ist auch in der klinischen und wirtschaftlichen Relevanz dieses Krankheitsbildes begründet: Die auch als Trockenes Auge bezeichnete Erkrankung gehört zu den am häufigsten gestellten Diagnosen in der Ophthalmologie. So ist in Deutschland nahezu ein Fünftel der Bevölkerung von den klinischen Symptomen des Trockenen Auges und dem damit verbundenen Verlust an Lebensqualität betroffen (Brewitt und Sistani 2001).

Experimentelle Studien auf Basis von Tiermodellen der Keratoconjunctivitis sicca spielen eine wesentliche Rolle für die Erforschung von Ursachen und Therapie dieses Krankheitsbildes (Dinslage et al. 2002; Barabino und Dana 2004). Neben einer Vielzahl von In-vivo-Modellen verschiedener Spezies wurde ein alternatives Ex-vivo-Model basierend auf Schweineaugen beschrieben (Choy et al. 2004, 2006 und 2008). Wesentliche Vorteile eines solchen Ex-vivo-Tests gegenüber Untersuchungen am lebenden Tier sind die deutlich geringeren Kosten, die Möglichkeit zu Reihenuntersuchungen mit hohem Durchsatz und die bessere Reproduzierbarkeit der Testbedingungen. Zusätzlich bietet ein Ex-vivo-Test ethische Vorteile gegenüber dem Tierversuch. Da der bisher beschriebenen Ex-vivo-Test nicht am lebenden Gewebe erfolgt, kann der für die Beurteilung einer Therapie fundamental wichtige Heilungsverlauf von Epithelschäden bisher ex vivo nicht nachvollzogen werden.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 11/2009.

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