|

Symposium „Auge – Sehen – Alter“

Zu einem Symposium „Auge – Sehen – Alter“ im Rahmen des 37. Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) in Weimar vom 18. bis 20. September hatte Prof. Markus Gosch (Nürnberg), ehemaliger Präsident der DGG, eingeladen.

Das ophthalmo-geriatrische Assessment, ein Algorithmus zur Strukturierung der Kommunikation in der augenärztlichen Versorgung älterer, sehbeeinträchtigter Patienten, die „5 W“: Mit diesem Thema warb Dr. Udo Hennighausen (Hamburg) dafür, das Konzept des geriatrischen Assessments in die Augenheilkunde zu implementieren: 1. Welche Beschwerden liegen vor? 2. Welche Diagnose liegt vor und wie nimmt der Patient seine Umwelt wahr? 3. Wieviel sieht der Patient? Die gemessene Stufe des Visus, gegebenenfalls auch das gemessene Ausmaß weiterer visueller Einschränkungen. 4. Was kann der Patient im Alltag noch erkennen und was kann er mit seinem Sehen noch leisten? 5. Wie kann geholfen werden?

Das „Kardio-okulare Syndrom“: Veränderungen der retinalen Mikrogefäßstruktur bei akuter Herzisuffizienz: Priv.-Doz. Dr. Alaadin Abdin (Homburg/Saar) fand mittels der OCT-Angiographie (OCT-A), dass bei Patienten mit akuter dekompensierter Herzinsuffizienz, im Vergleich zu einer „gesunden“ Kontrollgruppe, sowohl eine verminderte makuläre Gefäßdichte als auch eine verminderte makuläre Perfusionsdichte vorlag. Nach der Rekompensation bestand kein signifikanter Unter-schied mehr zur Kontrollgruppe.

Die TOVIS-Studie (Teleophthalmologische Versorgung in Seniorenheimen): Prof. Thomas Ach (Bonn) stellte die Ergebnisse einer Feldstudie vor, in der 109 Bewohner von Seniorenheimen vor Ort von einem geschulten Optometrieteam mit einem entsprechenden mobilen technischen Equipment untersucht und die erhobenen Daten zur Befundung an ein augenärztliches Team weitergeleitet wurden. Ein Bedarf an augenärztlicher Versorgung wurde gefunden, so zum Beispiel bei 48,5 Prozent der Untersuchten eine den Visus limitierende Katarakt und in 7,8 Prozent eine therapiebedürftige AMD. Eine Nachsorgeevaluation drei Monate nach der Untersuchung in Form einer Befragung von 52 Senioren, bei denen initial eine Handlungsempfehlung ausgesprochen worden war, ergab, dass mehr als 50 Prozent diese Empfehlung nicht angenommen hatten. Ein Antrag am G-BA-Innovationsfond für eine Studie mit dem Ziel der Nachsorgeevaluation nach sechs Monaten wurde leider nicht positiv beschieden.

Unentdeckte Augenerkrankungen als Risikofaktor für Stürze beim älteren Menschen – eine interdisziplinäre Analyse: Priv.-Doz. Dr. Leon von der Emde (Bonn) fasste die Ergebnisse aus der Literatur sowie die vorläufigen Ergebnisse einer gemeinsam mit der Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie Bonn erhobenen Befunde an Patienten mit frischer Sturzanamnese zusammen. Der Visus allein zeigt keine unabhängige Assoziation, Kontrastsehen und beidäugiges Gesichtsfeld stellen unabhängige Prädiktoren dar, Balance und Polypharmazie kommt bei Stürzen die meiste Bedeutung zu.

Alltagsbewältigung und Low-Vision-Versorgung bei altersbedingter Makuladegeneration (AMD): Dr. rer. medic. Anne Thier (Medizinische Hochschule Brandenburg – MHB – Theodor Fontane) berichtete über die Ergebnisse eines von der Friebe-Stiftung geförderten Projektes mit dem Ziel der Identifikation und Analyse von Barrieren zur Inanspruchnahme von Hilfsangeboten im Rahmen der Low Vision (LV)-Versorgung. Die Vortragende sah die Notwendigkeit eines strukturierten, interdisziplinären Low Visison-Versorgungsansatzes zur Verbesserung der Versorgung der Menschen mit AMD; der Augenarztpraxis maß sie hierbei eine Schlüsselrolle und Lotsenfunktion bei.

Das Projekt „Durchblick“ – Geriatrie und Augenheilkunde, Hand in Hand: Prof. Markus Gosch (Paracelsus Medizinische Universität Nürnberg) stellte den Bedarf an Wissen um das Sehen seitens der Geriatrie und den Bedarf an Wissen um für das Auge relevante Allgemeinkrankheiten seitens der Augenheilkunde gegenüber. Unter diesem Gesichtspunkt wurde in der von ihm geleiteten Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Geriatrie in Nürnberg eine 0,6-Stelle für einen Geriater geschaffen, der die augenärztlichen Patienten in der Augenklinik unter Einbeziehung der Pflege internistisch-geriatrisch betreut.

Dr. Udo Hennighausen, Hamburg

Ähnliche Beiträge