Sachverständiger distanziert sich vom IQWIG-Abschlussbericht

In einer offenen Stellungnahme an das IQWIG distanziert sich Prof. Dr. W. Lagrèze, der in dem Abschlussbericht zu Früherkennungsunterschung von Sehstörungen bei Kleinkindern als externer Gutachter genannt wird, von den Inhalten des kürzlich veröffentlichten IQWIG-Berichts.

Bild Der von augenärztlicher Fachgremien heftig kritisierte Bericht des Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) zu „Früherkennungsunterschung von Sehstörungen bei Kindern bis zur Vollendung des 6. Lebensjahres” nennt den Leiter der Sektion Neuroophthalmologie, Kinderophthalmologie und Schielbehandlung der Universität Freiburg, Prof. Dr. W. Lagrèze, als externen Sachverständigen, der unmittelbar an der Berichterstellung beteiligt gewesen sei. Dies sei eine Formulierung, die das Vorgehen nicht korrekt wiedergebe, betont Lagrèze in seinem offenen Brief und distanzierte sich von den Inhalten und insbesondere einer Presseerklärung des IQWIG, in der der mögliche Nutzen einer Früherkennungsuntersuchung gegenüber einem potenziellen Schaden sehr unausgewogen dargestellt werde. Der mögliche Nutzen einer frühen Untersuchung und frühen Behandlung werde aufgrund vorher festgelegter, sehr eng gefasster Einschlusskriterien bei der Auswahl der Studien unterbewertet, hingegen ein potenzieller Schaden aufgrund prinzipieller und theoretischer Überlegungen in Abwesenheit entsprechender Fallberichte und belastbarer Untersuchungen überwertet. Diese Darstellung widerspreche eindeutig seiner klinischen Erfahrung, kritisierte Lagrèze. Umso mehr sei es nun notwendig, die Datenlage durch neue klinische Studien zu verbessern.

Er habe während der Berichterstellung als Vertreter der Fachdisziplin Augenheilkunde gegenüber dem Deutschen Cochrane Zentrum und IQWiG zu medizinischen Sachfragen Stellung genommen und inhaltliche Anregungen gegeben. Jedoch hätten diese von ihm vorgeschlagene Formulierungen im Abschlussbericht keine Berücksichtigung gefunden, so Lagrèze in dem Schreiben und verwies auf seine bereits anlässlich des Vorberichts geäußerten Bedenken. Wünschenswert sei mehr Transparenz des IQWIG, zu der seiner Meinung nach beispielsweise die Veröffentlichung der von externen Sachverständigen verfassten Berichtentwürfe als eigenständiges Produkt zähle.

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