Mikrostents als neue Therapieoption bei Glaukom
Eine vielversprechende neue Methode in der Glaukomtherapie ist der Einsatz so genannter Mikrostents. Diese röhrenförmigen Gefäßstützen leiten überschüssiges Kammerwasser direkt in das natürliche Abflusssystem des Auges ab. Diese und weitere Entwicklungen in der Glaukomchirurgie diskutieren Augenärzte auf dem 107. Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) in Leipzig.
Der Druck im Auge erhöht sich, wenn das Wasser in der Augenkammer vor der Linse nicht abfließen kann. Implantate aus Silikon oder Kunststoff können Abhilfe schaffen. Ärzte setzen diese im inneren Augenwinkel ein. „Die Implantate leiten das Kammerwasser, für Laien nicht sichtbar, in einen Bereich unter der Bindehaut ab. In der Folge sinkt auch der Augeninnendruck“, erklärt Professor Dr. Günther Krieglstein, Direktor am Zentrum für Augenheilkunde am Klinikum der Universität Köln. Die Operation verläuft meist reibungslos. Später können sich jedoch Druckstellen und Verschlüsse bilden oder zu viel Kammerwasser abfließen. „Diese Probleme führen dazu, dass jedes Jahr etwa 10 Prozent der Implantate wieder entfernt werden müssen“, berichtet Krieglstein.
Bessere Ergebnisse erwarten die Experten von neuen Mikrostents. Diese ultrafeinen Röhrchen werden ebenfalls im inneren Augenwinkel platziert. Sie leiten das Augenwasser jedoch direkt in das natürliche Drainagesystem des Auges ab. „Die ersten Ergebnisse sind sehr vielversprechend. Abzuwarten bleibt allerdings, ob die Mikrostents auf Dauer vom Körper akzeptiert werden“, so Krieglstein im Vorfeld des DOG-Kongresses. Entscheidend für den langfristigen Erfolg werden seiner Meinung nach die Materialeigenschaften der Stents sein. Das menschliche Immunsystem erkennt alle bekannten Implantate als Fremdkörper und reagiert mit der Bildung von Bindegewebe. Früher oder später werden die Stents von Narbengewebe umschlossen.
Deshalb experimentieren Augenärzte der Universität Rostock derzeit mit neuen, keramikartigen Stoffen. Diese sind sehr flexibel und gewebeverträglich. Um einer Narbenbildung vorzubeugen sind sie mit Kortison versetzt. Das Medikament wird langsam von der Oberfläche freigesetzt und verhindert, dass es im Bereich des Stents zu einer Entzündung kommt. Eine weitere Neuheit: Der Stent ist mit einem druckgesteuerten Ventil ausgestattet. Dieses passt den Abfluss des Kammerwassers präzise an den Augeninnendruck an. Welche Perspektiven diese Entwicklung für die Glaukombehandlung bietet, soll auf dem 107. DOG-Kongress in Leipzig diskutiert werden.