Stiftung Auge fördert ophthalmologische Versorgungsforschung
In Deutschland fehlen systematische, aussagekräftige Studien, die den Versorgungsbedarf, Qualität und Risiken in der Augenheilkunde erfassen. Die Häufigkeit von Augenleiden und deren Versorgungsbedarf ist deshalb hierzulande noch zu wenig erforscht, meinen Experten der Stiftung Auge der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Die Stiftung Auge nimmt sich nun verstärkt diesem Problem an: Gemeinsam mit dem Berufsverband der Augenärzte (BVA) schreibt sie eine Stiftungsprofessur für ophthalmologische Versorgungsforschung aus. Die Stiftung stellt Mittel für bis zu fünf Jahre bereit.
Fast 70 Prozent der Menschen wären eher bereit, zehn Lebensjahre oder sogar eine Gliedmaße zu opfern als ihr Augenlicht. Diese Ergebnisse einer Umfrage zeigen, wie wichtig uns Sehen ist und in welchem Ausmaß sich unsere Gesellschaft von Augenkrankheiten bedroht fühlt, meint Professor Dr. med. Frank G. Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge der DOG: „Gleichzeitig stellen wir fest, dass die Nachfrage für augenärztliche Versorgung in den letzten Jahren erheblich angestiegen ist – vor allem in der älteren Bevölkerung“, so der Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn.
Jedoch lassen sich Häufigkeit und Risiken von Augenerkrankungen und auch die Finanzierungssituation in Deutschland derzeit nicht darstellen – denn sie sind kaum statistisch belegt und werden nicht systematisch erfasst. Stattdessen stützen sich Erhebungen meist auf Daten aus dem europäischen oder gar außereuropäischen Ausland. „Dabei unterscheiden sich ethnische und soziale Faktoren, wie auch die Praxis der Augenheilkunde dieser Länder stark von Deutschland“, so Professor Dr. med. Norbert Pfeiffer, Vorstandsmitglied der Stiftung Auge und Direktor der Universitäts-Augenklinik Mainz.
Die Stiftung Auge schreibt deshalb jetzt eine W2-Stiftungsprofessur für ophthalmologische Versorgungsforschung aus. Sie stellt dafür Mittel für bis zu fünf Jahre bereit. Die neue Stelle soll dazu beitragen, die systematische Datenaufbereitung von Augenerkrankungen voranzutreiben. „Auf der Basis einer aussagekräftigen, besseren Datenbasis können auch Strategien entwickelt werden, wie die Qualität der Versorgung von Patienten mit Augenleiden in der Zukunft noch weiter verbessert werden kann“, begründet Holz den Bedarf, die Versorgungsforschung in Deutschland zu stärken.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht seien unter anderem die altersabhängige Makuladegeneration, diabetische Erkrankungen der Netzhaut, der grüne Star und der graue Star zu berücksichtigen, aber auch Brechungsfehler, die zur Fehlsichtigkeit führen. Sie verursachen einen Großteil der direkten und indirekten Kosten durch Augenerkrankungen, die sich pro Jahr auf vier bis zwölf Milliarden Euro belaufen.
Erste Ansätze zu einer nationalen Analyse gibt es bereits. So hat die DOG im Jahr 2012 das „Weißbuch zur Situation der ophthalmologischen Versorgung in Deutschland“ herausgegeben, das die Zahlen der aktuellen und zukünftigen augenärztlichen Versorgungssituation skizziert. Ein weiteres Projekt der Stiftung Auge (OVIS-Studie), das im November 2014 gestartet ist, erfasst die Situation älterer Menschen mit Sehbehinderungen in Seniorenheimen und soll Versorgungslücken identifizieren.
Quellen:
C. Wolfram, N. Pfeiffer, Weißbuch zur Situation der ophthalmologischen Versorgung in Deutschland, Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft, München, September 2012
C. Hirneiß et al., Der Ophthalmologe, May 2014, Volume 111, Issue 5, pp 420-427, 10.1007/s00347-013-2921-z
Bausch + Lomb Global Barometer of Eye Health, 2012; Available from: http://www.bausch.com/ecp/for-your-practice/fact-sheet
Informationen zu den Projekten der Stiftung Auge sind unter http://www.stiftung-auge.de nachzulesen.
Quelle:
DOG
http://www.dog.org