Neue Therapieansätze für genetische Erkrankungen
Forschende des Exzellenzclusters CIBSS – Centre for Integrative Biological Signalling Studies der Universität Freiburg untersuchen grundlegende biologische Prozesse, die unter anderem für die gesunde Entwicklung des Immunsystems und der Organe entscheidend sind.
Dr. Miriam Schmidts erforscht die molekularen Mechanismen seltener Erbkrankheiten, insbesondere Ziliopathien, genetische Erkrankungen, die die Funktion von Zilien beeinträchtigen und bereits früh in der Organentwicklung zu Fehlbildungen führen können. Prof. Dr. Stephan Ehl untersucht monogenetische Erkrankungen des Immunsystems und befasst sich mit der Frage, wie genetische Veränderungen zentrale Signalwege beeinflussen und dadurch Immunreaktionen aus dem Gleichgewicht geraten.
Zilien empfangen und übertragen Signale und spielen so eine zentrale Rolle in der Zellkommunikation. „Störungen der Zilienfunktion beeinträchtigen diese Signalverarbeitung“, erklärt Schmidts. Die genetischen Ursachen dieser Erkrankungen liegen in Veränderungen von Genen, die für den Proteintransport innerhalb der Zilien zuständig sind. Warum einige Betroffene trotz ähnlicher genetischer Defekte milde Krankheitsverläufe zeigen, während andere schwer erkranken, ist ein zentrales Forschungsinteresse von Schmidts. Ihr Team simuliert mithilfe der Genschere CRISPR/Cas und des Baseneditierungsverfahrens gezielt genetische Veränderungen. „Wir hoffen, dass sich durch ein verbessertes Verständnis der zugrundeliegenden Störungen der Signalprozesse künftig auch pharmakologische Therapien entwickeln lassen“, erklärt Schmidts. Da Nieren- und Netzhauterkrankungen oft über viele Jahre fortschreiten, könne bereits eine Verlangsamung des Krankheitsverlaufs für Betroffene eine große Erleichterung bedeuten.
Ehl erforscht genetische Defekte im Immunsystem, die bereits früh im Leben zu schweren Erkrankungen führen können. In einer aktuellen Studie befasste er sich mit der SOCS1-Insuffizienz, einer seltenen genetischen Erkrankung, die zu unkontrollierten Immunreaktionen führt. Dank der immunologischen Grundlagenforschung konnten Ehl und sein Team gezielte Behandlungsansätze für SOCS1-Betroffene entwickeln. „In der Vergangenheit wurden Betroffenen hohe Dosen Cortison und andere Immunsuppressiva verabreicht“, erklärt Ehl. Dies ist oft mit starken Nebenwirkungen verbunden. Dank neuer Erkenntnisse konnten nun erfolgreich JAK-Inhibitoren eingesetzt werden, die gezielt den betroffenen Signalweg dämpfen.
Quelle: Universität Freiburg