Essen plant Protonenbestrahlung
Voraussichtlich ab November 2009 sollen sich Versicherte großer Ersatzkassen bei schweren Krebserkrankungen und bestimmten Augentumoren am Universitätsklinikum (UK) Essen mit Protonen bestrahlen lassen können. Einen entsprechenden Vertrag unterzeichneten Ende März die Mitgliedskassen des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen e. V. (VdAK) und das UK Essen. Damit sei die Grundlage dafür geschaffen, dass nach Inbetriebnahme des im Bau befindlichen Westdeutschen Protonentherapiezentrums Essen (WPE), Patienten der entsprechenden Krankenkassen in Essen bestrahlt werden können.
Mit der Protonenbestrahlung weite das Universitätsklinikum sein Spektrum in der Therapie onkologischer Patienten aus, meldet das Klinikum. Die Bestrahlung mit Protonen erfolge zielgenauer, schonender und könne mit höherer Dosis als die bisherige konventionelle Bestrahlung mittels Photonen angewandt werden. Die Protonentherapie stelle aus heutiger Sicht für bestimmte Indikationen, wie zum Beispiel Patienten mit Schädelbasistumoren und bestimmten kindlichen Tumoren, eine effektivere Behandlungsform dar.
Das UK Essen und die Ersatzkassen legten daher gemeinsam fest, welche Krankheiten sich zur Behandlung eignen. „Der Vertrag umfasst neben bestimmten Augentumoren spezielle, seltene Indikationen, unter anderem Tumore im Kindesalter, Leberzell-, Lungen-, Pankreas- und Ösophaguskarzinome sowie Kopf-Hals-Tumore. Die Behandlung sei dabei von bestimmten Voraussetzungen abhängig, insbesondere dem Stadium der Krebserkrankung sowie der Größe und Lokalisation des Tumors“, erläuterte Prof. Dr. Martin Stuschke, Leiter der Essener Strahlenklinik. Die Wirksamkeit der Versorgung werde im Rahmen begleitender wissenschaftlicher Studien überprüft, um sowohl die dauerhaft hohe Qualität der Versorgung als auch die Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse zu gewährleisten. Zudem werde ein wissenschaftlicher Beirat eingerichtet, der auf Basis der gewonnen Erkenntnisse über die Weiterentwicklung des Indikationsspektrums und der Protonentherapie insgesamt entscheiden soll.
Mit den vereinbarten Vergütungspauschalen – 19.500 Euro für die alleinige strahlentherapeutische Behandlung mit Protonen, 10.000 Euro für die Behandlung mit Protonen in Kombination mit
konventioneller Strahlentherapie und 16.000 Euro für die Behandlung von Augentumoren – werde der Preis sowohl den Wirtschaftlichkeitsanforderungen der Krankenkassen als auch dem Kostenrahmen des Universitätsklinikums gerecht, so Reinhold Keil, Kaufmännischer Direktor des Universitätsklinikums Essen.
Medizinisch betrieben werde die Anlage von der Westdeutschen Protonentherapiezentrum Essen (WPE) gGmbH, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft des UK Essen. Nach Einschätzung von Dr. Werner Gerdelmann, stellvertretendem Vorstandsvorsitzenden des VdAK soll die im Bau befindliche Anlage auch bundesweit Patienten versorgen: „Wir gehen davon aus, dass wir mit dem Essener Zentrum den Bedarf für ganz Nordrhein-Westfalen abdecken können, was die Augentumore angeht, sogar bundesweit.“