Neue Stiftungsprofessur zur Myopie bei Kindern

Prof. Hakan Kaymak wurde auf die neu geschaffene Gottfried O.H. Naumann-Stiftungsprofessur für Epidemiologie und Prävention der Myopie an die Universität des Saarlandes berufen. Er leitet damit das erste Studienzentrum in Deutschland, das sich schwerpunktmäßig mit der Prävention und Therapie der Myopie bei Kindern und jungen Erwachsenen beschäftigt.

Zur Bewertung der Risiken und zur Messung des Therapieerfolges wurde bisher ausschließlich die Refraktion verwendet. Kaymak verfolgt dagegen einen neuen Ansatz, bei dem das physiologische Augenlängenwachstum als Maßstab verwendet wird. Der Vorteil dieses Konzepts: „Es ermöglicht eine altersangepasste Myopiekontrolle“, erläutert der Forscher. Auf diese Weise lasse sich frühzeitig ein verstärktes axiales Wachstum des Auges gegenüber einem gesunden normalsichtigen Auge eines altersgleichen Kindes feststellen.

Basierend auf diesem Konzept hat der Forscher eine Software für Augenärzte entwickelt, mit der individuelle Messwerte direkt in ein Risikoprofil überführt werden können: normales Wachstum, moderat verstärktes Wachstum und stark verstärktes Wachstum. Mithilfe der Messwerte lassen sich außerdem das Therapieziel definieren und der Therapieerfolg zuverlässig beurteilen.

Im Rahmen seiner Stiftungsprofessur will Kaymak weiter erforschen, welche Biometriegeräte sich für die Myopiekontrolle bei Kindern besonders eignen. Zudem ist die Entwicklung KI-basierter Modelle geplant, um Prognosen zum individuellen Verlauf der Myopie abgeben zu können. Eine andere bislang kaum erforschte Frage ist, inwieweit sich Myopie bereits im Kindesalter auf die Makulastrukturen auswirkt. Dazu soll eine nichtinvasive Untersuchung neue Erkenntnisse liefern.

Darüber hinaus sollen Myopietherapien erforscht und verglichen werden. Ein möglicher medikamentöser Ansatz ist die Behandlung mit Atropin-Augentropfen; hier soll im Rahmen einer Dosisfindungsstudie die effektivste Dosierung ermittelt werden. Auch innovative Optionen werden geprüft, beispielsweise die Verwendung von Kontaktlinsen als Medikamententräger. Zu den verfügbaren Therapien bei Kindern zählen außerdem unterschiedliche myopiehemmende Brillengläser und Kontaktlinsen sowie Ortho-K-Linsen, die die Hornhaut während des Schlafens modellieren und so Fehlsichtigkeit ausgleichen sollen. Sie sollen auf ihre Wirksamkeit, Verträglichkeit und auf ihre Sicherheit hin unter die Lupe genommen werden. Da das Augenlängenwachstum bei starker Kurzsichtigkeit auch im Erwachsenenalter weiter fortschreitet, soll zudem untersucht werden, ob die verschiedenen refraktiven Korrekturverfahren darauf einen Einfluss haben. Vor diesem Hintergrund will Prof. Hakan Kaymak in Zusammenarbeit mit der Universität Marburg neue Korrekturverfahren entwickeln.

Quelle: Universität des Saarlandes

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