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Kongress DOG 2007

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) lädt vom 20. bis 23. September 2007 nicht nur zum 105. Kongress, sondern zugleich auch zur Feier ihres 150-jährigen Bestehens nach Berlin, in Europas größtes Tagungshotel, das Estrel Convention Center. DER AUGENSPIEGEL sprach mit dem diesjährigen DOG-Präsidenten Prof. Dr. Gernot I. W. Duncker über den Kongress und die anstehenden Festlichkeiten.

Bild DER AUGENSPIEGEL: Die DOG feiert dieses Jahr ihren 150. Geburtstag und ist somit die älteste medizinische Fachgesellschaft der Welt. Wird es besondere Feierlichkeiten geben?

Prof. Dr. G. Duncker: Der 150. Geburtstag der DOG wird mit einem besonderen Festakt am Freitag, dem zweiten Kongresstag, gefeiert werden. Gratulanten aus allen Kontinenten unserer Erde werden ihre Glückwünsche der Jubilarin überbringen. In einem historischen Festvortrag werden die einzelnen Epochen der DOG Revue passiert und die Veranstaltung wird durch charakteristische musikalische Impressionen aus den letzten 150 Jahren eingerahmt werden. Der Festakt wird ein Höhepunkt des bevorstehenden 105. DOG-Kongresses werden und wir sehen dieser Veranstaltung mit Spannung entgegen. Darüber hinaus erhalten alle Teilnehmer eine Festschrift, in der die 150 Jahre DOG authentisch dargestellt sind.

DER AUGENSPIEGEL: Das Thema des 105. DOG-Kongresses lautet „150 Jahre DOG – 150 Jahre Wissenschaftsaustausch und Innovation in der Augenheilkunde“. Was bedeutet dies für die Ausrichtung des Programms?

Prof. Dr. G. Duncker: Das Thema des diesjährigen DOG-Kongresses beschreibt das Spannungsverhältnis: Zum einen werden 150 Jahre ophthalmologische Entwicklung gewürdigt, zum anderen wird belegt, dass die DOG-Kongresse der ureigenste Hort innovativer Entwicklungen in der Augenheilkunde sind. Dies begann mit der Präsentation des Helmholtz’schen Augenspiegels, setzte sich fort in unzähligen Innovationen, wie beispielsweise der Laserkoagulation Meyer-Schwickeraths, und wird heute durch innovative wissenschaftliche Beiträge fortgeführt.

DER AUGENSPIEGEL: Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung der DOG findet zum zweiten Mal eine berufspolitische Diskussionsrunde statt. Damit erweitert die DOG ihre bislang vorwiegend wissenschaftliche Ausrichtung. Wie kommt es zu dieser neuen Entwicklung?

Prof. Dr. G. Duncker: Die Eröffnungsveranstaltung der DOG soll die wissenschaftliche und auch wissenschaftspolitische Diskussion anregen und brennende Fragen zur Diskussion stellen. In diesem Jahr lautet das Thema „Perspektive des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Augenheilkunde“, ein Aspekt, der viele, gerade jüngere Mitglieder der DOG umtreibt. Von der wissenschaftspolitischen Diskussionsrunde erwarten wir Lösungsvorschläge und Verbesserungsansätze, in welcher Weise der wissenschaftliche Nachwuchs ermutigt werden kann, sich langfristig wissenschaftlich zu engagieren und wie dies mit der Lebensplanung in Deckung gebracht werden kann.

DER AUGENSPIEGEL: Welcher Aspekt wird im Mittelpunkt der Auseinandersetzung stehen?

Prof. Dr. G. Duncker: Es geht um begabte junge Wissenschaftler, die sich an der Hochschule habilitieren und dann vor der Entscheidung stehen, sich weitergehend für eine Hochschullaufbahn zu engagieren oder aber in andere gesellschaftliche Bereiche auszuweichen. Dies ist für viele wissenschaftliche Einrichtungen ein einschneidendes Problem. Und es geht darum, ob die Wissenschaft ausschließlich im Bereich der Hochschulen lokalisiert ist oder auch alternative Strukturen außerhalb der Hochschulen wissenschaftspolitisch relevant werden können.

DER AUGENSPIEGEL: Im Programm findet sich ein DOG-Nachwuchsforum?

Prof. Dr. G. Duncker: Im DOG-Nachwuchsforum sollen Assistenten zu Wort kommen und nach Wegen gesucht werden, Weiterbildungsassistenten mehr in die Aktivitäten und das Leben der DOG einzubeziehen.

DER AUGENSPIEGEL: Allerorts beklagt wird die gegenwärtige Ausbildungsmisere in der Augenheilkunde. Wie ist Ihre Einschätzung möglicher Lösungen und künftiger Perspektiven?

Prof. Dr. G. Duncker: Meiner Meinung nach liegt die Ausbildungsmisere in der Augenheilkunde auch in der Zuordnung und Bewertung der Ausbildungsinhalte durch die Landesärztekammern. Hier wird einer individualisierten Betrachtung der Ausbildungsinhalte Tür und Tor geöffnet. Es wäre viel besser, wenn wir an die Ausbildung in der Augenheilkunde einheitliche Maßstäbe stellen könnten, die in der Fachgesellschaft konsensuiert sind, und die auch durch zentrale Examina abgeprüft werden würden. Ich meine, dass die Weiterbildungsassistenten auch einen Anspruch auf qualifizierte Ausbildung haben und dass umgekehrt die Einrichtungen, die diese Ausbildung bereitstellen, hier in besonderer Weise honoriert werden sollten. All dies ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt in unserem föderalen Ausbildungssystem nicht oder nur unzureichend realisiert. Die DOG bemüht sich darum, hier einheitliche Anforderungen an die Weiterbildung zu formulieren und hofft, dies mit den Landesärztekammern kommunizieren zu können.

DER AUGENSPIEGEL: Im Programm findet sich eine Veranstaltung zur Präventivmedizin. Welche Rolle spielt die Prävention in der Augenheilkunde?

Prof. Dr. G. Duncker: Leider ist die Prävention in der Augenheilkunde in letzter Zeit sehr in den Hintergrund gerückt worden. Das aus meiner Sicht prägnanteste Beispiel ist die Glaukomvorsorge: Es ist unstrittig, dass nach dem 45. Lebensjahr ein Drittel der Glaukome unerkannt sind. Groß angelegte Screening- und Vorsorgeprogramme wären angezeigt, um hier unentdeckte Glaukome diagnostizieren zu können. Durch die Verweigerung der gesetzlichen Krankenkassen, diese Präventivmaßnahmen zu finanzieren, ist eine flächendeckende Glaukomprävention unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht zu realisieren. Daran ändert auch der Glaukom-IGeL nichts, der doch an die Einsicht des Patienten appelliert, aber wenig mit einer flächendeckenden Präventionsmaßnahme zu tun hat.

DER AUGENSPIEGEL: Erstmalig wird ein deutsch-afrikanisches Symposium ausgerichtet. Welche Überlegung stand dabei im Hintergrund?

Prof. Dr. G. Duncker: Es gibt zahlreiche Universitäten und auch Laienorganisationen, die sich mit augenärztlichen Hilfsprogrammen in Afrika engagieren. Dies soll im Rahmen des Deutsch-Afrikanischen Symposiums dargestellt werden. Das Deutsch-Afrikanische Symposium soll zudem der wachsenden Bedeutung einer interkontinentalen Zusammenarbeit Rechnung tragen und einen Beitrag leisten zu dem weltumspannenden Vision 2020-Programm. Zusätzlich soll mit diesem Symposium das Engagement von Prof. Klauß gewürdigt werden, der sich seit Jahrzehnten in beispielhafter Weise im afrikanischen Raum, aber auch in anderen Entwicklungsländern engagiert.

DER AUGENSPIEGEL: Gibt es inhaltliche Highlights oder Programmpunkte, an denen Ihnen besonders gelegen ist?

Prof. Dr. G. Duncker: Die DOG-Teilnehmer, die nach Berlin kommen, werden – so ist es mein Wunsch – hervorragende Einblicke erhalten in alle aktuellen wissenschaftlichen und klinischen Entwicklungen aus den diversen Subspezialitäten der Augenheilkunde. Erstmals wird es diesmal am Sonntag auch eine Live-Chirurgie-Veranstaltung im Rahmen eines DOG-Kongresses geben, und ich hoffe, dass dieses neue Element gut angenommen werden wird. Auch das Wet-Lab-Programm wird erweitert werden, und die Teilnehmer werden hier ihre chirurgischen Qualifikationen ausbauen können. Mit persönlich ist es wichtig, dass hier auch Wet-Labs zu den modernen Techniken der Hornhauttransplantation, insbesondere der lamellären Keratoplastik angeboten werden, wie wir dies jetzt schon zum zweiten Mal realisieren können.

DER AUGENSPIEGEL: Mit dem Estrel Convention Center ist dieses Jahr erneut ein Hotel als Tagungsort gewählt worden. Was erwarten Sie von den neuen Räumlichkeiten?

Prof. Dr. G. Duncker: Das im letzten Jahr erfolgreiche Konzept „Wohnen und Tagen unter einem Dach“ wird im Estrel-Hotel nun in weitaus größerem Umfang fortgeführt. Ein Restaurantkomplex und die unmittelbare Anbindung des Kongresszentrums werden die lebendige Austragung des Kongresses gewährleisten. Im Estrel Hotel selber wird die Industrieausstellung in einer Ebene stattfinden, so dass die Teilnehmer unkompliziert alle Firmen und Stände werden anlaufen können. Die Verteilung der Kongresssäle, die nach berühmten DOG-Mitgliedern benannt und mit Stelen der Lebensläufe geschmückt sein werden, wird eine optimale Vermittlung der Kongressinhalte ermöglichen.

DER AUGENSPIEGEL: Herr Professor Duncker, wir bedanken uns für das Gespräch.

Das Interview für den AUGENSPIEGEL führte Ulrike Lüdtke.

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