Keratoprothesen – weiterhin eine therapeutische Option?

Bei schweren Störungen des Oberflächenmilieus des Auges stößt die Rekonstruktion durch eine Keratoplastik trotz innovativer Verfahren wie der Transplantation von limbalen Stammzellen und begleitender immunsuppressiver Therapie an Grenzen. Hier bieten Keratoprothesen eine therapeutische Option. Ein Beitrag von Priv.-Doz. Dr. Konrad Hille.

Die Keratoplastik ist heute das Standardverfahren in der Therapie von Visus beeinträchtigenden Hornhauterkrankungen. Durch die Einführung von typisierten Transplantaten und einer suffizienten Immunsuppression ist es auch bei Hochrisikopatienten oft möglich, eine Transplantatabstoßung zu verhindern. Die anteriore tief-lamellierende Keratoplastik, die posteriore lamellierende Keratoplastik sowie die Limbusstammzelltransplantation erweitern das operative Spektrum und ermöglichen eine der
Grunderkrankung angepasste Strategie. Trotz der vielfältigen operativen Möglichkeiten stellt uns die Rekonstruktion der Hornhaut-oberfläche manchmal vor fast unlösbare Probleme. Zum Beispiel wird die Hornhaut bei Fehlstellungen der Lider, die sich chirurgisch nicht beheben lassen, nicht mehr ausreichend benetzt.

Bei schweren Vernarbungen der Bindehaut, wie sie beispielsweise beim Pemphigoid vorkommen, sowie schweren Entzündungszuständen, wie beim Fuchs-Stevenson-Syndrom, kommt es zu einem Untergang der limbalen epithelialen Stammzellen am Hornhautrand sowie einer Benetzungsstörung des Auges (Sicca-Syndrom), in deren Folge rezidivierende Ulcera und im besten Fall eine Konjunktivalisierung der Hornhautoberfläche resultiert. Versucht man diesen Zustand durch eine Transplantation einer klaren Hornhaut zu beheben, würde diese das selbe Schicksal erleiden. Bei einer massiven Vaskularisation der Hornhaut, wie etwa auch nach einer Verätzung, ist zudem das Risiko der Abstoßung einer transplantierten fremden Hornhaut erheblich, ebenso wenn bereits mehrfache Abstoßungsreaktionen von anderen Transplantaten erfolgt sind. Unter diesen Umständen findet die Rekonstruktion der Oberfläche des Auges auch heute noch ihre Grenzen. In einem solchen Fall kann versucht werden, das Sehvermögen durch eine künstliche Hornhaut, eine Keratoprothese (KPro), wiederherzustellen.

Bild
Abb. 1: Dohlman-, Boston- oder „Collar-Bottom“-Keratoprothese. Links klassisches Design,
rechts eine Prothese, die durch eine Deckung des Auges mit Lidhaut reicht.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 10-2007.

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