Innovative Therapieansätze bei erblichen Netzhauterkrankungen
Das Tübinger Department für Augenheilkunde hat eine Millionenförderung erhalten, die erlaubt, drei innovative Therapieansätze weiterzuentwickeln, die Patientinnen und Patienten mit bislang unheilbaren Netzhauterkrankungen neue Perspektiven eröffnen.
Möglich wurde dies durch eine wissenschaftliche Kooperationsvereinbarung des Tübinger Universitätsklinikums und der Medizinischen Fakultät mit der Stiftung für Medizininnovationen (SfM). Den Tübinger Augenforscherinnen und Augenforschern gelang es zusammen mit der SfM, einen beträchtlichen zweistelligen Millionenbetrag einzuwerben, um drei in Tübingen experimentell erprobte neuartige Wirkstoffe für den Einsatz bei Betroffenen weiterentwickeln zu können. Damit soll ein neues Kapitel in der Behandlung dieser häufig zur Erblindung führenden Erkrankungen aufgeschlagen werden. Für das Tübinger Forschungsinstitut für Augenheilkunde und für die Universitäts-Augenklinik bedeutet dies einen weiteren Ausbau ihrer jeweiligen international bedeutenden Rolle bei der Behandlung von Netzhauterkrankungen, bei dem der Tübinger Standort schon jetzt eine weltweite Spitzenposition einnimmt.
„In den 1990er-Jahren begann man systematisch Mutationen in den Genen zu identifizieren, die mit bestimmten Augenerkrankungen in Verbindung stehen“, sagt Prof. Marius Ueffing, Direktor des Forschungsinstituts für Augenheilkunde und Sprecher des neuen Programms RD TREAT (Retinal Dystrophies Treatment). „Damals war eine Behandlung für die betroffenen Patienten ein ferner Traum. Heute erlebe ich, wie dieser Traum Wirklichkeit wird – nicht nur für uns Forschende, sondern vor allem für diejenigen, die nun Hoffnung haben, ihr Augenlicht zu behalten. Das macht uns zuversichtlich.“
„Die Tübinger Augenklinik ist stolz darauf, mit dem RD TREAT Programm einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung neuer Therapien für erbliche Netzhaut-erkrankungen zu leisten“, sagt Prof. Karl Ulrich Bartz-Schmidt, Direktor der Universitätsklinik für Augenheilkunde.
Für die nahtlose Translation von der Laborbank zum Patientenbett arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Ärztinnen und Ärzte und die Studien zentrale „Auge und Ohr“ des Departments eng vor Ort mit Arzneimittelentwicklern, Projektmanagerinnen und Zulassungsspezialisten zusammen. „In einem straff geführten Fünf-Jahres-Zeitplan werden die vielfältigen Projektaufgaben gemeinsam von Stiftung und Department für Augenheilkunde koordiniert. Ein sorgfältiger Management- und Projektsteuerungsrahmen mit kurzen Entscheidungswegen sichert die planmäßige Erreichung der gesetzten Ziele, identifiziert frühzeitig Entwicklungsrisiken und adressiert sie“, sagt Prof. Eberhart Zrenner, Vorstandsvorsitzender der SfM.
Ziel des Programms RD TREAT ist es, wirksame Behandlungen für bislang unheilbare erbliche Netzhautdystrophien zu entwickeln. Im Zentrum des Ansatzes steht der Sehverlust durch Störungen im Transduktionszyklus der Lichtrezeptoren in der Netzhaut. Das Programm umfasst drei sich ergänzende Projekte: einen Gen-Ersatz für die Behandlung bestimmter Formen von Retinitis Pigmentosa sowie zwei mutationsunabhängige pharmakologische neuroprotektive Strategien, die die Erkrankung aufhalten.
Quelle: Universitätsklinikum Tübingen