Glaukom-Frühdiagnose mit neuen elektrophysiologischen Ansätzen

Verbesserte Früherkennung durch Biomarker
Das Ziel neuer diagnostischer Verfahren zur Früherkennung von Glaukomen ist mit der Perspektive verbunden, bei Patienten mit präperimetrischem Glaukom noch vor der Manifestation eines glaukomatösen Schadens therapeutisch eingreifen zu können. Das Pattern-ERG (ERG – Elektroretinogramm) ist aufgrund der direkten Stimulation retinaler Ganglienzellen eine vielversprechende Methode zur Früherkennung. Dr. Charlotte M. Poloschek und Prof. Dr. Michael Bach erläutern die neuen elektrophysiologischen Methoden und zeigen Perspektiven in der Anwendung auf.

In der augenärztlichen Praxis ist man häufig mit folgenden Situationen konfrontiert: Zum einen weist ein Patient eine auffällig exkavierte Papille bei jedoch normalem Gesichtsfeld und Augeninnendruck (IOD) auf, so dass man nicht sicher die Diagnose eines präperimetrischen Glaukoms stellen kann. Zum anderen verordnet man Patienten mit okulärer Hypertension (OHT) eine antiglaukomatöse Therapie, ohne zu wissen, ob sie zu einem Glaukom konvertieren werden. Zwei longitudinale Multizenterstudien (Heijl et al. 2002; Kass et al. 2002) zeigten, dass die Progression eines Glaukomschadens und die Konversion einer OHT zu einem primären Offenwinkelglaukom durch eine Senkung des IODs verlangsamt beziehungsweise reduziert werden kann. Obwohl ein erhöhter IOD als ein Hauptrisikofaktor für die Entstehung eines Glaukoms angesehen wird, entwickeln pro Jahr nur etwa zwei der Patienten mit einem IOD >= 24 mmHg ein Glaukom (Kass et al. 2002). Glaukomatöse Gesichtsfelddefekte sind erst messbar, wenn etwa 40 Prozent der Ganglienzellen geschädigt sind (Quigley et al. 1988). Die Entwicklung einer Methode zur Früherkennung von Glaukomen hat daher zum Ziel, Patienten mit präperimetrischem Glaukom zu identifizieren und früh eine Therapie vor der Manifestation eines glaukomatösen Schadens zu beginnen. Neben der Vermeidung unnötiger Behandlungen könnte so auch ein positiver volkswirtschaftlicher Effekt durch Reduktion unnötiger Medikamentenausgaben erzielt werden.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 11/2008.

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