Forschungsprojekt zur Signalübertragung in der Netzhaut
Ein internationaler Forscherverbund, dem auch ein Homburger Wissenschaftler angehört, untersucht die Signalübertragung in den Synapsen der Netzhaut. Aus den Forschungsergebnissen erhoffen sich die Wissenschaftler auch neue Erkenntnisse über die Ursachen von Netzhauterkrankungen. Die beteiligten Teams werden vom International Human Frontier Science Program (HFSP) drei Jahre lang mit 350.000 US-Dollar jährlich gefördert.
Das Auge mit der Netzhaut als lichtsensitiver Struktur ist das wichtigste Sinnesorgan des menschlichen Körpers. Leistungsfähigkeit und Dynamik der Netzhaut sind enorm: Ihre Sinneszellen wandeln das auftreffende Licht in elektrische Signale um (Phototransduktion), die von den Synapsen, den Kontaktstellen zwischen verschiedenen Nervenzellen, verarbeitet und weitergeleitet werden. Die hohen Anforderungen, die der Sehprozess an die Strukturen der Netzhaut stellt, macht dieses auf Hochleistung getrimmte System auch anfällig für Störungen, die zu Erkrankungen der Netzhaut bis hin zur Erblindung führen können. Zu diesen schweren Erkrankungen gehören beispielsweise die Retinitis pigmentosa und verschiedene Typen der Zapfen-Stäbchen-Dystrophien, bei denen die Photorezeptoren absterben, sowie die Lebersche kongenitale Amaurose, ein Funktionsverlust der Netzhaut, der bereits im Kindesalter zur Erblindung führt.
Wie die Signalverarbeitung in den Synapsen der reifen und der sich entwickelnden Netzhaut genau funktioniert, wollen nun die Wissenschaftler des Forschungsverbundes herausfinden, teilt die Universität Homburg mit. Welche Proteine sind an der Signalübermittlung beteiligt und wie arbeiten diese Proteine in der Synapse? Das seien einige der Fragen, die die Arbeitsgruppe mit genetischen, physiologischen und modernen bildgebenden Verfahren, beispielsweise mit der Zwei-Photonen-Mikroskopie am lebenden Gewebe, untersuchen will. Von ihrer Zusammenarbeit erhoffen sich die drei beteiligten Forschergruppen ein besseres Verständnis von Eigenschaften und Dynamik der Signalübertragung in der Netzhaut, um daraus mögliche Ursachen von Netzhaut-Erkrankungen abzuleiten.
Neben dem Homburger Wissenschaftler Professor Dr. Frank Schmitz vom Institut für Anatomie und Zellbiologie in Homburg gehören dem internationalen Forscherkonsortium Professor Leon Lagnado (MRC, Cambridge, UK) und Professor Rachel Wong (University of Washington, Seattle, USA) an. Das International Human Frontier Science Program (HFSP), das die Förderung komplexer biologischer Forschungsthemen unterstützt, stufte laut Universität den gemeinsamen Antrag über die Erforschung synaptischer Erregungsübertragung auf Platz eins von 22 geförderten Projekten ein.
Quelle:
Universität des Saarlandes, Medizinische Fakultät
Institut für Anatomie und Zellbiologie, Homburg/Saar