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Erster 73c-Vertrag für Augenärzte

Im Mai beginnt in Brandenburg der erste Versorgungsvertrag zur besonderen ambulanten fachärztlichen Versorgung nach §73c. Den Zuschlag im Ausschreibungsverfahren der AOK Brandenburg für die Augenchirurgie hat die Augenärztegenossenschaft Brandenburg (aägb) erhalten. Von Angela Mißlbeck.

Die Genossenschaft vertritt nach eigenen Angaben mehr als 100 Brandenburger Ophthalmologen. Zwischen der Ausschreibung der AOK und dem Zuschlag an die AÄGB lagen jedoch einige Hürden. Zwei Bewerber musste die Kasse nach eigenen Angaben wegen offensichtlicher Verstöße gegen die Ausschreibungsbedingungen aus dem Verfahren heraus nehmen. Beide stellten laut AOK einen Nachprüfungsantrag bei der Vergabekammer Brandenburg und legten gegen deren Entscheidung Beschwerde beim zuständigen Landessozialgericht ein. Das LSG bestätigte den Angaben zufolge die Entscheidungen der Vergabekammer und hob das Zuschlagsverbot auf. Eine Beschwerde läuft jedoch weiter.

Der Vertrag umfasst die ambulanten Kataraktoperationen, Glaskörper- und netzhautchirurgische Eingriffe. Insgesamt geht die AOK von einem Honorarvolumen von rund 12 Millionen Euro aus. Das hängt jedoch davon ab, wie viele Versicherte sich einschreiben. Die Vergütung für die vertraglichen Leistungen zahlt die Kasse in Form von Komplexfallpauschalen mit befreiender Wirkung an die aägb. „Die teilnehmenden Ärzte haben ausschließlich einen Vergütungsanspruch gegenüber der aägb“, so AOK-Sprecher Jörg Trinogga. Der Vertrag hat keine Laufzeitbegrenzung und kann erstmals zum 31. Dezember 2011 gekündigt werden. Das schaffe Sicherheit für alle Beteiligten, so Trinogga. Der Vertrag sieht laut Kasse keine Leistungen vor, die über die GKV-Pflichten hinausgehen. Besonderen Wert legt die Kasse aber auf schnelle Terminvergabe. In welcher Höhe eine Bereinigung der Gesamtvergütung bei der Kassenärztlichen Vereinigung erfolgt, ist derzeit noch nicht klar. Gesetzlich ist eine Bereinigung dann vorgesehen, wenn die Leistungen des Versorgungsauftrags den gesamten vertragsärztlichen Leistungsbedarf verringern.

„Großes Engagement und ­detailreiche Bewerbungen“
Interview mit Frank Michalak, Vorstandsvorsitzen der AOK Brandenburg

Bild DER AUGENSPIEGEL:
Herr Michalak, warum haben Sie die Augenchirurgie als Indikation für den ersten 73c-Vertrag zur besonderen ambulanten fachärztlichen Versorgung der AOK Brandenburg gewählt?

Frank Michalak:
Selektivverträge halten wir für sinnvoll, um Engpässe in der medizinischen Versorgung zu überbrücken und um die nötige Versorgungssicherheit herzustellen und zu gewährleisten. Aus dieser Sicht bot sich die Augenchirurgie an, weil es hier relativ lange Wartezeiten gibt. Natürlich muss es in Zukunft nicht allein bei dieser Indikation bleiben.

DER AUGENSPIEGEL:
Was erwarten Sie von dem Vertrag für die Versorgung Ihrer Versicherten?

Frank Michalak:
Wir wollen für unsere Versicherten im Kern die augenchirurgischen Leistungen in hoher medizinischer Qualität sowohl flächendeckend in ganz Brandenburg, aber auch relativ wohnortnah bei unseren Versicherten haben. Gleichzeitig wollen wir generell weg von dreimonatigen und sogar längeren Wartezeiten für einen augenärztlichen Behandlungstermin außerhalb der Chirurgie. Deswegen ist für uns der zusätzliche Serviceaspekt für die ­Versicherten mit entscheidend gewesen.

DER AUGENSPIEGEL:
Wie waren die Erfahrungen mit dem Ausschreibungsverfahren?

Frank Michalak:
Ausschreibungen im Gesundheitsbereich sind bislang immer Veranstaltungen gewesen, bei denen man viel lernen konnte und musste. Deswegen konnten wir auch bei dieser Ausschreibung sowohl gute als auch weniger gute Erfahrungen sammeln. Anders gesagt: Nur weil in der Praxis nicht alles so glatt läuft, wie sich das manche Theoretiker offensichtlich gedacht haben, werden wir die Möglichkeiten des §73c SGB V nicht aus der Hand geben.

DER AUGENSPIEGEL:
Was haben Sie von Seiten der Bewerber vermisst und was ist Ihnen positiv aufgefallen?

Frank Michalak:
Wir haben uns natürlich über die große Resonanz auf diese Ausschreibung gefreut. Wir hoffen, dass wir bei weiteren Ausschreibungen ebenso großes Interesse haben werden. Ich muss sagen, dass sich bei dieser Ausschreibung die meisten Teilnehmer mit großem Engagement beteiligt und ihre Konzeptionen vielfach sehr detailreich aufbereitet haben. Das hat uns schon beeindruckt.

DER AUGENSPIEGEL:
Herr Michalak, vielen Dank für das Gespräch.

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