Epiphora: Diagnostik und Behandlung
Zur Behandlung der Erkrankungen im Bereich der ableitenden Tränenwege gibt es seit vielen Jahren viel versprechende Ansätze und neue Erkenntnisse. Dem Epiphora (Tränenträufeln) geplagten Patienten steht eine umfassende Palette teils etablierter, teils neu entwickelter Therapieoptionen zur Auswahl. Dr. Marc Lüchtenberg und Prof. Dr. Joachim Berkefeld beschreiben diagnostische Verfahren und geben einen Überblick über Therapiekonzepte der Epiphora.
Die Therapie des Tränenträufelns (Epiphora) kann nach Ausschluss anderer funktioneller Ursachen durch verschiedenste Ansätze erfolgen. Es sollte zwischen einer reaktiven Hypersekretion und einer Störung des Funktionsablaufs, verursacht durch eine Tränenpumpeninsuffizienz oder anatomisch-pathologische Tränenwegsstenose, unterschieden werden.
Diagnostische Verfahren
Eine sehr genaue Diagnostik zur Lokalisation der Enge (Stenose) oder des Verschlusses ist heutzutage Goldstandard, um dem Patienten ein individuelles Therapiekonzept zu offerieren. Seit Einführung der Tränenwegsendoskopie durch Ashenhurst haben sich die bildgebenden Verfahren, wie in anderen Subdisziplinen der Augenheilkunde auch, rasant verbessert (Ashenhurst und Hurwitz, 1991). So stehen zur Diagnostik von Engstellen oder Okklusionen der ableitenden Tränenwege nebst der traditionellen diagnostischen und therapeutischen Spülung, der Jones-Test mit Fluorescein, Schirmer-Test auch aufwändigere Verfahren wie die Dacryocystographie, die Endoskopie mit direkter Beurteilbarkeit der Schleimhautverhältnisse (Emmerich et al. 1998), die Tränenwegs-Szintigraphie, die CT- und MRT-Dacryocystographie (Caldemeyer et al. 1998) sowie die 3D-Rotationsdacrocystographie zur Verfügung (Lüchtenberg et al. 2004, 2005).
All diese diagnostischen Verfahren bergen Vor- und Nachteile: So ist zum Beispiel die Strahlenbelastung bei radiologischen Verfahren zu erwähnen. Abhängig von der Anzahl der Aufnahmen und durch Verwendung einer so genannten Low-Dose-Einstellung liegt die Strahlenbelastung für den Patienten bei einer digitalen Subtraktionsangiographie (DSA) meist unter der einer Dünnschicht- CT. Bei der MRT kommt es zu keiner Strahlenbelastung, die Untersuchung ist jedoch kostspielig und nicht dynamisch. Sie kann als dynamische Untersuchung geplant beziehungsweise durchgeführt werden, ist dann einer Funktionsszintigraphie vergleichbar mit dem Nachteil einer geringen Ortsauflösung.
Bei der Endoskopie ist die Empfindlichkeit der Instrumente einerseits sowie die Notwendigkeit einer Vollnarkose des Patienten für diesen Eingriff andererseits ein Nachteil. In vielen Zentren zeigt sich die Tendenz, endoskopische und minimal-invasive Eingriffe zunehmend in Lokalanästhesie durchzuführen.
Die Engstellen und Verschlüsse werden nach ihrer Lokalisation (zum Beispiel Canaliculusstenose, präsakkale- oder postsakkale Stenose) und/oder radiologisch nach dem Grad der Obstruktion in kurzstreckige oder langstreckige Stenosen eingeteilt. Vor Tränenwegseingriffen empfiehlt es sich, einen Befund der endonasalen Situation einzuholen, um rhinogene Hindernisse als Ursache auszuschließen.
Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 05-2008.