Einsatz von Kontaktlinsen unter Extrembedingungen
Der Ausgleich einer Fehlsichtigkeit durch eine Kontaktlinse kann unter Extrembedingungen wie Fliegen, Tauchen oder Bergsteigen Vorteile bieten, wenn gewisse Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden. Dr. Rüdiger Schwartz hat mit potenziellen Astronauten und Kosmonauten an zahlreichen Parabelflügen gemeinsam teilgenommen, um ophthalmologische Untersuchungen, wie zum Beispiel die Augeninnendruckmessung, durchzuführen. Im Folgenden diskutiert er den Einsatz von Kontaktlinsen in unterschiedlichen Extremsituationen.
Bereits vor über zehn Jahren haben wir in Zusammenarbeit mit dem Flugmedizinischen Institut in Fürstenfeldbruck Versuche zum Verhalten der Kontaktlinse bei rapider Dekompression und bei Einwirkung von Beschleunigungskräften durchgeführt. So kam es bei einer rapiden Dekompression von 6.000 m auf 2.500 m bei weichen Kontaktlinsen in 20 Prozent zu einer spaltlampenbiomikroskopisch sichtbaren Gasblasenbildung unter der Kontaktlinsenoberfläche im Randbereich. Bei harten Kontaktlinsen fanden sich diese in 24 Prozent auch zentral, was jedoch nur vorübergehend zu einer Visusbeeinträchtigung führte.
Kommt es in einem Passagierflugzeug zu einer rapiden Dekompression, so wird der Pilot das Flugzeug möglichst rasch durch einen beschleunigten Sinkflug auf eine niedrigere Flughöhe bringen. Die rapide Dekompression führt zu einer raschen Abkühlung der Kabinenluft, so dass in der Expansionsphase das Wasser in der Kabinenluft kurzzeitig in Form von Nebel kondensiert. Die Kontaktlinse verhindert dabei eine Sehbeeinträchtigung, wie sie durch Beschlagen der Brillengläser entstehen könnte.
Sowohl in der zivilen Luftfahrt als auch im militärischen Bereich ist der Einsatz von Kontaktlinsen für den Piloten erlaubt. Zu beachten ist, dass bei den Grenzwerten für den maximalen Korrektionsbedarf immer der Brillenwert im stärksten brechenden Meridian zugrunde zu legen ist und nicht die Kontaktlinsenstärke. Die Kontaktlinsen dürfen weder getönt sein noch eine multifokale Optik aufweisen. Wird mit der Kontaktlinse der Fern-, Mittel- und Nahbereich nicht ausreichend korrigiert, so ist gegebenenfalls zusätzlich eine entsprechende Brillenkorrektur erforderlich. In jedem Fall muss eine Ersatzbrille mitgeführt werden.
Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 05/2009.