Ein Pionier der Star-Extraktion
Zum 275. Geburtstag von Heinrich Jung-Stilling (1740 bis 1817)
Der Universalgelehrte Prof. Dr. phil. Dr. med. Heinrich Jung, genannt Jung-Stilling, war sowohl Zeitgenosse als auch ein Freund von Johann Wolfgang von Goethe und wurde als Pietist, Volksschriftsteller und Wirtschaftswissenschaftler bekannt. In einer Zeit, in der die Augenheilkunde noch kein selbständiges Fach war, führte er vorwiegend ambulant über 2.000 Kataraktoperationen auf etwa 25 Reisen durch. Ein Beitrag von
Priv.-Doz. Dr. Manfred Jähne, FEBO (Chemnitz).
Heinrich Jung wurde am 12. September 1740 in Grund bei Hilchenbach im damaligen Fürstentum Nassau-Siegen im südöstlichsten Zipfel des heutigen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen geboren. Er wuchs in ärmlichen ländlichen Verhältnissen auf. Sein Vater war Schneider, Landvermesser und Dorflehrer zugleich. Seine Mutter, eine Pfarrerstocher, starb bereits, als der Knabe zwei Jahre alt war. Heinrich Jung erlernte wie sein Vater das Schneiderhandwerk, diente aber als Kaufmannsgehilfe beim Stahlfabrikanten P. J. Flender im Bergischen Land. Hier eignete er sich als Autodidakt Kenntnisse in Latein und Mathematik an sowie Grundlagen in Hebräisch, Griechisch und Französisch (Lück 1990). Beeinflusst durch seinen Dienstherrn befasste sich Jung mit medizinischen Vorstudien in Anatomie und durch Kontakt mit dem katholischen Pfarrer Molitor in Attendorn mit der Augenheilkunde. Molitor besaß eine Arkana-Schrift mit Rezepturen zur damaligen Behandlung von Augenkrankheiten.
Mehr dazu im AUGENSPIEGEL September 2015.