Die therapeutische Kontaktlinse

Serie zur Sammlung Roth (Folge 147)

Kontaktlinsen sind nicht nur eine wertvolle Sehhilfe, sondern sie wurden auch schon bald nach ihrer Erfindung als Bandage und nach gelungener Synthese wasserspeichernder Kunststoffe als Medikamententräger am Auge eingesetzt. Schon bei den ersten Anpassversuchen gegen Ende des 19. Jahrhunderts erkannte man ihre Eigenschaft, einen irregulären Hornhautastigmatismus auszugleichen. Auch konnte ihr orthokeratologischer Effekt, einer Korsage vergleichbar, dabei helfen, einen Keratokonus aufzuhalten oder eine Hornhautnarbe zu glätten.

Im Rahmen der ersten, meist experimentalen Anpassungen, entdeckte man gegen Ende des vorletzten Jahrhunderts die Möglichkeit, mit ihr während des Tragens einen leichten Druck auf die Hornhaut auszuüben. Dies konnte dazu genutzt werden, einen oberflächlichen Defekt der Kornea zu beseitigen. Schon vor der ersten Konstruktion einer Spaltlampe oder eines Ophthalmometers war nämlich bekannt, dass nur eine zentral sphärisch geformte Hornhaut eine optimale Sehschärfe ermöglichte, ein irregulärer Astigmatismus dagegen zur Bildverzerrung führte.

So fand man heraus, dass eine damals bis zu 20 mm große Sklerallinse aus Glas geeignet war, eine krankhaft verformte Hornhautoberfläche zu glätten und dadurch auch die Sehschärfe zu optimieren, dieser Effekt sich aber mit Entfernung der Linse vom Auge innerhalb weniger Stunden wieder zurückbildete. Alle sogenannten orthokeratologischen Eigenschaften erwiesen sich nämlich auf Dauer als nur vorrübergehend. Für den therapeutischen Effekt war also ein längeres Linsentragen notwendig.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL Februar 2024.

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