Die Augenheilkunde im Katalog

Serie zur Sammlung Roth (Folge 135)
Die Augenheilkunde als fachliche Abspaltung von der Chirurgie ist noch keine 170 Jahre alt. Mit der Erfindung des Augenspiegels im Jahre 1849 setzte Hermann von Helmholtz, Mediziner, Physiologe und Physiker, den Grundstein zu einem eigenständigen kleinen, aber keineswegs bedeutungslosen medizinischen Fachgebiet. Sein Ophthalmoskop erlaubte es nun, ohne großen Aufwand die Netzhaut am lebenden Auge zu beurteilen. Jetzt ließen sich zahlreiche Krankheitsbilder am oder über das Auge erkennen.

Für den Medizinhistoriker ist es schwierig die laufenden Erfindungen oder Verbesserungen an den frühen Untersuchungsgeräten zeitlich exakt einzuordnen. Zwar werden die Geräte wie der Augenspiegel oder das Ophthalmometer in den Lehrbüchern oder der Fachliteratur der Zeit beschrieben, exakte Abbildungen aber, die im vergangenen Zeitalter vor der heutigen Fotographie bestenfalls zeichnerisch möglich waren, fehlen. Hilfreich sind hier allenfalls die Verkaufskataloge, die ab Beginn des 19. Jahrhundert bebildert sind. Dort finden sich Darstellungen der zum Verkauf angebotenen Instrumente als Kupfer-, Stahlstich oder als Lithographie. Diese Abbildungen aus künstlerischer Hand sind oft von bester Qualität und überschreiten in ihren Feinheiten sogar die Fotografie der Zeit.

Gerade kam solch ein früher Katalog über augenklinische Gerätschaften in den Handel. Herausgegeben wurde er 1906 vor den Firma Luer in Paris. Er bietet für den Historiker eine wertvolle Übersicht über die Untersuchungsgeräte und ophthalmochirurgischen Instrumente der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Das Geschäft von Luer lag direkt am Eingang zur medizinischen Fakultät am Boulevard St. Germain in Paris. Im Katalog werden insgesamt 1489 Geräte und Instrumente angeboten, sie können sowohl schriftlich, telefonisch unter der Nummer 813-90 oder telegraphisch unter „Luer-Paris“ geordert werden. Natürlich fehlt in dem Katalog auch die Werbung nicht, stolz zitiert man zwei Dutzend Urkunden und Medaillen.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL Februar 2023.

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