Bifokale Brille zur Verringerung von Myopieentwicklung?
Eine Bifokalbrille hat in einer randomisierten Studie in den Archives of Ophthalmology (2010; 128: 12-19) das Fortschreiten der Myopie bei Kindern verlangsamt. Für eine generelle Empfehlung war der Effekt jedoch zu gering. Das berichtet das Ärzteblatt online.
Eine nicht ganz unumstrittene Theorie vermutet als Ursache der Myopie eine Akkommodationsstörung, die ein zu starkes Längenwachstum des Augapfels stimuliere, heißt es in dem Bericht weiter. In der COMET-Studie (Correction of Myopia Evaluation Trial), die bei 235 Kindern mit Gleitsichtbrille (mit Überkorrektur von 2 Dioptrien im Nahsichtbereich) und einer Kontrollgruppe von 243 Kindern mit normaler Brille das Fortschreiten der Myopie bei Kindern im Wachstumsalter untersuchte, wurde nach drei Jahren mit lediglich 0,2 Dioptrien, kein klinisch relevanter Unterschied gefunden. Dies veranlasste die Fachgesellschaften dazu, von der Verordnung von Gleitsichtbrillen abzuraten.
Eine neue randomisierte Studie an 135 kanadischen Kindern chinesischer Herkunft könnte nun die Diskussion wieder entfachen: Von den Kindern im Alter zwischen 8 und 13 Jahren trugen ein Drittel normale Brillen, ein Drittel eine Bifokalbrille und ein Drittel eine Bifokalbrille mit Prisma, das ein latentes Schielen verhindern soll und ebenfalls als Risikofaktor für die Myopie diskutiert wird.
Bereits nach zwei Jahren hatte sich die Myopie bei den Trägern der Bifokalbrille um 0,61 Dioptrien weniger verschlechtert als bei den Trägern der normalen Brille. Bei den Trägern der Bifokalbrille mit Prisma betrug der Unterschied sogar 0,85 Dioptrien. Subgruppenanalyse zeigten, so das Ärzteblatt, dass bei Kindern mit einer langsamen Akkommodation oder einem latenten Außenschielen (Exophorie) die günstigste Wirkung erzielt wurde.
Wie in der COMET-Studie waren die Unterschiede, die sich der Gruppe um Desmond Cheng von der Polytechnic University in Hongkong zeigten, zwar signifikant, die klinische Relevanz werde jedoch weiterhin als fraglich eingeschätzt.
Quelle: http://www.aerzteblatt.de
Original
http://archopht.ama-assn.org/cgi/content/full/128/1/12?home