Behandlung der kindlichen Katarakt

Im Gegensatz zur sehr viel häufigeren Katarakt des älteren Menschen steht die kindliche Katarakt am Anfang des Lebens und hat damit weitaus gravierendere Konsequenzen für die Betroffenen. Ein weiterer Unterschied zur Katarakt der Erwachsenen ist die Tatsache, dass eine Linsentrübung im Säuglings- und Kindesalter zu Amblyopie führen kann, da sie in der Frühphase der Sehentwicklung auftritt. Prof. Dr. Wolf A. Lagrèze gibt einen Überblick über die Besonderheiten der kindlichen Katarakt und stellt seine an der Univ.-Augenklinik Freiburg praktizierte OP-Technik vor.

Optisch relevante Linsentrübungen finden sich bei etwa einem von 3.000 Kindern. Verrechnet man diese Angaben mit den Geburtszahlen in Deutschland, ergeben sich pro Jahr in Deutschland zirka 250 Fälle. Die tatsächlichen Operationszahlen scheinen geringfügig höher zu liegen. In einem Drittel der Fälle ist die Linsentrübung nur einseitig. In den betroffenen Familien lässt sich in rund einem Viertel der Fälle eine erbliche Komponente, zumeist autosomal dominant, nachweisen. In einem weiteren Viertel bestehen andere assoziierte Augenerkrankungen oder syndromale Erkrankungen. Bei den restlichen 50 Prozent lassen sich keine Ursachen identifizieren. Aufgrund der genotypischen und phenotypischen Heterogenität spielt eine molekulargenetische Diagnostik in der klinischen Routine bisher noch keine Rolle. Die verschiedenen Kataraktformen umfassen zumeist eine Trübung des Linsenkerns, etwas seltener liegt ein Polstar vor. Bei älteren Kindern oder Kindern in der Dritten Welt sieht man nicht selten eine komplette Eintrübung und teilweise Verflüssigung der Augenlinse.

Eine Operationsindikation besteht dann, wenn bei enger Pupille das skiaskopisch sichtbare Fundusrot relevant eingeschränkt ist oder Zeichen eines Binokularitätsverlustes der Augen, also ein Strabismus, sichtbar werden. Die Wahl des optimalen Operationszeitpunktes ist das Produkt einer Risikoabwägung verschiedener Faktoren. Operiert man sehr früh, steigt das Risiko eines sekundären Aphakieglaukoms. Die Häufigkeit bei Operation im ersten Lebensmonat liegt bei über 50 Prozent und das Auftreten erfolgt rasch nach der Operation. Bei späterer Operation sinkt das Risiko des Aphakieglaukoms auf etwa zehn bis 15 Prozent ab. Jedoch steigt dann das Amblyopierisiko, so dass sich in der Literatur folgender Konsensus herauskristallisiert hat: Einseitige Katarakte sollten innerhalb der ersten sechs Lebenswochen, beidseitige innerhalb der ersten zehn Lebenswochen operiert werden.

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Abb. 1: Kerntrübung (ganzer Kern, lamellär, entlang Linsennaht).

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 02-2008.

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