Autor: Ulrike Lüdkte

Sportcheck-Studie: Retinale Blutgefäße zeigen, ob Kinder fit sind

Körperliche Fitness und Aktivität, das Verhältnis von Fett und Muskel (Körperkomposition) sowie Blutdruckwerte können bereits bei sechs- bis achtjährigen Schülern zu Veränderungen der Gefäßgesundheit führen, die man am leichtesten in der Netzhaut untersuchen kann. Das zeigt die Sportcheck-Studie der Universität Basel, die auf dem Kongress der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft (ESC) in London vorgestellt wurde.

Räumliches Sehen schulen

Entfernungen abschätzen, Objekte in ihrer ganzen Tiefe wahrnehmen: Die meisten Menschen halten es für selbstverständlich, dass sie ihre Umwelt räumlich sehen. Dass dabei ihre Augen wie zwei Hochleistungskameras in ständiger Abstimmung miteinander stehen und die dabei aufgenommenen Daten im Gehirn erst zu einem räumlichen Seheindruck verrechnet werden, ist ihnen nicht bewusst. „Diese Dimension des Sehens ist etwas, das wir in frühester Kindheit erst lernen müssen“, erinnert Prof. Dr. med. Joachim Esser vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands.

Viele Tierversuche in der Augenheilkunde verzichtbar

Experten halten viele Tierversuche in der Augenheilkunde für überflüssig. Stattdessen könnten viele neue Medikamente an Netzhäuten geschlachteter Rinder und Schweine erprobt werden. Inwieweit Experimente an Mäusen, Ratten und Kaninchen verzichtbar sind und welche Alternativen infrage kommen, diskutieren Experten auf dem 113. Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), dern vom 1. bis 4. Oktober 2015 in Berlin tagt.

Hypertonie und Glaukom: ärztliche Zusammenarbeit erforderlich

Jeder zweite Patient mit Glaukom, auch als Grüner Star bekannt, leidet auch an Bluthochdruck. Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass die Hochdrucktherapie die Entstehung eines Glaukoms fördern kann: Insbesondere Medikamente, die zu einem starken nächtlichen Abfall des Blutdrucks führen, können Sehnerv und Netzhaut schädigen. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) und die Deutsche Hochdruckliga (DHL) befürworten eine enge Zusammenarbeit zwischen Augenärzten, Hausärzten und Hypertensiologen, um beide Erkrankungen langfristig optimal zu behandeln. Darauf macht die DOG aufmerksam.

UKL setzt erstmals Netzhautprothese ein

An der Universitäts-Augenklinik Leipzig wurde erstmals ein retinales Implantat eingesetzt. „Es wird wieder hell“, beschreibt der 62-jährige Patient Bernd Burkhardt, der an Retinitis pigmentosa (RP) erkrankt ist, seine neue Wahrnehmung. “Ich sehe jetzt unstrukturierte Lichtflecke, die ich lernen muss zu interpretieren“, so Burkhardt nach Einschalten des Netzhautchips. Burkhardt ist seit seiner Jugend stark sehgeschwächt, seit 15 Jahren völlig blind.

Choroideremie: Erste Gentherapie startet in Deutschland

An der Augenklinik der Universität Tübingen erhalten voraussichtlich noch in diesem Jahr Patienten mit der seltenen Augenerkrankung Choroideremie eine Gentherapie. Für die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) markiert der Versuch den Beginn einer neuen Ära. Die Fachgesellschaft der deutschen Augenärzte erwartet die Entwicklung weiterer Gentherapien, die deshalb auch ein Schwerpunkt des diesjährigen DOG-Kongresses sind. Die Tagung findet vom 1. bis 4. Oktober 2015 in Berlin statt.

Alternativen zu Tierversuchen in der Augenheilkunde

Ein Forschungsprojekt an der Universität Leipzig beschäftigt sich in den kommenden drei Jahren mit der Entwicklung und Etablierung von Langzeit-Kulturmethoden von adultem Augengewebe. „Die verwendeten Augengewebe werden nicht von Labortieren gewonnen, wie es bisher üblich war, sondern von Schlachthöfen geliefert, wo sie als Abfall anfallen“, erklärt die Physikerin und Projektkoordinatorin Dr. Mareike Zink. In Kooperation mit dem Physiker Prof. Dr. Stefan Mayr und dem Biologen Dr. Mike Francke wird ein neuartiger Ansatz verfolgt, der es ermöglichen soll, Augengewebe außerhalb des Körpers über längere Zeit in seiner organotypischen Struktur zu kultivieren.

Negative Dysphotopsie nach Kataraktoperation

Ein relativ häufiges Problem nach komplikationsloser Kataraktoperation ist das Auftreten einer so genannten negativen Dysphotopsie. Hierbei handelt es sich um scharf umgrenzte Schattenbildungen im temporalen Gesichtsfeld, die lange bestehen können, manchmal spontan verschwinden und die manche Patienten als so störend erleben, dass sie die Explantation der IOL verlangen. In der Literatur werden negative Dysphotopsien intensiv diskutiert, ohne dass bisher eine allgemein akzeptierte Erklärung zu finden war. Prof. Martin Wenzel (Trier) und Prof. Achim Langenbucher (Homburg/Saar) stellen eine neue Deutung des Phänomens vor.

Cerebral bedingte Sehbeeinträchtigungen im Kindesalter

Projekt „ProVisioN“ zur funktionalen Überprüfung des Sehens
Da Funktionsbeeinträchtigungen des Sehens und der visuellen Wahrnehmung im Kindesalter große Auswirkungen auf die allgemeine Entwicklung und das Lernen haben, sind eine umfassende und interdisziplinäre Diagnostik und die Entwicklung von Unterstützungsmaßnahmen unverzichtbar. Das Projekt „ProVisioN“ an der Fakultät Rehabilitationswissenschaften der TU Dortmund soll das Spektrum cerebral bedingter Sehbeeinträchtigungen bei Kindern (0 bis 14 Jahre) durch eine ausführliche funktionale Überprüfung des Sehens ermitteln, Ideen zur konkreten Unterstützung für den Alltag entwickeln und deren Wirksamkeit überprüfen. Prof. Renate Walthes (Dortmund) erläutert cerebral bedingte Sehbeeinträchtigungen im Kindesalter und stellt das Projekt vor.

Frühe Intervention bei vitreomakulärer Traktion

Eigene Anwendungsergebnisse zur pharmakologischen Vitreolyse
Eine anormal verlaufende Glaskörperabhebung kann zu einer vitreomakulären Traktion (VMT) mit weitreichenden Folgen wie epiretinalen Membranen und Makulalöchern führen. War bisher nur ein Abwarten und Beobachten sowie meist im späteren Stadium eine Vitrektomie als Intervention möglich, so steht seit Mai 2013 mit Ocriplasmin ein Wirkstoff zur pharmakologischen Vitreolyse und Glaskörperabhebung zur Verfügung. Dr. Karsten Klabe und Dr. Hakan Kaymak (Düsseldorf) berichten im Folgenden über die ersten eigenen Erfahrungen mit Ocriplasmin und geben einen aktuellen Überblick zum Krankheitsbild der VMT, inklusive der neuesten Klassifikationsempfehlungen sowie zur Abgrenzung der nunmehr vorhandenen Therapieoptionen.