Autor: Ulrike Lüdkte

Blicksteuerung und visuelles System

Die Neurowissenschaftler Tao Yao, Stefan Treue und Suresh Krishna vom Deutschen Primatenzentrum in Göttingen haben untersucht, welche Mechanismen im Gehirn dafür sorgen, dass wir trotz ständiger Augenbewegungen eine stabile Welt wahrnehmen und die Position wichtiger Objekte auch ohne direkten Blickkontakt verfolgen können. Ihre Studie an Rhesusaffen zeigt, dass das Gehirn wichtige Objekte „markiert“ und die Position dieser Markierungen immer wieder aktualisiert, wenn die Blickrichtung zu einem neuen Punkt springt. Da die Blicksteuerung und das visuelle System von Menschen und Affen sich sehr ähneln, lassen die Ergebnisse Rückschlüsse auf solche Prozesse im menschlichen Gehirn zu. Damit könnte diese Studie dazu beitragen, Fehlfunktionen, wie sie bei Schizophrenie, visuellem Neglect und anderen Aufmerksamkeitsstörungen auftreten, besser zu verstehen (PLOS Biology).

Lichtwahrnehmung von Bakterien durch mikrooptische Eigenschaften

Seit 300 Jahren – also seit es Mikroskope gibt – fragen sich Wissenschaftler, wie Bakterien Licht wahrnehmen und darauf reagieren können. Ein internationales Team um die Freiburger Biologin und Professorin für Molekulare Genetik an der Albert-Ludwigs-Universität, Annegret Wilde, hat das Rätsel nun gelöst: Die Forscher zeigen an den so genannten Cyanobakterien, dass diese nur wenige Mikrometer winzigen Organismen gezielt auf eine Lichtquelle zuströmen, indem sie das Prinzip einer Linse im menschlichen Auge nutzen. Die Studie ist in der Zeitschrift „eLife“ erschienen.

Rote, juckende Augen – Allergie oder Infektion?

Die Birken- und Haselpollen fliegen vielerorts und machen vielen Menschen das Leben schwer. Die Augen sind rot, die Schleimhäute schwellen an. Etwa ein Drittel der Menschen in Deutschland leidet an einer Allergie. Wenn die Augen rot sind und jucken, ist es vor dem Griff zu den nächstbesten Augentropfen wichtig, augenärztlichen Rat einzuholen, meint Prof. Dr. Gerd Geerling vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands. Denn rote Augen können zwar von einer Allergie herrühren, doch sie können auch ganz andere, ernstere Ursachen haben.

Antibiotika-Verteilung gegen Trachom

Im vergangenen Jahr konnte die Hilfsorganisation “Licht für die Welt” fast sechs Millionen Kinder und Erwachsene in Äthiopien mit Antibiotika, kostenlos zur Verfügung gestellt vom Pharmaunternehmen Pfizer, gegen Trachom versorgen. “Das ist ein großer Erfolg für uns und unsere Partner”, freut sich “Licht für die Welt”-Geschäftsführer Rupert Roniger. Trachom ist aufgrund mangelnder hygienischer Verhältnisse die häufigste bakterielle Blindheitsursache – und damit eine Krankheit der Armut. Vor allem Frauen und Kinder sind davon betroffen. Weltweit sind über 21 Millionen Menschen mit Trachom infiziert, 1,2 Millionen sind bereits blind. 232 Millionen Menschen leben in Gegenden, in denen die Krankheit heute noch verbreitet ist. “Nach immer wiederkehrenden Infektionen und ohne Behandlung vernarbt die Bindehaut und das Lid dreht sich nach innen: Die Wimpern reiben auf der Hornhaut und zerkratzen diese bis zur totalen Eintrübung. Das ist extrem schmerzhaft und führt auf längere Sicht zu irreversibler Erblindung”, erklärt der deutsche Augenarzt und “Licht für die Welt”-Vorstand Johann Dillinger aus Traunstein.

„Dunkel ist schneller als hell“

„Da hat sich doch etwas bewegt?“ Jeder kennt die Situation: man blickt in Richtung eines Geräuschs, kann aber beim besten Willen kein Objekt erkennen. Erst dessen Bewegung, und sei sie minimal, erlaubt dessen Wahrnehmung. Forscher der Ruhr-Universität Bochum haben dieses Phänomen untersucht und konnten zum ersten Mal zeigen, dass gleichzeitige Lichtänderungen zwischen Objektgrenzen und Hintergrund Aktivitätswellen in der visuellen Großhirnrinde auslösen. Diese könnten ein empfindliches Signal zur Wahrnehmung von Bewegung sein. Die Ergebnisse der Wissenschaftler wurden in „The Journal of Neuroscience“ veröffentlicht.

Bonn: DFG-Förderung für Aderhautmelanom-Forschung

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert ein Projekt zur Interaktion zwischen Makrophagen und Tumorzellen beim Aderhautmelanom an der Universitäts-Augenklinik Bonn. Der Schwerpunkt der Untersuchungen von Frau Priv.-Doz. Dr. Martina C. Herwig liegt auf der Herkunft und Polarisation der Makrophagen sowie der Bildung gefäßähnlicher Strukturen („Vasculogenic Mimicry“) durch den Tumor.

Fotorezeptordegeneration: Proteinmenge steuert den Defekt

Eine der häufigsten Ursachen genetisch bedingter Netzhauterkrankungen beim Menschen sind Mutationen des Gens Peripherin-2 (PRPH2), das ausschließlich in Fotorezeptoren aktiv ist. „Wir konnten nun erstmals zeigen, dass PRPH2 Mutationen die in den Fotorezeptoren produzierten Proteinmengen beeinflussen – und zwar auf ganz unterschiedliche Weise“, sagt der Pharmakologe Professor Martin Biel von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), der mit seinem Team die zellulären Vorgänge untersuchte, die eine Mutation auslöst. Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin PLOS Genetics.

Neuer Vorsitz beim VSDAR

Seit Jahresbeginn ist der Kölner Augenarzt Dr. Georg Gerten Präsident des VSDAR. Er folgt in dieser Funktion Dr. Stefanie Schmickler, deren Amtszeit turnusgemäß nach zwei Jahren endete. Gerten ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Fachgesellschaften und betreut zusammen mit dem Laserzentrum Hannover und der FH für Angewandte Optik und Elektronik (AOE) in Köln verschiedene Forschungsprojekte.

Funktionale Unterscheidung retinaler Ganglienzellen

Tübinger Wissenschaftler haben in einer Studie die Kanäle untersucht, über die Informationen aus dem Auge ins Gehirn geleitet werden. Dabei identifizierten sie zahlreiche neue Zelltypen und stellten zudem fest, dass die Netzhaut über bis zu 40 verschiedene Kanäle ins Gehirn verfügen dürfte – doppelt so viele wie bislang angenommen. Die Ergebnisse werden nach Mitteilung der Universität Tübingen im Fachjournal „Nature“ veröffentlicht.