Autor: Ulrike Lüdkte

DOG 2017: Fortschritte in Forschung und Therapie

Mit mehr als 4.900 Kongressteilnehmern ist die DOG 2017 erfolgreich zu Ende gegangen. Mediziner aus 63 Ländern fanden sich vom 28. September bis 1. Oktober 2017 in Berlin zusammen, um unter dem Motto „Deutsche Augenheilkunde international“ über Fortschritte in Forschung, Diagnostik und Therapie zu diskutieren. Zu den Kongress-Highlights zählten neben den Keynote Lectures englischsprachige Symposien, die mit internationalen Gesellschaften wie ESCRS, EURETINA, IIIC und zahlreichen weiteren gemeinsam veranstaltet wurden. Auch das neue Format „Tandems Basic/Clinical Science“ kam gut an, teilt die DOG mit.

AMD: Projekt MACUSTAR wird mit 16 Millionen Euro gefördert

Die Universitäts-Augenklinik Bonn hat im EU-Rahmenprogramm Innovative Medicines Initiative 2 (IMI2)/Horizon2020 gemeinsam mit acht Forschungseinrichtungen und vier Firmen eine Bewilligung für ein fünfjähriges Forschungsprojekt mit einem Budget von über 16 Millionen Euro bekommen. Mit dem Projekt MACUSTAR sollen klinische Endpunkte für Studien bei intermediärer altersabhängiger Makuladegeneration entwickelt und validiert sowie spezifische Risikofaktoren identifiziert werden.

Wie visuelle Reize auf dem Weg ins Bewusstsein versickern

Ob wir die Bilder, die auf die Netzhaut unserer Augen fallen, auch bewusst wahrnehmen, entscheidet sich im Gehirn. Eine aktuelle Studie der Universität Bonn zeigt nun, wie manche Reize auf dem Weg ins Bewusstsein gewissermaßen „versickern“. Dieser Prozess setzt augenscheinlich erst relativ spät im Laufe der Signalverarbeitung ein. Anfangs unterscheidet sich die Reaktion der Nervenzellen auf unbewusste und bewusste Reize dagegen kaum. Die Arbeit ist nun in der renommierten Fachzeitschrift „Current Biology“ erschienen.

Computerspiele sollen die Amblyopie-Therapie verbessern

Mehr als fünf Prozent aller Kinder in Deutschland leiden unter Amblyopie, eine häufige Form der Sehstörung. Wird diese Schwachsichtigkeit zu spät erkannt oder ist die Therapie erfolglos, droht Betroffenen im Erwachsenenalter eine schwere Sehbehinderung, die sie beruflich wie gesellschaftlich stark beeinträchtigen kann. Im Rahmen eines EU-Projekts, an dem eine Forschungsgruppe der Frankfurter Universitäts-Augenklinik teilnimmt, sollen neue Test- und Therapieansätze entwickelt und geprüft werden: Computerspiele sollen die Sehfähigkeit von Kindern verbessern. Entgegen bisheriger Annahmen sollen auch Jugendliche und junge Erwachsene von einer Amblyopie-Therapie profitieren, teilt die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) mit.

Anspruch auf Blindenhund gegen Krankenkasse

Das LSG Celle-Bremen hat entschieden, dass ein Blinder von seiner Krankenkasse mit einem Blindenhund und nicht nur mit einem Blindenlangstock zu versorgen ist, wenn die Orientierung durch Schwerhörigkeit zusätzlich beeinträchtigt wird. Geklagt hatte ein 50-jähriger Mann, der bis auf ein minimales einseitiges Restsehvermögen erblindet war. In jüngerer Zeit kam eine Schwerhörigkeit hinzu. Zur Orientierung außerhalb der Wohnung nahm er bisher die Hilfe seiner Frau in Anspruch. Als er bei seiner Krankenkasse einen Blindenhund beantragte, verwies diese ihn zunächst auf einen Blindenlangstock nebst Mobilitätstraining. Dem hielt der Kläger entgegen, dass ein Blindenhund ihm eine viel bessere Hilfe bieten könne. Das SG Osnabrück hatte die Klage abgewiesen.

DOG: Wissenschaftliche Wettbewerbsfähigkeit muss gestärkt werden

Nach wie vor genießen Forscher aus Deutschland weltweit hohes Ansehen. So liegt die Bundesrepublik trotz eines vergleichsweise bescheidenen Umfangs an Fördermitteln beim wissenschaftlichen Output in der Augenheilkunde hinter den USA und Großbritannien auf Platz drei. Doch China holt rasant auf, nimmt bereits Rang vier ein. Experten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) fordern daher stärkere europäische Vernetzung und gezielte staatliche Unterstützung.

Riesenzellarteriitis: Neue Substanz verspricht bessere Therapiemöglichkeiten

Die Riesenzellarteriitis (RZA) ist eine Autoimmunerkrankung und die häufigste Gefäßentzündung von Menschen jenseits des 50. Lebensjahrs. Wird die RZA nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann sie bis zur Erblindung führen. Die bisherige Therapie mit Kortison heilt etwa die Hälfte der Patienten. Ein neues Medikament (Wirkstoff: Tocilizumab), das erstmals in einer großen Studie getestet wurde, könnte die Behandlung wesentlich effektiver und nebenwirkungsärmer machen, teilt das Klinikum der Universität München (LMU) mit.