Augenfolgebewegungen und Schizophrenie

Prof. John A. Sweeney, Direktor des Center for Medicine an der University of Illinois at Chicago, gilt als einer der weltweit führenden Experten auf diesem Gebiet und untersuchte in den letzten beiden Jahrzehnten Hunderte von Patienten mit Schizophrenie, Bipolaren Störungen und Autismus hinsichtlich Störungen der Augenbewegungen. Untersucht wurden zumeist Ersterkrankte, noch nicht medizierte Patienten, so dass daran insbesondere Effekte der Medikation auf neuronale Systeme erforscht werden können, heißt es weiter in der Mitteilung. Zur Zeit leite er eine große Multizenterstudie in den USA, bei der genetische Faktoren von Psychosen mittels phänotypischer Marker erforscht werden sollen (BSNIP-Study).

Die mit 60.000 Euro dotierte Auszeichnung ermögliche es Prof. Sweeney, Forschungsprojekte an der Universität Lübeck durchzuführen. Psychiater und Neurologen der Universitäten Lübeck und Kiel haben die gemeinsame Neurobiomedizin-Initiative „Intermediäre Phänotypen und Biomarker bei Bewegungsstörungen und assoziierten psychiatrischen Erkrankungen“ gebildet, zu dem auch das Teilprojekts „Veränderungen der sensomotorischen Kontrolle von Augenbewegungen als intermediärer Phänotyp für psychotische Störungen“ gehöre.

Zur Lübecker Arbeitsgruppe gehört auch Priv.-Doz. Dr. Rebecca Lencer, die 2005 zum Thema „Störungen der langsamen Augenfolgebewegung als Endophänotyp für Schizophrenie“ habilitierte und dabei die Frage untersuchte, inwieweit Augenfolgebewegungsstörungen bei Patienten mit psychotischen Störungen Hinweise auf Störungen neuronaler Netzwerke geben können. Die Augenfolgebewegung diene folglich als Model für die Art und Weise von Veränderungen neuronaler Netzwerke bei psychotischen Störungen, so dass zum Beispiel Wahrnehmungsstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen oder Störungen der Reizverarbeitung (sensomotorische Transformation) auftreten können, erklärt die Arbeitsgruppe. Methodisch setzen die Lübecker Forscher in Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurologie, okulomotorische Untersuchungsverfahren und Untersuchungen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie ein.

Mit dem Humboldt-Forschungspreis werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihr bisheriges Gesamtschaffen ausgezeichnet, deren grundlegende Entdeckungen, Erkenntnisse oder neue Theorien das eigene Fachgebiet nachhaltig geprägt haben und von denen auch in der Zukunft weitere Spitzenleistungen erwartet werden können. Die Preisträger sind eingeladen, selbst gewählte Forschungsvorhaben in Deutschland in Kooperation mit Fachkollegen für einen Zeitraum von bis zu einem Jahr durchzuführen. Der Aufenthalt kann zeitlich aufgeteilt werden. Die Humboldt-Stiftung vergibt nach eigenen Angaben jährlich bis zu 100 Humboldt-Forschungspreise. Die Nominierung erfolgt durch Wissenschaftler in Deutschland.

Weitere Informationen:
http://www.uni-luebeck.de/aktuelles/pressemitteilungen/2010/0126swee.php

Quelle: idw

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