Veränderte Kontrastwahrnehmung bei Depression?

Freiburger Wissenschaftler fanden bereits bei früheren Untersuchungen heraus, dass depressive Menschen Schwarz-Weiß-Kontraste schlechter wahrnehmen als Gesunde. In einer aktuellen Studie untersuchte die Arbeitsgruppe mittels einer objektiven elektrophysiologischen Methode die Antwort der Netzhaut auf alternierende Schachbrettmuster mit unterschiedlichen Kontrasten bei Depressiven und Gesunden.

Depression und Melancholie werden in Kunst und Literatur schon immer mit visuellen Begriffen umschrieben: Grau und schwarz sind die Farben, die für Melancholie oder Depressivität stehen. Im Englischen dagegen wird die niedergedrückte Stimmung mit der Farbe Blau in Verbindung gebracht, etwa wenn ein deprimierter Mensch sagt: „I’m feeling blue“. Dass sich hinter diesen Sprachbildern auch eine empirische Wirklichkeit versteckt, hat nun eine Arbeitsgruppe am Universitätsklinikum Freiburg in Zusammenarbeit von Psychiatrie und Psychotherapie und Augenheilkunde gefunden, teilte die Universität mit.

Bei der Studie der Freiburger Wissenschaftler zeigten sich hoch signifikante Unterschiede bei der Antwort der Netzhaut auf alternierende Schachbrettmuster mit unterschiedlichen Kontrasten bei Depressiven und Gesunden: Depressive Menschen haben dramatisch kleinere Antwortamplituden auf der Netzhaut. Sogar auf Einzelfallebene konnten aufgrund der elektrischen Netzhautmessung depressive Menschen und Gesunde mit ungewöhnlich hoher Sensitivität und Spezifität unterschieden werden, heißt es in der Mitteileilung. Die Untersuchung wurde jetzt in dem renommierten Fachjournal „Biological Psychiatry“ veröffentlicht.

Sollten sich diese Untersuchungsbefunde in weiteren Studien bestätigen, stünde mit dieser Methode ein Verfahren zu Verfügung, mit dem auf objektive Art und Weise der eigentlich subjektive Zustand der Depression gemessen werden könnte. Dies könnte weit reichende Auswirkungen nicht nur auf die Depressionsforschung, sondern auch auf die Diagnose und Therapie von depressiven Zuständen haben, so die Wissenschaftler.

Kontakt:
Prof. Dr. Ludger Tebartz van Elst
Sektion Experimentelle Neuropsychiatrie
Abt. Psychiatrie und Psychotherapie
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