„EyeSeeCam“ überträgt Blickbewegungen und Bilder
Wissenschaftler der Universität München haben eine Kamera entwickelt, die die Augenbewegungen eines Menschen originalgetreu wieder gibt. Für die so genannte EyeSeeCam erhielten die Entwickler den mit 10.000 Euro dotierten Preis beim RoboDays-Festival im dänischen Odense, der dieses besondere Kamerasystem und die gelungene Übertragung menschlicher Qualitäten auf eine Maschine würdigte. An der Entwicklung beteiligt war das Team um Dr. Erich Schneider und Prof. Dr. Thomas Brandt vom Institut für klinische Neurowissenschaften am Campus Großhadern des Klinikums der Universität München.
„Die Anwendung in der Medizin stand im Mittelpunkt“, sagt der Physiker. Tatsächlich hat Prof. Dr. Karl-Walter Jauch, Direktor der Chirurgischen Klinik und Poliklinik in Großhadern, die EyeSeeCam bereits im Operationssaal getestet. Mit einem Gestell am Kopf befestigt, hat die Kamera live und direkt alle Blicke Jauchs während eines Eingriffs mit einer Zeitverzögerung von nur zehn Millisekunden übertragen. Damit ist die Kamera derzeit das schnellste entsprechende System weltweit. Sozusagen mit den Augen des Chirurgen verfolgten die Zuschauer, welche Eingriffe Jauch an der Operations-Stelle vornahm. „Den Test hat die EyeSeeCam hervorragend bestanden“, erklärt Dr. Schneider.
Künftig soll das System deshalb für Lehrzwecke genutzt werden, um beispielsweise Eingriffe aus dem Operationssaal in einen Hörsaal mit Medizinstudenten zu übertragen. So können sie dem Chirurgen buchstäblich über die Schulter schauen. Auch für Lehr-Videos ist die Kamera exzellent geeignet. Bislang musste für derlei Produktionen stets ein Kamera-Mann im OP zugegen sein, was Chirurgen oft genug in ihrer Arbeit behinderte.
Nicht zuletzt soll die EyeSeeCam in der Medizin genutzt werden, um bei einem Eingriff die Arbeitsbelastung und die visuelle Aufmerksamkeitsverteilung etwa von Chirurgen oder Anästhesisten zu messen. Durch Analyse der Blickbewegungen lässt sich ermitteln, ob etwa ein Anästhesist die wichtigen Geräte auch in einer Notfall-Situation noch immer im Blickfeld hat und ob er sie sicher bedienen kann. Der Einsatz der EyeSeeCam würde so zur rechtzeitigen Erkennung einer Notfallsituation beitragen und langfristig die Patientensicherheit erhöhen. Diese Anwendung wurde erstmals mit Dr. Christian Schulz am Anästhesie-Simulator der Klinik für Anästhesiologie des Klinikums rechts der Isar erfolgreich getestet.
Dr. Schneider betont, dass die Entwicklung der Kamera seit 2004 einem interdisziplinären Team aus Medizinern, Neurowissenschaftler, Physikern und Ingenieuren zu verdanken ist, an dem auch Forscher der Technischen Universität München, insbesondere des Lehrstuhls für Angewandte Mechanik, beteiligt sind. Jetzt geht es darum, die Herstellung des Systems effizienter – sprich: preiswerter – zu machen. „Mehr als 25.000 Euro“, sagt Schneider, „darf die EyeSeeCam nicht kosten.“