Andheri-Hilfe Bonn feiert 40sten Geburtstag

Rund 500 geladene Gäste, darunter Europaabgeordnete Ruth Hieronymi, Journalist Franz Alt und Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann, feierten im Februar den 40sten Geburtstag der Andheri-Hilfe im Bonner Alten Rathaus. Mit stehenden Ovationen wurde die Gründerin und Ehrenvorsitzende der Andheri-Hilfe Rosi Gollmann gewürdigt. Von Dr. Hannsjürgen Trojan.

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Gründerin der Andheri-Hilfe Rosi Gollmann neben den beiden
Augenoperierten, die die eine Million Operationen rundeten.

Die Gründung der Hilfsorganisation Andheri-Hilfe Bonn e.V. erfolgte 1967 durch die Religionslehrerin Rosi Gollmann mit dem anfänglichen Hauptziel, notleidende Kinder in dem Waisenhaus St. Catherine’s Home in Andheri, einem Vorort von Mumbai/Indien, „täglich mit einer Hand voll Reis zu versorgen“. Auch wenn die Gründerin 2001 den Vorsitz an Elvira Greiner abgegeben hat, so ist die Organisation auf das Engste verbunden mit der Person von Rosi Gollmann, die dieses Jahr ihren 80sten Geburtstag feiert und noch immer in die Arbeit der Organisation integriert ist. Aus der Handvoll engagierten Mitstreitern, die im Gründungsjahr gemeinsam zur Andheri-Hilfe aufriefen, ist inzwischen eine freie, unabhängige große Organisation geworden, der vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) das Spendensiegel als Zeichen geprüfter Seriosität und Spendenwürdigkeit zuerkannt wurde. „Unsere Arbeit wird von über 20.000 privaten Spendern, Gruppen und Firmen getragen. Dazu kommen öffentliche Mittel aus den Etats des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BMZ und der Kommission der Europäischen Union“, so Gollmann. Heute fördert die Andheri-Hilfe mehr als 770.000 Menschen in 8.449 Dörfern und Slums in Indien und Bangladesch.

Schwerpunkte der Arbeit der Andheri-Hilfe liegen in den verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens und hier besonders in der Bekämpfung von Blindheit. Ein weiteres Aufgabengebiet ist die Behandlung der Lepra. Nach Schätzungen der WHO leben in Indien annähernd drei Millionen Leprakranke, mehr als in jedem anderen Land der Erde. Neben der therapeutischen Behandlung geht es darum, leprakranke Kinder in die lokalen Schulen zu integrieren, sowie um die Schaffung von Einkommensmöglichkeiten für die Erwachsenen. Es ist das Ziel der Andheri-Hilfe, ein weitestgehend selbstständiges Leben der Leprakranken in Selbstachtung und sozialer Anerkennung zu schaffen. Hauptursachen für die hohe Prävalenz der Blindheit in Bangladesch sind unzulängliche ärztliche Versorgung, Unterernährung, Vitamin-A-Mangel, fehlende Hygiene. Von den 130 Millionen Menschen ist jeder Hundertste blind. Jährlich kommen zehntausend neue Erblindungen hinzu. Auf 200.000 Bewohner kommt aber nur ein Augenarzt, der zudem meist in der Stadt arbeitet, so dass die ländliche Bevölkerung augenärztlich völlig unterversorgt ist.

In enger Zusammenarbeit hat die Andheri-Hilfe in Bangladesh über das Land verteilt sechs Basis-Augenhospitäler errichtet. Hinzukommt in der Hafenstadt Chittagong ein Ausbildungszentrum für Augenärzte und Krankenpfleger. Die Augenhospitäler dienen als Basis für mobile Eye-Camps in ländlichen, augenärztlich nicht versorgten Gebieten. In diesem Rahmen erfolgt die Aufklärung der Bevölkerung über die Ursachen der Erblindung, Sehtests der Schüler dienen der Früherkennung und Behandlung. Eine schulische und berufliche Förderung eröffnet unheilbar Erblindeten Chancen für ein eigenständiges Leben.

Am 2. Januar 2003 wurde die einmillionste Augenoperation durchgeführt. Gollmann, heute Ehrenvorsitzende der Andheri-Hilfe erinnert sich noch gut an die Anfänge: Als sie vor 40 Jahren anfing, sich um die Blinden zu kümmern, erntete sie zunächst Unverständnis: „Was willst Du bei zwei Millionen Blinden ausrichten?“ fragte man sie. Ihre Antwort war einfach: „Beim Ersten anfangen“. Bei der 40-Jahres-Feier in Bonn wurde sie mit minutenlangen Standing-Ovations geehrt.

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