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7. Frankfurter Fortbildungskurs für Refraktive Chirurgie

Aktuelle Aspekte der Excimerlaserchirurgie und der IOL-Technologie standen ebenso im Mittelpunkt des siebten Frankfurter Fortbildungskurses für Refraktive Chirurgie wie Astigmatismusmanagement, Komplikationsmanagement sowie Presbyopiebehandlung. Gastgeber Prof. Dr. T. Kohnen, leitender Oberarzt der Universitäts-Augenklinik Frankfurt, führte auch in diesem Jahr durch die Tagung, zu der Experten, Kliniker und Wissenschaftler aus dem Bereich der Refraktiven und Vorderabschnittschirurgie referierten und sich dem lebhaften Dialog mit dem Auditorium stellten. Ein Bericht von Dr. Evdoxia Terzi.

Nach Begrüßung der Teilnehmer durch Prof. Dr. C. Ohrloff und Prof. Dr. T. Kohnen widmete sich der erste Themenblock des siebten Frankfurter Fortbildungskurses für Refraktive Chirurgie der Excimerlaserchirurgie.

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Abb. 1: Die Referenten: Prof. Dr. Fabian, Dr. Kermani, Prof. Dr. Kohnen (vordere Reihe),
Prof. Dr. Neuhann, Dr. Baumeister, Dr. Bühren, Prof. Dr. Knorz, Prof. Dr. Langenbucher.

Dr. J. Bühren (University Eye Institute der University of Rochester, USA) erläuterte in seinem Vortrag die Grundlagen der Wellenfrontanalyse: Entstehungsweise, Messung und Interpretation einer Wellenfront. Anwendungsnah ging es mit den Vorträgen von Prof. Dr. E. Fabian (AugenCentrum MVZ Rosenheim), Prof. Dr. T. Neuhann (alz Augenklinik München) und Dr. O. Kermani (Augenklinik am Neumarkt, Köln) zu modernen asphärischen und wellenfrontgesteuerten Excimer-Abtragungsprofilen weiter. In Anbetracht dessen, dass nach refraktiver Laserchirurgie der Hornhaut eine hohe Patientenzufriedenheit erreicht wird, jedoch nach wie vor Probleme hinsichtlich erhöhter Blendempfindlichkeit und reduziertem Kontrastsehen bei induzierten Aberrationen durch die Standardablationsprofile beklagt werden, können moderne Entwicklungen wie die asphärischen oder wellenfrontgesteuerten Behandlungsprofile von Vorteil sein. Dabei kann die korneale Asphärizität mit einbezogen werden, eine Behandlung auf die rein korneale Wellenfront oder auf die Gesamtwellenfront des Auges basiert werden.

Prof. Dr. M. Knorz (FreeVis LASIK Zentrum Universitätsklinikum Mannheim) und Prof. Dr. T. Kohnen gingen auf moderne Oberflächenbehandlungen und lamelläre Hornhautchirurgie ein und stellten sie ergänzend einander gegenüber. Bei der Entscheidung über das anzuwendende Verfahren sind dabei die korneale Dicke, das Vorliegen eventueller kornealer Pathologien (wie form fruste Keratokonus, Basalmembrandystrophie) und der Zeitraum der visuellen Rehabilitation zu berücksichtigen. Auf dem Gebiet der Oberflächenbehandlungen sind neben der klassischen photorefraktiven Keratektomie (PRK), Laser Epithelial Keratomileusis (LASEK) und Epi-LASIK auch modifizierte PRK-Verfahren verfügbar, die das klassische Problem der PRK, den kornealen Haze, reduzieren können. Im Bereich der LASIK haben seit geraumer Zeit die Femtosekundenlaser die Architektur der LASIK-Lamelle verändert und führen zu einer präzisen und sicheren Abtrennung dünnerer Flaps als mit den Mikrokeratomen möglich. Die Experten stellten das FLEx-Verfahren (Femtosekunden Laserextraktion) in Aussicht, bei dem mittels des Femtosekundenlasers intrastromal ein Lentikel ausgeschnitten wird, der dann in toto und ohne Einsatz eines Excimerlasers aus der Hornhaut entfernt wird.

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Abb. 2: Flapdicke Mikrokeratom versus Femtosekundenlaser.

Im zweiten Themenblock über Komplikationsmanagement und phake Intraokularlinsen (pIOL) wurden zunächst laserchirurgische Komplikationen und Behandlungsvorgehensweisen vorgestellt. Die Professoren Kohnen, Knorz und Neuhann sprachen im Anschluss daran über phake kammerwinkel- und irisgestützte Vorderkammerlinsen sowie phake Hinterkammerlinsen und ihre Indikationsgebiete. Auf dem Gebiet der kammerwinkelgestützten Intraokularlinsen können neuere Implantate unter Meidung früherer Komplikationen wie Pupillenverziehung oder IOL-Rotation stabile, sichere und refraktiv vorhersagbare Ergebnisse liefern. Irisgestützte Intraokularlinsen haben sich über Jahre aufgrund ihres geringen Komplikationsprofils, der sicheren Implantation und der anatomischen und refraktiven Stabilität bewährt; als phakes Implantat sind derzeit die Artisan und ICL durch die Food and Drug Administration der USA zugelassen. Phake Hinterkammerlinsen zeichnen sich ebenfalls durch stabile refraktive Ergebnisse bei geringer Rate der Kataraktinduktion aus.

Im dritten Themenblock „Astigmatismus & Intraokularlinsen“ wurden verschiedene Verfahren zur Astigmatismusbehandlung wie korneale Inzisionsverfahren, Excimerchirurgie, torische phake und pseudophake Intraokularlinsen sowie kombinierte Verfahren diskutiert. Prof. Dr. E. Fabian stellte inzisionale Verfahren zur Behandlung regulärer Astigmatismen wie die astigmatische Keratotomie vor, Dr. O. Kermani sprach über die Möglichkeiten und Limitationen von Excimerbehandlungen zur Astigmatismuskorrektur. Im Bereich der torischen Implantate wurde in den Vorträgen der Professoren Kohnen und Neuhann auf klinische Ergebnisse der torischen Hinterkammerlinsen nach refraktivem Linsenaustausch oder Kataraktchirurgie sowie auf phake torische Implantate eingegangen. Bei diesen Verfahren spielt die präoperative Markierung am Patientenauge sowie die intraoperative Ausrichtung eine entscheidende Rolle. Eine genaue Biometrie und die Bestimmung der präoperativen Achslage ist unverzichtbar, wobei die Möglichkeit einer postoperativen Rotation der Intraokularlinse trotz allem weiterhin besteht.
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Abb. 3: Dynamischer Rotations-Eye-Tracker (DRET).

Astigmatismen größer als zwei Dioptrien lassen sich mit torischen Implantaten mit einer guten Vorhersagbarkeit zuverlässig behandeln. Prof. Dr. M. Knorz referierte über das Bioptics-Verfahren, ein Kombinationsverfahren aus Intraokularlinsenimplantation und Excimerablation, bei dem ein sphärischer Refraktionsfehler mittels eines intraokularen Implantates ohne torische Komponente korrigiert und später von einem laserchirurgischen Verfahren auf der Hornhaut zur Fein- und Astigmatismuskorrektur gefolgt wird.
Im vierten und letzten Themenblock wurde das Thema Akkommodation behandelt. Dr. M. Baumeister (College of Optometry, University of Houston) berichtete über neueste Ergebnisse aus der Akkommodationsforschung zu derzeit noch in der experimentellen Phase befindlichen Verfahren und bereits klinisch eingesetzten akkommodativen Implantaten. Mit letzteren lassen sich keine ausreichend hohen Akkommodationsamplituden erreichen. Der refraktive Linsenaustausch mit Implantation von Multifokallinsen wurde von Prof. Dr. T. Kohnen vorgestellt. Dabei ermöglichen bisher insbesondere die diffraktiven Intraokularlinsen ein gutes unkorrigiertes Sehvermögen in Ferne und Nähe, ohne die in der Vergangenheit gefürchteten Nebenwirkungen der Multifokalität wie beispielsweise verminderte Kontrastsensitivität oder vermehrte Blendempfindlichkeit hervorzurufen. Dr. O. Kermani stellte die Methode der Thermokeratoplastie (conductive keratoplasty, CK) dar, bei der mittels thermischer Effekte kontraktile Kräfte in der mittleren Hornhautperipherie zu einer Brechkraftzunahme der zentralen Kornea führen. Dadurch ist eine Steigerung des Nahvisus bei nur geringem Fernvisusverlust zu erreichen. Auch lässt sich eine Monovision mittels Thermokeratoplastie des nicht-dominanten Auges erzielen.

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Abb. 4: Neue VK-PIOL.

Prof. Dr. Dipl.-Ing. A. Langenbucher (Institut für Medizinische Physik, Universität Erlangen) schloss den vierten Themenblock mit einem Vortrag zur Intraokularlinsenkalkulation nach refraktiver Laserchirurgie ab. Bei der IOL-Berechnung sind theoretisch-optische empirischen Formeln vorzuziehen, für eine möglichst genaue Kalkulation sollten Keratometrie- und Achsenlängenwerte sowie die Refraktion vor refraktiver Laserchirurgie eingeholt werden.

Insgesamt wurde während des Kongresses das komplette Spektrum der refraktiven Chirurgie an einem Tag kompakt und auf dem aktuellsten Stand dargeboten und die Themenvielfalt von Referenten und Teilnehmern rege und praxisnah diskutiert.

Der nächste, bereits angekündigte achte Frankfurter Refraktiven Kurs findet am 29. November 2009 in Frankfurt am Main statt.

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