Zur Jahrestagung des DKVB in Rostock

Blindheitsursachen und Prävention durch Aufklärung
Am 10. und 11. März 2006 fand in Rostock in der Aula der 1419 gegründeten Universität die Jahrestagung des Deutschen Komitees zur Verhütung von Blindheit e.V. (DKVB) gemeinsam mit der Tagung der Sektion „Internationale Ophthalmologie“ der DOG statt. Ein Bericht von Dr. Hannsjürgen Trojan..

Die Sitzung der Sektion „Internationale Ophthalmologie“ war Auftakt der Veranstaltung am Freitagabend, zu der die Gastgeber Prof. Dr. Rudolf Guthoff, Direktor der Universitäts-Augenklinik in Rostock und Prof. Dr. Volker Klauß, Vorsitzender des Komitees zur Verhütung von Blindheit, München, rund 120 Gäste begrüßten.

Zunächst gab Dr. Th. Baah, Capecoast/Ghana, einen Einblick in die ophthalmologische Situation seines Landes. Anschließend berichtete Dr. A. Zhivov über die augenärztliche Versorgung in Russland und Dr. H. J. Miertsch aus Eckernförde über Struktur und Organisation einer neu eingerichteten Augenklinik in Kibosho, Tansania. Zu diesem Thema zeigten Dr. J. Dillinger und Dr. H. Trojan einen Videobeitrag.

Am Samstag wurde die Jahrestagung des Komitees zur Verhütung von Blindheit durch den Rektor der Universitäts-Augenklinik Rostock Seine Magnifizenz Prof. Dr. H. J. Wendel feierlich eröffnet. Wendel hob in seiner beeindruckenden Ansprache das Engagement von Prof. Dr. R. Guthoff im Rahmen der Partnerschaft mit der Universität Kinshasa hervor. Als Philosoph stellte Wendel das Leid der Blinden in den Vordergrund, während die wissenschaftlichen Aspekte der Blindheit anschließend vom Studiendekan und Tropenmediziner Prof. Dr. Eisinger beleuchtet wurden. Er unterstrich in seiner Ansprache besonders den Wert von Partnerschaften auf Universitätsebene.

VISION 2020

Als nächster berichtete Klauß als Vorsitzender des DKVB über den Stand der Initiative VISION 2020. Hierbei spiele die Aufklärung der Öffentlichkeit über Blindheitsursachen und die Belange blinder Menschen eine bedeutende Rolle. Als weitere relevante Punkte nannte er die Anerkennung von VISION 2020 im Netzwerk von Organisationen und Verbänden, die sich mit Augenkrankheiten und Blindheit beschäftigen. Dazu gehöre auch die Erhöhung der Medienresonanz und die Gewinnung der Gesundheitsministerien, um die Finanzierung eines nationalen VISION 2020 Plans sicher zu stellen. Das werde nur möglich, so Klauß, durch ein hohes Verständnis für Blindheitsursachen und einer Verhaltensänderung hinsichtlich der Prävention. Klauß fordert eine Standortbestimmung und gegebenenfalls eine Erhöhung des deutschen Beitrages für VISION 2020 mit den Zielen: Aus- und Weiterbildung, Bekämpfung der wichtigsten Blindheitsursachen und Entwicklung von Augen-Programmen. Anzustreben sei eine enge Kooperation von Partnern in Tropen und Subtropen, durch den Ausbau von Partnerschaften mit Universitäten sowie die Ausbildung von augenmedizinischem Personal.

Die Woche des Sehens, als Beitrag in Deutschland, wurde von Frau A. Keseberg, Christoffel Blindenmission (CBM), vorgestellt. Diese Aktionswoche des Sehens findet seit nunmehr regelmäßig fünf Jahren statt und gehört zu den größten medizinischen Aufklärungsveranstaltungen Deutschlands. 2006 liege der medizinische Schwerpunkt auf der Diabetischen Retinopathie. 30.000 Diabetiker haben auf Grund ihrer Retinopathie ihr Augenlicht verloren. Mit einer frühzeitigen Diagnosestellung und sachgerechter Therapie wäre ein großer Teil nicht erblindet.

Ehrenmitgliedschaft

Anschließend verlieh Klauß die Ehrenmitgliedschaft des Komitees zur Verhütung von Blindheit an Dr. Gerhard Kühnhardt, Augenarzt in Ibbenbüren. Er wurde für seine Verdienste um den Aufbau einer Augenambulanz am St. Elizabeth Krankenhaus in Arusha, Tansania, ausgezeichnet. Bis heute führt er hier jährlich Dreimonatskurse in Augenheilkunde für Schwestern und Krankenpfleger durch. Bisher wurden über 100 Teilnehmer ausgebildet. Für seine jahrelange Arbeit als Schrift- und Kassenwart des Komitees bedankte Klauß sich bei Herrn W. Bauer, der nach rund 20 Jahren aus Altersgründen zurücktrat.

Augenmedizin

In dem daran anschließenden medizinischen Teil berichtete Dr. W. Schroeder (Hamburg) über den Einsatz der Ultraschalldiagnostik, Dr. M. Schittkowski (Rostock) über Amblyopiebehandlung und Dr. S. Timm (Rostock)/Priv.-Doz. Dr. R. Schmauz (Papenburg) über die Korrelation klinischer und histologischer Befunde.

Schmauz untersucht in seinem Papenburger Institut seit 1976 die histologischen Präparate, die ihm aus Agogo/Ghana geschickt werden. In der Doktorarbeit von Dr. H. Walther, Chefarzt der Gefäßchirugie in Hameln, wurde die Diskrepanz zwischen klinischer und histologischer Diagnose evident. Unter anderem wurde auf die steigende Zahl der Plattenepithelkarzinome hingewiesen. Neben der intensiven Solarstrahlung wurden die immer häufiger auftretenden HIV-Infektionen als mögliche Ursache diskutiert. In diesem Rahmen bot Schmauz an, histologische Präparate, die im Rahmen von Einsätzen von deutschen Ärzten in Entwicklungsländern entnommen wurden, kostenlos zu untersuchen.

Weiterhin berichtete Dr. L. Böhmer (Kiel) über die Operation kindlicher Katarakte und Dr. Ch. Hirneiß (München) über Augenveränderungen bei Kindern mit Malaria. Hierbei besteht an den kleinen Gefäßen eine Hämolyse als Folge der dehämoglobinisierte Erythrozyten. Eine Funduskopie bei Malaria ist hinsichtlich der Prognose außerordentlich hilfreich.

Kooperationen

Frau Dr. S. Saguthi, Koordinatorin der Augenhilfsprogramme in Tansania, berichtete über die augenärztliche Situation in ihrem Lande.
Von 35 Millionen Einwohnern sind 35.000 blind. Da die Katarakt die häufigste Blindheitsursache darstellt, muss die CSR (cataract surgical rate) erhöht werden. Und dabei können deutsche Augen-ärzte ihren Teil beitragen.

Dr. M. Schulze Schwering, Rostock, sprach über die Strategie bestehender und künftiger Universitäts-Partnerschaften. Zur Zeit existieren nur drei funktionierende Kooperationen, nämlich die zwischen den Universitäten München und Nairobi/Kenia, Rostock und Kinshasa/Kongo sowie Schwerin und Kamerun. Darüber berichtete Prof. Dr. F. Wilhelm, Schwerin. Über eine neue, groß angelegte Partnerschaft berichtete M. Sachsenweger, Landshut. OcuNet, ein Zusammenschluss von sieben operativen Augenpraxen in Deutschland errichten in enger Zusammenarbeit mit CBM ein Augenhospital in Äthiopien

Kurzzeiteinsätze

Dr. K. Schiller, Glauchau, berichtete über seine Arbeit mit dem SES (senior experts service) in China. Die Arbeit sei sehr desillusionierend gewesen. Er war mit der Aufgabe zu lehren nach China geschickt worden, aber es gab niemanden, der sich hätte ausbilden lassen (oder lassen wollen). Ein weiteres Problem sei der extreme Alkoholkonsum der chinesischen Bevölkerung. Nichtmittrinken gilt als unhöflich und ist für einen Gast nicht opportun. Dr. Th. Engels, Berlin, meldete sich aus dem Auditorium und berichte von exakt den gleichen Erlebnissen.

Mitgliederversammlung

Am Nachmittag fand schließlich die Mitgliederversammlung statt. Der Vorsitzende Klauß unterstrich nochmals, dass das Komitee innerhalb der Menge von Organisationen in Deutschland unbedingt seinen Platz finden müsse. Die Arbeit der etwa 400 Mitglieder konzentriere sich im Prinzip auf einige wenige Mitglieder, vor allem die des Vorstands. Deshalb wurde der Antrag gestellt, die Anzahl der Vorstandsmitglieder auf 15 zu erhöhen. Dieser Antrag wurde angenommen. Abschließend übergab er den Vorstandsvorsitz an Dr. Raimund Balmes, Ahlen. Als neuer Schriftwart wurde Herr Tigges, DAHW, benannt. Beiden, Herrn Klauß und Herrn Bauer, wurde im Namen des Komitees für ihre jahrelange Arbeit gedankt.

Die nächste Jahrestagung findet in Landshut (Prof. Dr. M. Sachsenweger) im März 2007 statt.

Ein Wort noch in eigener Sache:
Als Referent möchte ich mich, auch im Namen der Redaktion des AUGENSPIEGELS, für die jahrelange konstruktive Zusammenarbeit und den unermüdlichen Einsatz von Prof. Dr. Klauß bedanken. Er war in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Komitees zur Verhütung von Blindheit direkt mit der Akzeptanz der Probleme der Augenkrankheiten in den Entwicklungsländern verbunden. Er hat es geschafft, dass auf fast allen großen Veranstaltungen der DOG, des BDOC und des BVA tropenmedizinische Themen auf dem Programm standen. In den siebziger Jahren hat er die Kooperation auf Universitätsbasis zwischen München und Nairobi ins Leben gerufen. In diesem beispielhaften Projekt hat er selbst sieben Jahre lang gearbeitet. Bis zum heutigen Tage wurden hier annähernd 100 afrikanische Augenärzte ausgebildet. Wir wünschen Prof. Dr. Klauß für die Zukunft alles erdenklich Gute, besonders dass sein Wunsch, wieder in einem Entwicklungsland arbeiten zu dürfen, in Erfüllung geht.

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