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Zum XXV. Kongress der European Society of Cataract and Refractive Surgeons (ESCRS)

Internationale Tagung der Ophthalmochirurgen in Stockholm
Vom 8. bis zum 12. September trafen sich Ophthalmochirurgen aus aller Welt zum XXV. Kongress der European Society of Cataract and Refractive Surgeons (ESCRS) in Stockholm. Zählte die erste Tagung 1982 in Den Haag gerade etwa 200 Teilnehmer, wurde diesjährig mit mehr als 5.000 Voranmeldungen von Ophthalmologen, Pflegepersonal und Technikern eine Rekordteilnehmerzahl prognostiziert. Die Industrie war mit annähernd 200 internationalen Firmen wieder zahlreich vertreten. Ein zusammenfassender Bericht von Matthias Müller.

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Die Eröffnungsveranstaltung (Welcome Reception) fand im berühmten Vasa Museum statt. Das Museum wurde um das 1961 geborgene und später restaurierte schwedische Kriegsschiff Vasa gebaut, das aufgrund eines Konstruktionsfehlers bereits auf seiner Jungfernfahrt im August 1628 im Hafenbecken gesunken war.

Insgesamt wurden auf der ESCRS-Tagung über 600 Vorträge gehalten und 500 Poster präsentiert. Das größte Interesse der Teilnehmer weckten die Hauptvorträge (Main Symposia) mit interessanten ophthalmochirurgischen Beiträgen namhafter internationaler Referenten wie zum Beispiel Robert Stegmann (Südafrika), Howard Fine (USA) oder Thomas Neuhann (Deutschland). Insbesondere das Montagssymposium mit dem erwartungsvollen Titel „Supra Cataract Surgery“ wurde gut besucht. Die nicht ganz ernst zu _nehmenden Vortragstitel wie „My patients never use glasses“ (I. H. Fine) oder „I never get endophthalmitis“ (P. Mondan) vermittelten ernste ophthalmologische Themen auf humoristische und kurzweilige Art und Weise. Die weiteren Hauptvorträge befassten sich mit neuen operativen und medizinischen Aspekten zum Hornhautendothel, mit phaken Intraokularlinsen und der operativen Rekonstruktion von traumatisierten Augen.

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Abb. 1: Internationale Ophthalmochirurgen trafen sich zum Austauschen in Stockholm.

Neben den vielen Vorträgen zu den Themen Refraktive, Katarakt- und Glaukomchirurgie wurden auch mehr als 100 Lehrveranstaltungen abgehalten. In einer speziellen Videobibliothek konnten die eingereichten Operationsvideos angeschaut werden.

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Abb. 2: In einer speziellen Videobibliothek konnten die eingereichten Operationsvideos
angeschaut werden.

Die Preise für die besten Poster und Videos wurden in festlichem Rahmen übergeben. Der Gewinner in der Posterkategorie „Katarakt“ wurde der Japaner Mayumi Nagata für „Comparison of anterior continous curvilinear capsulorhexis (CCC) contracting using 5 different foldable IOLs“. In einer Studie mit 120 Augen von 62 Patienten zeigte er, dass IOL – Materialien wie Silikon eine höhere CCC-Kontraktion induzieren als andere. In der Refraktiven Kategorie gewann Sanjay Patel aus Minnesota für „Corneal wavefront errors, corneal backscatter and vision after LASIK: bladeless versus microkeratome“. Er zeigte, dass die korneale Rückstreuung nach LASIK mit dem Femtosekundenlaser-Flapschnitt höher ist als bei den Mikrokeratomen, obwohl die kornealen Aberrationen nach beiden Verfahren annähernd gleich sind.

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Abb. 3: Zu Ehren des kürzlich verstorbenen ESCRS-Gründungsmitgliedes
Michael Blumenthal wurde der Video-Award nach seinem Namen benannt.

Gesamtsieger des Videowettbewerbs wurde der Japaner Teruyuki Miyoshi für seinen Film „From phaco-cutting to true phacoemulsification“. In beeindruckenden Computersimulationen und Highspeed-Kameraaufnahmen wurde ein neuer Phako-Tip mit sowohl torsionalen als auch longitudinalen Bewegungen vorgestellt. Zu Ehren des kürzlich verstorbenen ESCRS-Gründungsmitgliedes Michael Blumenthal wurde der Video-Award nach seinem Namen benannt.

Die Binkhorst Medaille wurde diesjährig an Dr. Ulf Steveni (Schweden) verliehen. In seinem Vortrag wies der Pionier auf dem Gebiet der Stammzellenforschung und der kornealen Wundheilung auf die immer noch große Gefahr der Endophthalmitis hin. Er betonte, dass die Registrierung großer Patientenzahlen als Quelle wertvoller Informationen für die Kataraktchirurgie von großer Bedeutung ist. Die schwedische Kataraktdatenbank war eine der ersten, mittlerweile sind mehr als 900.000 Operationsdaten gesammelt, die bis ins Jahr 1980 zurückreichen. Die Daten aus Schweden folgen dem internationalen Trend, die Zahlen der jährlich durchgeführten Kataraktoperationen haben sich gegenüber 1980 verzehnfacht. Resümierend beendete Steveni seine Rede mit der Frage, warum heutzutage die optischen Ergebnisse nach Kataraktchirurgie verbessert sind und die Zahl der Komplikationen deutlich gesunken ist. Mögliche Antworten fand er in neuen Operationsverfahren wie torsionaler Phakoemulsifikation oder der Kleinschnittchirurgie. Außerdem würden die Patienten heute in einem früheren Kataraktstadium operiert als in der Vergangenheit.

Mit jährlich steigenden Teilnehmerzahlen und stetiger Weiterentwicklung in der wissenschaftlichen Programmorganisation zählen die Jahrestagungen der ESCRS zu den weltweit bedeutendsten ophthalmologischen Kongressen.

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Abb. 4: Industrieausstellung mit annähernd 200 internationalen Firmen.

Die XXVI. Tagung der ESCRS findet vom 13. bis 17. September 2008 in Berlin statt.

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