Zum 70. Todestag von CBM-Gründer Ernst Jakob Christoffel
Der evangelische Pfarrer Ernst Jakob Christoffel setzte sich im vergangenen Jahrhundert für Menschen mit Behinderungen ein, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen – in einer Zeit, in der das keinesfalls selbstverständlich war. In seinen Heimen in der Türkei und später im Iran waren sie alle willkommen: Davon weiß auch einer seiner letzten noch lebenden Schüler zu berichten. Christoffels Beispiel folgt die nach ihm benannte Christoffel-Blindenmission (CBM) bis heute. Zu seinem 70. Todestag am 23. April erinnert die Hilfsorganisation an ihren Gründer.
Er gilt als „Vater der Blinden, der Niemandskinder, der Krüppel und Taubstummen“ im Orient. So steht es auf seinem Grabstein im persischen Isfahan: Ernst Jakob Christoffel war ein Pionier der Inklusion. Abbas Schah-Mohammedi hat ihn noch persönlich gekannt. Der gebürtige Iraner, der selbst mit acht Jahren erblindete, war einer seiner letzten Schüler. Heute lebt er in Berlin. In Christoffels Heim im persischen Isfahan fühlte er sich erstmals als blinder Mensch angenommen. Keine Selbstverständlichkeit in dieser Zeit: „Bei Christoffel waren wir normale Menschen“, berichtet der heute 87-Jährige. „Das war in dem Dorf, in dem ich früher lebte, nicht so. Da wurde Blindheit als Strafe Gottes angesehen.“
Christoffel lehrte blinde Menschen wie ihn lesen und schreiben, er unterrichtete gehörlose Menschen – und er kümmerte sich um die, die sonst kein Zuhause hatten. Schon als junger Mann entschied er sich, Menschen in Not im Orient zu helfen. Darin fand der Pastor aus dem Rheinland seine Lebensaufgabe. Zweimal stand er vor dem Nichts, zweimal musste er ganz von vorn anfangen.
Aufgewachsen in Mönchengladbach, reiste Ernst Jakob Christoffel bereits 1908 mit seiner Schwester Hedwig in die Türkei, um dort in Malatia ein Heim für blinde Menschen, Menschen mit anderen Behinderungen und Waisenkinder zu gründen. Das Ende des Ersten Weltkriegs bedeutete das Aus für sein Heim. Denn mit der Ausweisung aller Deutschen im Jahr 1919 musste auch er das Land verlassen. Doch der engagierte Pastor gab nicht auf. Er setzte sein Werk in Persien, dem heutigen Iran, fort – zunächst in Täbris, später in Isfahan. Der Zweite Weltkrieg drohte sein Werk erneut zu zerstören. 1943 geriet Christoffel in Kriegsgefangenschaft. Erst 1951 konnte er nach Isfahan zurückkehren, um sich erneut um seine Schützlinge zu kümmern – bis zu seinem Tod 1955.
Dort lernte auch Abbas Schah-Mohammedi den Pastor aus Deutschland kennen. Er prägte seinen späteren Lebensweg, und auch seinen Glauben. Von Geburt an Moslem, wurde Abbas Schah- Mohammedi Christoffels letzter Täufling. Später studierte er evangelische Theologie und arbeitete lange Zeit als Blindenpfarrer in Berlin. Christoffel ist bis heute sein Vorbild: Er holte blinde und anders behinderte Menschen aus der sozialen Isolation. Und er widerlegte das Vorurteil, dass Menschen mit Behinderungen nicht lernen können. Was er als Vorkämpfer der Inklusion vor mehr als 115 Jahren begann, führt die nach ihm benannte Christoffel-Blindenmission bis heute fort.
Quelle: Christoffel-Blindenmission (CBM)