Zum 19. Kongresss der DOC in Nürnberg

Austauch über Wichtiges und Neues in der Ophthalmochirurgie
Auch in diesem Jahr treffen sich die deutschen Ophthalmochirurgen aus Klinik und Praxis anlässlich der DOC zum Austausch über relevante Aspekte ihres Fachbereiches in Nürnberg. Der inzwischen 19. Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen (DOC) tagt vom 25. bis 28. Mai 2006 im Messezentrum, dessen Tagungsräumlichkeiten im letzten Jahr ein ausgesprochen positives Echo fanden. DER AUGENSPIEGEL sprach mit Dr. Armin Scharrer, Präsident der DOC, der zum diesjährigen Kongress mit 4.500 Teilnehmern rechnet und damit jetzt schon einen höheren Anmeldungsstand als im Vorjahr verzeichnet.

ScharrerDER AUGENSPIEGEL:
Steht die diesjährige Tagung der DOC unter einem besonderem Thema?

Dr. Armin Scharrer:
Hauptthema in diesem Jahr ist wieder die Kataraktchirurgie mit ihren faszinierenden Neuerungen. Von besonderer Bedeutung ist die Entwicklung von neuen Operationsmethoden sowie die Entwicklung neuer Intraokularlinsen zum Beispiel IOL’s mit Blaulichtfilter, atmosphärische Intraokularlinsen und Mulitfokallinsen der neuen Generation.

DER AUGENSPIEGEL:
Die Kataraktchirurgie ist also das Hauptthema?

Dr. Armin Scharrer:
Das erste Hauptthema bilden die Linsen. Das zweite Hauptthema, das ja immer mehr an Bedeutung gewinnt, steht unter dem großen Oberbegriff neuer Behandlungsmöglichkeiten subretinaler Neovaskularisationen (AMD). Da hat sich ja unendlich viel getan. Das dritte Hauptthema, das wir bringen werden, ist die Hornhautchirurgie mit dem Femtosekundenlaser. Wir werden zur DOC zum ersten Mal in Deutschland und wohl auch in Europa eine perforierende Keratoplastik bei einer Live Surgery mit dem Femtolsekundenlaser zeigen. Dieser Laser bringt Impulse von einer Billiardste (10-15) Sekunde und ist für alle Hornhautchirurgen etwas ganz Spannendes. Die Ergebnisse scheinen brilliant zu sein. Damit scheint dies wieder ein weiterer Meilenstein in der Augenchirurgie zu sein. Wir werden bei der DOC eine lamelläre und auch eine perforierende Keratoplastik demonstrieren.

DER AUGENSPIEGEL:
Gibt es noch weitere Live Surgery-Veranstaltungen?

Dr. Armin Scharrer:
Wir bringen bei der Live Surgery immer neue oder alte, gut eingeführte verfeinerte Operationsmethoden. Wir werden auch Femto-Lasik-Operationen zeigen. Ein weiterer Schwerpunkt ist diesmal die Glaukomchirurgie. In diesem Rahmen werden verschiedene Glaukomoperationen demonstriert, von der normalen bis hin zur 360-Grad-Viskocanalostomie, bei der man zirkulär den gesamten Schlemm’schen Kanal eröffnet. Weiterhin kommt die Netzhaut-Glaskörper-Chirurgie zur Darstellung. Wir werden hierbei neue Behandlungsmethoden bei der Makuladegeneration zeigen. Beim constant delivery system wird ein Kortison-Präparat in den hinteren Augenabschnitt gesetzt. Hierbei ist das Kortison in einem Material enthalten, was ganz langsam in Lösung geht. Das Auge wird so über eine Dauer von zwölf Monaten mit dem Wirkstoff versorgt.

DER AUGENSPIEGEL:
Ist das bezahlbar?

Dr. Armin Scharrer:
Zur Zeit ist diese Technik noch sehr teuer. Ich hoffe aber, dass der Hersteller, Bausch und Lomb, für den Kongress das Material zu Verfügung stellt. Immerhin liegen die Kosten noch bei 18.000 Euro. Für die Uveitis-Augen ist das eine wunderschöne Sache. Das Verfahren wird sicherlich deutlich billiger, wenn es in größeren Menge hergestellt werden kann.

DER AUGENSPIEGEL:
Wer kann sich das später leisten?

Dr. Armin Scharrer:
Wenn dieses System häufiger angewendet wird, muss es eine Kassenleistung werden. Es geht ja hierbei nicht um eine Leistung, die man erbringen könnte. Es geht hier um wirklich kranke Menschen. Hier darf der soziale Status und das Portemonnaie keine Rolle spielen. Das gilt genauso für die anderen intravitrealen Medikamenteneingaben. Auch die müssen eine Kassenleistung werden. Das kann keine IGeL-Leistung bleiben. Der BDOC hat sich hierbei sehr engagiert. Wir haben in alle Richtungen Druck ausgeübt und sind guter Hoffnung, dass die intravitreale Medikamenteneingabe in der nächsten Zeit eine Kassenleistung wird.

DER AUGENSPIEGEL:
Hat es da schon ein brauchbares positives Echo gegeben?

Dr. Armin Scharrer:
Man hat nicht nur darüber nachgedacht, sondern dieser Wunsch steht schon auf der Tagesordnung.

DER AUGENSPIEGEL:
Was gibt es denn über den im Programm angeführten Wandel in den Strukturen zu berichten?

Dr. Armin Scharrer:
Für uns Augenärzte, egal ob operativ oder konservativ tätig, ist die Welt in den vergangenen zwölf Monaten nicht einfacher geworden. Im Honorarbereich erhält man heute für dieselbe Leistung immer weniger Geld. Das gilt gleichermaßen für operierende als auch für nicht-operativ tätige Augenärzte. Von der Politik wird Druck auf uns ausgeübt. Man verlangt von uns, möglichst kostengünstig und effektiv zu arbeiten, was natürlich überall an Grenzen stößt. Wir stehen vor einer neuen Situation. Wir müssen protestieren, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass das nicht der rechte Weg sein kann. Auf der anderen Seite müssen wir uns neue Wege überlegen, wie wir mit diesen Situationen zurecht kommen. Und ich denke, die neuen Wege können eigentlich nur sein, Kooperationen zu fördern. Sei es Kooperationen im Sinne von Gemeinschaftspraxen oder Praxisgemeinschaften, MVZ oder aber Kooperationen zwischen Kliniken und Niedergelassenen nach amerikanischem Vorbild. Es muss eine engere Verzahnung entstehen. Aber ceterum cen, ceterum censio wir haben in Deutschland keine Krise des Gesundheitswesens, sondern ein hervorragendes Gesundheitswesen, auch in der Augenheilkunde. Wir haben in Deutschland „nur“ eine Krise der Finanzierung der Krankenversorgung und dies gilt es immer und immer wieder zu wiederholen, bis es auch die Politik verstanden hat!

DER AUGENSPIEGEL:
Wird dann die KV überflüssig?

Dr. Armin Scharrer:
Es kann nicht unser Ziel sein, die KVen abzuschaffen. Ganz im Gegenteil. Unser Ziel als Augenärzte muss sein, die Kassenärztliche Bundesvereinigung und auch die KV generell zu stärken und zu unterstützen. Wir dürfen nicht in die Situation kommen, wie zum Beispiel in der Schweiz, dass ein Augenarzt gleichzeitig mit 50 Kassen jeweils seinen Vertag aushandeln muss. Er reist dann jede Woche irgendwohin zu einer Vertragsverhandlung. Die KV versteht sich als Interessenvertretung und ich finde, dass sie sich in den letzten 50 Jahren in hervorragender Weise legitimiert hat. Es muss unser Ziel sein, die KV mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu unterstützen. Nur dann werden wir in der Zukunft stark sein.

DER AUGENSPIEGEL:
Wie steht der BDOC zu den Ärztestreiks?

Dr. Armin Scharrer:
Diese Streiks unterstützt der BDOC in vollem Umfange. Wir schreiben das auch an alle Mitglieder. Unser Problem ist ja nicht, dass wir unser Fach schlecht verwalten, dass wir Augenheilkunde schlecht betreiben. Ganz im Gegenteil. Menschen aus anderen Ländern, haben einen ganz anderen Eindruck. Sie denken, dass es bei uns hervorragend läuft, operativ aber auch nicht-operativ. Unser Problem ist, dass sich die Politik der öffentlichen Meinung bedient und dann versucht, bestimmte Dinge im Sog der öffentlichen Meinung in die Tat umzusetzen. Aus diesem Grunde müssen wir die öffentliche Meinung beeinflussen und ich bin davon überzeugt, dass allein die erste Streikaktion im Januar wirklich hervorragende Erfolge in der Öffentlichkeit gebracht hat. Das Image der Ärzte hat sich geändert. „Die sind ja gar nicht so reich. Die verdienen nur dreitausend Euro. Ich habe immer gedacht, so ein Assistenzarzt verdient mindestens 10.000 Euro im Monat. Und die müssen soviel arbeiten. “ Das hat also in der Öffentlichkeit einiges gebracht. Wir müssen begreifen, dass wir uns nicht ins Schneckenhaus zurückziehen können, sondern dass wir die öffentliche Meinung mit beeinflussen müssen, wenn wir auf die Politik Einfluss gewinnen wollen.

DER AUGENSPIEGEL:
Nun noch eine Fage zu dem Kursus „Management in Klinik und Praxis“. Das ist ein Thema, das normalerweise ein ganzes Vollstudium umfasst. Was kann man hier in ein oder zwei Stunden bringen?

Dr. Armin Scharrer:
Der Kursus gibt bevorzugt Anstöße, wo und wie man sich weiterbilden kann, beispielsweise Literaturhinweise und Empfehlungen zu Kursen, die man besuchen sollte. Sicherlich kann man in einer oder auch zwei Stunden das Management nicht lernen. Man kann aber über Management-Tools, also über die Werkzeuge sprechen. Man kann den Hörern einen Denkanstoß geben, wohin man sich wenden kann, wenn diese oder jene Probleme auftreten. Dafür ist der Kurs gut geeignet. Sie finden dort die leitenden Arzthelferin, Verwaltungsangestellte aber auch die leitenden OP-Schwester und das ist ein äußerst dankbares Publikum, das sonst wenig Möglichkeiten hat, sich auf diesem Gebiet weiter zu bilden.

DER AUGENSPIEGEL:
Dieser Kurs ist offensichtlich primär an nichtärztliches Personal gerichtet?

Dr. Armin Scharrer:
In der Tat. Ich glaube, dass es ihnen viel bringt.

DER AUGENSPIEGEL:
Wie steht es mit dem Bei-Programm? Was erwartet die Besucher Ende Mai in Nürnberg?

Dr. Armin Scharrer:
Ich möchte den Kongressbesuchern die Oper in Nürnberg ans Herz legen. Dann gibt es eine Reihe wunderbarer Museen in Nürnberg. Es gibt wunderschöne Ausflugsmöglichkeiten in die unmittelbare Nahe, in die fränkische Schweiz.

DER AUGENSPIEGEL: Herr Dr. Scharrer, wir bedanken uns für das Gespräch.

Das Interview für den AUGENSPIEGEL führte
Dr. Hannsjürgen Trojan, Marburg.
(Dieses Interview als PDF)

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