Visusminderung trotz erfolgreicher Kataraktchirurgie
Bedeutung interdisziplinärer Versorgung bei komplexen Vorerkrankungen
Trotz erfolgreicher Kataraktoperation mit torischen Intraokularlinsen bei einem älteren Patienten zeigte sich postoperativ eine funktionelle Visusminderung, insbesondere beim Lesen. Erst durch eine gezielte optometrische Analyse und individuelle Lesebrillenanpassung konnte eine subjektive Verbesserung erzielt werden. Anhand eines konkreten Fallbeispiels veranschaulichen Dr. rer. med. Anke Messerschmidt-Roth und Karsten Pfeiffer (Marburg) die Bedeutung einer interdisziplinären Versorgung und machen deutlich, dass technische Perfektion allein nicht ausreicht, um funktionelle Zufriedenheit zu gewährleisten.
Im Oktober 2023 stellte sich ein älterer Patient in unserer Klinik vor. Bei ihm besteht seit der Kindheit eine Myopie. Die bestkorrigierte Sehschärfe lag bei 0,63 rechts (-1,25/-2,75 A 83°) und 0,4 links (-1,50/-0,75 A 92°). Neben einer beidseitigen Katarakt bestand am linken Auge eine Hornhautnarbe nach rezidivierender Herpes-Keratitis (letzter Schub 2021). Zur Operation wurden beidseits torische IOLs implantiert. Beide Eingriffe verliefen komplikationslos. Ungefähr ein Jahr postoperativ berichtete der Patient über weiterhin bestehende starke Unschärfe beim Lesen und persistierende Blendungsempfindlichkeit.