Therapiestudie: Antikörper soll Sehnerv bei MS regenerieren oder schützen

Eine Entzündung des Sehnervs – Optikusneuritis – tritt in vielen Fällen als erstes Symptom einer Multiplen Sklerose (MS) auf. Bisher ist die mit der Entzündung einhergehende Zerstörung von Sehnervenfasern ebenso wenig behandelbar wie MS selbst. Zwar lässt sich bei Multipler Sklerose der Fortgang verzögern. Doch ganz gestoppt oder geheilt werden kann sie bisher nicht. Eine neue Option stellt der Einsatz spezieller Antikörper dar. Forscher sehen darin die Perspektive, dass sich der Sehnerv nach einer entzündlichen Schädigung regeneriert. Für eine frühe klinische Studie werden nun weltweit 90 Patienten gesucht, die ein halbes Jahr intensiv betreut und mit dem neuen Medikament behandelt werden. Für diese Studie ausgewählt wurde das von Prof. Tjalf Ziemssen geleitete Multiple-Sklerose-Zentrum der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden.

Patienten mit Multiple Sklerose leiden an schubweise auftretenden Entzündungsherden in Gehirn und Rückenmark. Die daraus resultierenden Schädigungen im zentralen Nervensystem lassen sich bisher nicht rückgängig machen, denn diese Zellen können sich nicht aus eigener Kraft erholen. Die mangelnde Regenerationsfähigkeit der Nerven hat gute Gründe: In der Erneuerung liegt die Gefahr von Fehlbildungen, die das ganze System empfindlich stören könnten. Ganz anders bei der Haut des Menschen, hier ist es lebenswichtig, dass sich beispielsweise Wunden schnell wieder verschließen. Im Prinzip könnten das auch Nervenzellen oder die Isolationszellen der Nervenfasern. Doch die Natur hat dem ein Riegel vorgeschoben, bestimmte Stoffe im Gehirn hemmen die Regeneration. So ist die Fähigkeit der Nerven blockiert, die sie umgebende Schutzschicht – das Myelin – zu bilden. Die Antikörper, die in der Studie überprüft werden, sollen nun den molekularen Schalter zur Myelin-Produktion umlegen. Dazu binden sie sich gezielt an die dafür verantwortlichen Hemmstoffe im Gehirn und neutralisieren diese. Wie diese monoklonalen Antikörper – das sind im Labor nach menschlichem Vorbild hergestellte Moleküle – bei einem Patienten ganz genau wirken, soll im Rahmen der Studie wissenschaftlich überprüft werden. Dazu bietet sich der Sehnerv besonders gut an, weil er besser als alle anderen Nervenstrukturen von außen problemlos einsehbar ist.

Augenärzte und Neurologen haben seit vielen Jahren große Erfahrungen in der Untersuchung dieses Nervs. Denn auch andere Erkrankungen wie der Grüne Star (Glaukom) können ihn schädigen, weshalb er bei Betroffenen regelmäßig untersucht werden muss. Dafür steht den Augenärzten zum Beispiel die Optische Kohärenztomografie zur Verfügung. Auch die Spezialisten des Dresdner MS-Zentrums verfügen über einen solchen Tomografen, der im Rahmen der Studie eingesetzt wird. Zusätzlich nutzen sie für weitere Augenuntersuchungen jedoch die Expertise der Ärzte der Klinik für Augenheilkunde des Dresdner Uniklinikums.

Kontakt für Patienten:
Patienten, die erstmals unter einer akuten Optikusneuritis an nur einem Auge leiden – Symptome können unter anderem Augenschmerzen, Sehverluste, Sehstörungen wie Flackern oder eingeschränkte Farbwahrnehmung sein – können sich melden unter Telefon 0351-458 7450 oder E-Mail: .(Javascript muss aktiviert sein, um diese Mail-Adresse zu sehen)

Weitere Informationen:
http://www.uniklinikum-dresden.de
http://www.neuro.med.tu-dresden.de/ms

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