Protonentherapie in Berlin gesichert

Behandlung von okulären Tumoren wird nach Kooperationsvertrag fortgesetzt

Ein Kooperationsvertrag zwischen der Charité-Universitätsmedizin Berlin und dem Hahn-Meitner-Institut Berlin (HMI) rettet die Protonentherapie zur Behandlung von Augentumoren, so die beiden Kooperationspartner. Damit bliebe der derzeit einzige Standort in Wannsee erhalten, an dem in Deutschland die Protonentherapie in der Augenheilkunde eingesetzt wird.

Bei dem Verfahren der Protonentherapie werden Protonen, Kerne von Wasserstoffatomen, mit einem Teilchenbeschleuniger zu einem Strahl gebündelt. Anders als beim Einsatz von Gamma- oder Elektronenstrahlen kann man damit sehr zielgenau Tumoren entfernen, ohne das umliegende gesunde Gewebe zu beschädigen. So kann die Sehkraft eines Auges auch dann gerettet werden, wenn sich der Tumor in heiklen Bereichen wie in der Nähe des Sehnervs oder der Netzhaut befindet. Überwiegend werden so Aderhautmelanome behandelt, die als bösartige Tumoren das Augenlicht und Leben des Patienten gefährden. Seit 1998 hat die Charité am Berliner Hahn-Meitner-Institut in Wannsee über 800 Patienten aus ganz Deutschland sowie dem europäischen Ausland behandelt.

Aufgrund politischer Entscheidungen sei das Ionenstrahllabor des Hahn-Meitner-Instituts zum 31. Dezember 2006 geschlossen worden. Der jetzige Vertrag sehe wesentliche Neuerungen der Zusammenarbeit vor: Die Charité soll die Medizinphysiker des HMI übernehmen, die die aufwändige Planung der Strahlführung berechnen. Das HMI wird keine eigenen Forschungsarbeiten an der Beschleunigeranlage mehr durchführen und steht nun ausschließlich für die Behandlung von Augentumorpatienten zur Verfügung. Aus diesem Grund werde die betriebswirtschaftliche Steuerung von der Charité übernommen, hierzu zähle auch der Aufbau eines nationalen und internationalen Netzwerkes an Partnerkliniken. Wie bisher werde die Augenklinik des Charité Campus Benjamin Franklin die medizinischen und organisatorischen Aspekte der Behandlung verantworten, während das Hahn-Meitner-Institut den Protonenstrahl bereitstelle.

Für deutsche Patienten bedeute der Erhalt der Beschleunigeranlage, dass sie sich weite Behandlungswege nach Frankreich oder in die Schweiz ersparen könnten. Aber auch für Patientenkreise im Ausland sei der Standort Berlin attraktiv. Die Charité-Universitätsmedizin Berlin setzt auf die Erschließung neuer Märkte, insbesondere auch in Osteuropa. „In erster Linie geht es darum, auch im internationalen Raum bekannt zu machen, dass es an der Charité so ein effizientes therapeutisches Verfahren gibt“, erklärte Prof. Dr. Detlev Ganten, Vorstandsvorsitzender der Charité. Und Prof. Dr. Michael Foerster, Leiter der Klinik für Augenheilkunde am Campus Benjamin Franklin und Pionier auf dem Gebiet der Protonentherapie, ergänzte: „Neueste Auswertungen belegen, dass die Heilungserfolge aufgrund unserer langjährigen Erfahrung weltweit gesehen in der Spitzengruppe liegen – ein Qualitätskriterium, das für Patienten und Krankenkassen immer wichtiger wird.“

Die Anlage im Hahn-Meitner-Institut eignet sich aufgrund ihrer Strahlstärke insbesondere für Augentumore. Für Tumorerkrankungen an anderen Organen ist ein „Zentrum für Partikeltherapie“ geplant, mit dem die Charité kooperieren wird.

http://www.hmi.de/pt

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Prof. Dr. Michael Foerster, Leiter der Klinik
für Augenheilkunde am Campus Benjamin Franklin
und Pionier auf dem Gebiet der Protonentherapie.

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