Augenärzte diskutieren Nachwuchsförderung

Um die besten Köpfe für die Augenheilkunde zu gewinnen, will die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) neue Wege in der Nachwuchsförderung gehen. DOG-Präsident Professor Dr. med. Berthold Seitz plädiert für eine zeitgemäße Führungskultur, die stärker auf Partizipation, Verlässlichkeit und Familienfreundlichkeit setzt. Nachwuchsförderung wird ein Schwerpunkt auf dem 111. DOG-Kongress, der vom 19. bis 22. September 2013 unter dem Motto „Exzellent sehen – Exzellenz fördern“ in Berlin stattfindet. Eine Reihe von Veranstaltungen widmet sich dem Thema, darunter Kurse zu Management und Mitarbeiterführung sowie ein Symposium, das Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie, Klinik und Forschung auslotet.

Die deutschen Universitätskliniken sehen sich einem immer stärkeren Wettbewerb um medizinisch-wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgesetzt. „Das gilt auch für die Augenheilkunde“, erklärt DOG-Präsident Berthold Seitz, Direktor der Universitätsaugenklinik Homburg/Saar. „Wir müssen uns daher mit zeitgemäßen Maßnahmen um die besten Köpfe bemühen, damit die Ophthalmologie weiterhin prosperieren kann.“

Dazu gehört, bereits die Studierenden in der Lehre für das Fach zu begeistern. „Die Augenheilkunde ist ein sehr ästhetisches Fach, dessen Erfolge im wörtlichen Sinne sofort sichtbar sind“, betont Seitz. „Dafür kann man werben.“ Hat sich der Studierende für eine assistenzärztliche Tätigkeit in der Augenheilkunde entschieden, wirke ein ausgefeiltes klinisches Ausbildungsprogramm motivierend. Assistenzärzte sollten zudem während der fünfjährigen Facharztausbildung bis zu einem Jahr forschen können, ohne dass sich ihre Ausbildungszeit verlängert – die DOG unterstützt jeden bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingereichten Antrag mit 5000 Euro. „Und was die Fach- und Oberärzte betrifft, stehen Klinikchefs in der Pflicht, ihnen eine attraktive Position im Haus anzubieten oder in anderen Einrichtungen zu vermitteln“, so Seitz.

Doch neben „harten“ Kriterien wie Entlohnung und Karriereperspektiven spielen bei Entscheidungen zur Berufswahl aus Sicht des DOG-Präsidenten zunehmend auch „weiche“ Faktoren eine Rolle. „Dazu zählt vor allem der Führungsstil des Chefs“, betont Seitz. Insbesondere die „Generation Y“ – darunter verstehen Soziologen Geburtenjahrgänge ab 1980 – erwarte einen Führungsstil, der sich durch Kompetenz und Empathie gleichermaßen auszeichnet. Für die Generation Y stehen persönliche Entfaltungsmöglichkeiten und Work-Life-Balance im Vordergrund, Status- und Karrieredenken sind oft nachrangig.

„Integrität, Verlässlichkeit und Authentizität sind unerlässlich, sonst hat man bei der Generation Y keine Chance“, meint Seitz. Stärker denn je käme es auf Kritikfähigkeit an, wenn eine Klinik erfolgreich sein wolle. „Der Chef muss sich heute der Diskussion stellen“, betont Seitz. „Wir haben beispielsweise eine Kritikbox eingeführt. Jede Kritik kann dort geäußert werden, sofern ein Verbesserungsvorschlag unterbreitet wird.“ Auch dürfe der Vorgesetzte seinen Mitarbeitern nichts versprechen, das er nicht halten könne – egal, ob es sich um operative Eingriffe, eine Promotion oder Habilitation handelt. Schließlich gehört Organisationsgeschick zu den Führungsanforderungen. „Allein ein exzellenter Operateur zu sein, reicht heute nicht mehr“, meint Seitz.

Teilzeittätigkeit ist aus Sicht des DOG-Präsidenten mit einer augenärztlichen Tätigkeit grundsätzlich vereinbar. Allerdings gebe es spezifische Anforderungen im klinischen Alltag, die zu beachten wären. „Wer operiert, sollte auch zwei volle Tage anwesend sein, um den Patienten nach dem Eingriff am nächsten Tag anzuschauen“, so Seitz. Teilzeittätigkeit funktioniere, wenn die Klinikführung wirklich dahinter stehe. Und dazu gebe es auf Dauer keine Alternative. „Kein Chef kann den Wettbewerb um die besten Köpfe in der Augenheilkunde ohne Teilzeit-Modelle gewinnen“, ist Seitz überzeugt.

Quelle:
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)
http://www.dog.org

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