Praxisfall Kontaktlinse
Erosio corneae nach Tragen überalterter Weichlinse
Zur Anamnese
Eine 24-jährige Kontaktlinsenträgerin sucht gegen Mittag einen Augenarzt auf, sie klagt, dass ihr rechtes Auge seit etwa einer Stunde stark träne. Nach einem leichten Reiben am Auge habe sie spontan ein Fremdkörpergefühl verspürt, das auch nach Entnahme der Linse sich nicht zurückbildete sondern eher noch zunahm. Auf dem Partnerauge habe sie keine Probleme. Weiche hydrophile Kontaktlinsen würden seit über einem Jahrzehnt beschwerdefrei getragen, sie seien vom Wegwerftyp, sie beziehe den Ersatz jeweils von Billiganbietern wobei sie sich aber wegen ihrer Kurzsichtigkeit einmal im Jahr einer augenärztlichen Kontrolluntersuchung unterziehe. Bei gezielter Nachfrage gibt sie an, sie trage zwar derzeit Linsen von einem 4-Wochen-Austauschsystem, sie habe diese, weil beschwerdefrei, allerdings jetzt schon über drei Monate im Auge.
Der Befund
Die Lider sind ohne pathologische Befunde, es besteht ein gewisser Blepharospasmus. Das rechte Auge zeigt eine deutliche konjunktivale Injektion, die Hornhaut lässt nach Anfärben mit Fluoreszein eine breitflächige Erosio erkennen, die in der mittleren Peripherie lokalisiert ist. Die Ränder des Epitheldefekts sind allseits scharf begrenzt (s. Abb.). Intraokular ist das Auge reizfrei. Das linke Auge ist ohne weitere pathologische Befunde. Eine Kontrolle der mitgebrachten getragenen Linse lässt eine radiäre Bruchlinie im Material erkennen, sie ist mit der Epithelverletzung kongruent.
Die Diagnose
Hornhautepitheldefekt beim Träger einer überalterten weichen Kontaktlinse, verursacht durch Materialdefekt.
Die Differenzialdiagnose
Fremdkörperverletzung, Verletzung des Auges durch fehlerhafte Linsenhandhabung. Zu denken ist auch an ein Overwear-Syndrom oder eine toxische Schädigung des Auges zum Beispiel durch nicht ausreichend neutralisiertes Peroxyd. Hier wären allerdings die Ränder des Wundgebietes bereits in der Anfangsphase des Geschehens im Gegensatz zu einer mechanischen Alteration unscharf begrenzt.
Der Kommentar
Immer wieder werden von Kontaktlinsenträger die Tragevorschriften nicht eingehalten. Vor allem bei Austauschlinsen werden die vorgegebenen Tragezeiten nicht immer eingehalten, was zum Tragen defekter Linsen am Auge führt. Die Folge sind Hornhautverletzungen die bei Befall mit pathogenen Keimen zu gefährlichen Infektionen führen können.
Die Therapie
Hornhautepitheldefekte des Kontaktlinsenträgers bedingen einen absoluten Tragestopp bis zum völligen Ausheilen des Befundes. Zusätzlich ist die Anwendung einer antibiotischen Augensalbe dringend zu empfehlen, da bei Hornhautverletzungen des Kontaktlinsenträgers ein besonders hohes Infektionsrisiko besteht.