Ophthalmic Hub 2025 tagte in Kiew
Es gibt Veranstaltungen, die wegen ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse in Erinnerung bleiben. Und dann gibt es solche, die wegen ihrer Seele in Erinnerung bleiben. Der Ophthalmic Hub 2025, der vom 3. bis 5. April in Kiew stattfand, war beides. Während der Krieg in der Ukraine weiterhin Schatten über das Land wirft, war dieser Kongress ein Zeichen der Hoffnung und des Fortschritts. Die von der Ukrainischen Allianz der Augenärzte organisierte Konferenz brachte Hunderte engagierte Fachleute aus der Ukraine und der ganzen Welt zusammen.
Drei Tage lang verwandelte sich die Mercure Congress Hall in Kiew in ein Zentrum moderner Augenheilkunde. Von Meisterkursen zur Netzhautchirurgie bis hin zu Symposien zu komplexen Fällen, die Diskussionen umfassten Technologien, Techniken und persönliche Erfahrungen. Internationale Referenten, darunter Experten aus Brasilien, Pakistan, Deutschland, den USA und Polen, teilten grenzüberschreitende Erkenntnisse. Es waren die ukrainischen Stimmen, die die tiefsten Töne anschlugen. Referenten aus Charkiw, Tschernihiw, Saporischschja, Dnipro und Odessa – vom Krieg gezeichnete Städte – standen nicht nur als Wissenschaftler, sondern auch als Überlebende auf der Bühne. Ihre Forschung war von Dringlichkeit, ihre klinischen Geschichten von Patienten geprägt, deren Leben nicht nur durch Krankheit, sondern auch durch den Krieg verändert wurde.
Emotional bewegende Momente ereigneten sich während der Sitzungen, in denen der Krieg direkt thematisiert wurde. Dr. Alina Osharovas Vortrag über den Zusammenhang zwischen Depressionen und dem Trockenen Auge als Folge eines umfassenden Krieges war ein Spiegel kollektiver psychischer Belastung. Die Fallbeispiele im Vortrag von Dr. Jorge Corona aus den USA „Hoffnung wiederherstellen: Die Erfahrung der Augenrekonstruktion nach dem Konflikt in der Ukraine“ veranschaulichten Leben, die durch Traumata unterbrochen und mit Geschick und Mitgefühl wiederaufgebaut wurden.
Die Konferenz war von großer Wärme geprägt. Zwischen den gut besuchten Sitzungen gab es Wiedersehen unter Kollegen, lange Umarmungen und Gespräche, die von Lachen und geteilter Trauer geprägt waren. Prof. Oksana Vitovska – National Medical University O. O. Bogomolec in Kiew/Ukraine, Vorsitzende der Ukrainian Alliance of Ophthalmologists und Vorsitzende der wissenschaftlichen Tagung – eröffnete die Veranstaltung mit gewichtigen Worten: „Auch in der Dunkelheit muss das Sehen geschützt werden“. Sie gab den Ton für einen Kongress an, der alle daran erinnerte, dass sie sie eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der medizinischen Zukunft der Ukraine einnehmen.
Von globalen Erkenntnissen über künstliche Intelligenz in der Glaukombehandlung bis hin zur Zukunft der Netzhauttherapie und der rekonstruktiven Chirurgie – der Ophthalmic Hub 2025 zeigte, dass die ukrainische Augenheilkunde nicht auf Frieden wartet, um zu wachsen. Ein Teilnehmer sagte: „Dieser Kongress hat mich nicht nur weitergebildet. Er hat mich daran erinnert, warum ich geblieben bin“.
Als neue und moderne Form der augenheilkundlichen Fortbildung in Kiew fand erstmalig 2018 der Ophthalmic HUB statt, der von Prof. Oksana Vitovska, Professorin der Abteilung für Augenheilkunde an der Nationalen Medizinischen Universität Bogomolets in Kiew, ins Leben gerufen worden war. Bereits der initiale Kongress setzte neue Maßstäbe in der Ukraine mit rund 750 Teilnehmern und 80 Referenten.
Der komplette Ophthalmic Hub 2025 ist auf Youtube verfügbar. Weiterführende Information zum Kongress: www.ophthalmic-hub.com.ua/eng
Von Dr. Sibylle Scholtz, Ettlingen