Modellprojekt „Sehen im Alter“

Mit dem deutschlandweit bislang einmaligen Modellprojekt „Sehen im Alter“ untersuchen die Blindeninstitutsstiftung und die LowVision-Stiftung das Sehvermögen von rund 500 Bewohnerinnen und Bewohnern von Senioreneinrichtungen des Caritasverbandes für die Diözese Würzburg e.V. Ziel der wissenschaftlichen Studie ist herauszufinden, wie gut die augenärztliche, optische und rehabilitative Versorgung der Menschen in Senioreneinrichtungen derzeit ist und wie diese verbessert werden kann. Darauf macht die Blindeninstitutsstiftung aufmerksam.

Altersbedingte Augenerkrankungen nehmen mit steigender Lebenserwartung zu und wirken sich oftmals negativ auf die Mobilität und die soziale Zufriedenheit der betroffenen Menschen aus. Studien gehen davon aus, dass in Deutschland rund 1,2 Millionen Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit leben, die Hälfte davon ist über 70 Jahre alt. Eine frühzeitige Vorsorge ist deshalb sehr wichtig und richtet sich an die verschiedenen Fachdisziplinen und Partner im Gesundheitswesen.

Mit dem Projekt „Sehen im Alter“ wollen die Blindeninstitutsstiftung und die LowVision-Stiftung erstmalig überprüfen, wie hoch der Anteil sehbehinderter Menschen in Senioreneinrichtungen ist und wie diese durch eine umfassende Sehversorgung unterstützt werden können. Kooperationspartner sind der Caritasverband für die Diözese Würzburg e.V., die Universitätsaugenklinik Würzburg, der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund e. V. sowie die Johann Wilhelm Klein-Akademie GmbH.

Das auf drei Jahre angelegte Vorhaben wird mit 300.000 Euro vom Bayeri- schen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen gefördert. Weitere Unterstützer sind die Stiftung „Daheim im Heim“ und die Edith Mühlschlegel-Stiftung.

Kostenlose Untersuchungen in unterfränkischen Caritas- Senioreneinrichtungen
In den 20 teilnehmenden Caritas-Einrichtungen in Unterfranken bietet ein interdisziplinäres Team der Blindeninstitutsstiftung und der Universitätsaugenklinik Würzburg ab Juni 2013 kostenlose augenärztliche Untersuchungen für die Bewohnerinnen und Bewohner an. Die Experten überprüfen Sehschärfe sowie -funktion, beraten und vermitteln, falls nötig, an externe Fachstellen. Zudem haben Seniorinnen und Senioren die Möglichkeit, Sehhilfen und weitere Hilfsmittel auszuprobieren. Da eine Augenerkrankung oft auch die Mobilität und Orientierungsfähigkeit einschränkt, sind speziell ausgebildete Reha-Lehrkräfte im Team. Sie beraten Betroffene, wie sie sich im Alltag besser zurechtfinden können und geben Empfehlungen für eine sehgerechte Raumgestaltung.

Besonderer Fokus auf Sturzprävention und Menschen mit Demenz Aktuelle Sturzpräventionsprogramme berücksichtigen vor allem die nachlassende Gleichgewichtsfähigkeit und die schwache Muskelkraft älterer Menschen. Dass Stürze auch auf die nachlassende Sehkraft zurückgehen können, wird oft vernachlässigt. Mit dem Projekt soll der Fokus bei der Sturzprophylaxe stärker auf die Bedeutung einer Diagnostik der Sehfähigkeit und einer entsprechenden Anpassung der Umgebung wie zum Beispiel durch eine bessere Beleuchtung gelenkt werden.

Ein weiterer besonderer Aspekt ist die Diagnose von Augenerkrankungen bei Menschen mit Demenz. Da dementielle Veränderungen durch eingeschränktes Sehvermögen beschleunigt werden können, ist eine umfassende Diagnostik von Augenerkrankungen bei einer einsetzenden Demenzerkran- kung sehr wichtig. Durch Sehtests, die die Blindeninstitutsstiftung bei der Arbeit mit Menschen mit mehrfacher und geistiger Behinderung entwickelt hat, können auch Demenzpatienten untersucht werden, die sich nur noch eingeschränkt ausdrücken können und bei denen sich daher standardisierte Testverfahren nicht anwenden lassen.

Nachhaltigkeit durch einen Leitfaden, Fortbildungen und die Vernetzung der Fachdisziplinen vor Ort
Mit dem Projekt „Sehen im Alter“ soll eine nachhaltige Verbesserung der fachlichen Versorgung rund um das Sehen und damit einhergehend der Lebensqualität für sehbehinderte und blinde Bewohner von Senioreneinrichtungen in der Region angestoßen werden. Um dies zu erreichen sollen nicht nur betroffene Menschen und deren Angehörige über altersbedingte Augenerkrankungen und deren Auswirkungen auf den Alltag informiert, sondern das Bewusstsein dafür auch beim Personal in den Caritas-Einrichtungen geschärft werden. In Schulungen für Pflegekräfte werden Fragen thematisiert wie: Was muss beim Umgang mit sehbehinderten Menschen beachtet werden? Welche Verhaltensmuster deuten im Alltag auf eine Augenerkrankung hin? Wie können Stürze vermieden werden?

Schließlich wird das Projektteam die Erkenntnisse aus den Untersuchungen evaluieren und daraus resultierende Qualitätsmerkmale und Handlungsempfehlungen in einem Leitfaden für stationäre Senioreneinrichtungen veröffentlichen. Für den langfristigen Erfolg des Projektes ist es ebenso wichtig, die verschiedenen Berufsgruppen rund um das Thema Sehen besser miteinander und mit den Einrichtungen vor Ort zu vernetzen. „Wir möchten den Anstoß dazu geben, dass eine fachübergreifende Sehversorgung durch Diagnostik, Therapie, Beratung und Rehabilitation in Senioreneinrichtungen dauerhaft gewährleistet ist“, unterstreicht die Projektleiterin und Orthoptistin Sabine Kampmann von der Blindeninstitutsstiftung die nachhaltige Ausrichtung des Vorhabens.

Quelle:
Blindeninstitutsstiftung
http://www.blindeninstitut.de

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